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Der Rollator: Eine Gehhilfe für drinnen und draussen

Längeres Gehen und freies Stehen können nach einem Unfall oder im Alter beschwerlich werden. Ein Rollator kann die Betroffenen bei der Mobilität unterstützen. Ein Rollator bietet Sicherheit und unterstützt das Gleichgewicht beim Gehen und Stehen. Er ist Gehhilfe und Sitzgelegenheit in einem. Welche Kriterien ein Rollator erfüllen sollte, wie man das richtige Modell findet und wie der Rollator richtig eingesetzt wird, lesen Sie hier.

Ein Rollator kann beim Gehen helfen – sollte jedoch wieder abgegeben werden.
Ein Rollator kann beim Gehen helfen – sollte jedoch wieder abgegeben werden. © Tales by Pictures / iStock / Getty Images Plus

Rollator  – das Wichtigste in Kürze:

Wer alters- oder krankheitsbedingt auf eine Gehhilfe angewiesen ist, dem kann ein Rollator ein Stück weit Unabhängigkeit bieten. Wichtig ist dabei, dass ein Rollator nur nach medizinischer Prüfung eingesetzt werden sollte. Eine professionelle Einweisung in die Nutzung der Gehhilfe beugt Fehlhaltungen und Unfällen vor. Ebenso wichtig ist das bewusste Lauftraining auch ohne Rollator, um keine negativen Effekte zu erzielen.

Rollatoren gehören zu unserem Alltag und erleichtern vielen Menschen das Gehen. Die ersten Rollatoren, die den heutigen Gehhilfen ähneln, wurden in den 1970er-Jahren in Schweden erfunden und mit der Zeit immer weiterentwickelt. Heute gibt es je nach Bedarf unterschiedliche Modelle, nach Körpergrösse verstellbar, für unterschiedliche Gewichte ausgelegt oder mit verschiedenen Griffvarianten für Menschen mit Arthritis oder nach Operationen.

Wie sinnvoll ist ein Rollator?

Die Vorteile eines Rollators

Ein Rollator bietet Sicherheit und unterstützt das Gleichgewicht beim Gehen und Stehen. Er ist Gehhilfe und Sitzgelegenheit in einem.  Beim Plausch mit den Nachbarn oder beim Warten auf den Bus kann er für eine Pause genutzt werden. Viele Rollatoren besitzen eine Sitzfläche. Da die meisten Modelle auch mit einem Korb oder einer Tasche ausgestattet sind, bieten sie auch die Möglichkeit Dinge zu transportieren, was das Einkaufen erleichtern oder den Alltag zu Hause einfacher machen kann. Damit bietet der Rollator einen Vorteil im Gegensatz zu anderen Gehhilfen wie Krücken.

Die Nachteile eines Rollators

Die meisten Probleme, die durch die Nutzung eines Rollators entstehen, liegen daran, dass eine professionelle Einweisung und Anpassung der Gehhilfe fehlt. Falsch eingestellte Griffe führen dazu, dass ein gebückter Gang entsteht und der Rollator nur vor sich hergeschoben wird. Das erhöht das Sturz- und Verletzungsrisiko, da bei Gefälle der Rollator nicht richtig gebremst werden kann.

Die starre Armhaltung bei der Nutzung eines Rollators wirkt sich ausserdem ungünstig auf die Rückenmuskulatur aus und die Wirbelsäule krümmt sich dadurch. Das führt zu schneller Muskelermüdung und Rückenschmerzen.

Ein Rollator ist also dann sinnvoll, wenn durch ihn ein eigenständiger Alltag unterstützt wird. Um lange fit und gesund zu bleiben, sollte aber immer wieder auch ohne Rollator Gehen und Stehen geübt werden, damit der Bewegungsapparat weiterhin gefordert wird und ein Rollator nicht zur Verschlimmerung beiträgt.

Wie finde ich für mich das richtige Modell?

Es gibt Rollatoren aus Stahl, die in der unteren Preisklasse bereits ab 100 Franken beginnen und Leichtgewicht-Rollatoren aus Aluminium, die bis zu 1000 Franken kosten können. Im oberen Preissegment finden sich auch einige Hybrid-Modelle. Diese können vom Rollator zum Rollstuhl umgebaut werden.

Der wichtigste Unterschied zwischen den Standardmodellen besteht im Gewicht. Ein Rollator aus Stahl wiegt um die neun Kilogramm, während die Modelle aus Aluminium bei um die sechs Kilogramm liegen. Diese lassen sich dementsprechend leichter hochheben, was beim Transport über Treppenstufen oder im öffentlichen Verkehr hilfreich ist. Ausserdem lassen die Modelle aus Aluminium sich längs zusammenfalten. Das spart Platz zum Beispiel beim Abstellen im Treppenhaus oder Transport mit Auto oder im öffentlichen Verkehr.

Wird der Rollator nur zum Gehen von Strecken ausserhalb genutzt und besteht viel Platz zum Unterstellen, sind robuste Stahlmodelle ausreichend. Geht es um mehr Mobilität, die Nutzung mit dem öffentlichen Verkehr und Auto oder im Innenbereich, empfiehlt sich die Investition in ein leichteres Modell.

Es gibt Modelle mit vier oder drei Rädern, letztere werden auch Delta-Rollator oder Dreirad-Rollator genannt. Dreirad-Rollatoren sind wendiger als die vierrädrigen Rollatoren, bieten aber weniger Stabilität und sind deswegen eher für den Innengebrauch geeignet.

Um das richtige Modell zu finden, stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Welche Ausrüstung ist mir wichtig?
  • Wo benutze ich den Rollator hauptsächlich?
  • Wie wichtig sind Gewicht und Handhabung?
  • Welches Budget habe ich für einen Rollator?

Eine Übersicht über verschiedene Modelle und Tests bietet das deutsche Konsumentenportal chip.de.

Worauf sollte ich beim Kauf eines Rollators achten?

Empfehlenswert ist der Kauf eines Rollators im Sanitätshaus, da dort verschiedene Modelle getestet werden können und Sie eine professionelle Beratung vor Ort erhalten. Zudem kann der Rollator optimal auf die Benutzer angepasst werden. 

Ein Rollator kann nach den eigenen Bedürfnissen individuell aufgerüstet werden. Beispielsweise mit Stockhalter oder Reflektoren. Je nach Modell lassen sich auch Schirme oder Rückengurte als Sitzlehne befestigen. Praktische Tipps zum Rollator-Kauf hat die Redaktion der Apotheken Umschau zusammengestellt.

Diese Kriterien sollte ein Rollator erfüllen

Bei einem Rollator handelt es sich um ein Medizinprodukt. Unabhängig vom Modell sollte der Rollator eine CE-Kennzeichnung haben. Auf folgende Kriterien sollten Sie achten:

  • höhenverstellbare Griffe
  • gut funktionierende, feststellbare Bremsen. Die Bremshebel sollten leicht zu erreichen sein.
  • gutes Rollverhalten mit Rollwiderstand, damit der Rollator nicht wegrollt
  • stabil und vom Gewicht passend zur nutzenden Person
  • passende Sitzgelegenheit
  • Aufbewahrungsmöglichkeit (Korb oder Tasche)
  • ein möglicher Faltmechanismus sollte einfach zu handhaben sein
  • Reflektoren zur besseren Sichtbarkeit

Wie lange muss ein Rollator halten?

Beziehen Sie einen Rollator über eine Versicherung, wird dieser häufig nur geliehen und sie bekommen das Modell direkt gestellt. Je nach Laufzeit ist nach ein paar Jahren eine weitere ärztliche Prüfung nötig, um ein neues Modell zu bekommen oder die Leihdauer des alten zu verlängern. Sollte etwas mit dem Rollator nicht in Ordnung sein, melden Sie sich bei Ihrer Versicherung oder dem zuständigen Sanitätshaus. Rollatoren sind in der Regel recht stabil und halten lange. Haben Sie keine Versicherung, ist der Kauf eines gebrauchten Modells auch eine Möglichkeit. Achten Sie dabei aber besonders auf mögliche Schäden.

Wie benütze ich den Rollator korrekt?

Griffe richtig einstellen:  Die richtige Einstellung des Rollators ist entscheidend. Wenn Sie vor dem Rollator stehen, stellen Sie sich möglichst aufrecht. Die Griffe sollten so eingestellt sein, dass Sie sich maximal drei Finger breit über dem Handgelenk befinden. So können Sie sich auf den Rollator stützen und diesen nicht nur vor sich herschieben. Damit wird eine Fehlhaltung und Verschlechterung der Gehfähigkeit vermieden.

Richtig gehen lernen: Ist der Rollator richtig eingestellt, sollten Sie aufrecht zwischen den Rädern gehen, statt den Rollator vor sich herzuschieben.

Sitzgelegenheit nur mit festgestellten Bremsen nutzen: Die meisten Rollatoren haben eine Sitzfläche. Wichtig ist es, dass Sie die Bremsen feststellen, bevor Sie sich auf Ihren Rollator setzen. Dann rollt die Gehhilfe beim Aufstehen nicht weg.

Eine ausführliche bebilderte Broschüre zum Umgang mit dem Rollator im Bus, der richtigen Einstellung und dem Umgang mit Hindernissen hat das Alters- und Pflegeheim Holzenstein  in Romanshorn TG erstellt.

Eine Videoanleitung mit ausführlichen Tipps zum richtigen Einstellen, Bremsen und Überwinden von Hindernissen zeigt ein Physiotherapeut des deutschen Rhein-Maas Klinikums:

Wer bezahlt einen Rollator in der Schweiz?

Wer für die Kosten eines Rollators aufkommt, ist in der Schweiz nicht einheitlich geregelt. Die obligatorische Krankenversicherung bezahlt laut der Mittel- und Gegenständeliste keine Rollatoren. Hier sind lediglich Krücken als Gehhilfen vorgesehen. Je nach Fall deckt eine Zusatzversicherung, die Invalidenversicherung (IV) oder die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) einen Teil der Kosten ab. Informationen bietet ein Merkblatt der AHV.  Damit die Krankenkasse einen Rollator bezahlt, ist meistens ein ärztliches Rezept notwendig. Eine Nachfrage bei der eigenen Krankenkasse oder im Sanitätshaus ist der einfachste Weg, um eine Kostenübernahme oder -beteiligung für einen Rollator zu bekommen.

Rollatoren kann man auch mieten, beispielsweise bei Anbietern von Medizinprodukten. Ein Beispiel: die Kuhn Bieri AG in Köniz BE.

Wie lernt man wieder ohne Rollator zu laufen?

Ein Rollator sollte grundsätzlich zur Unterstützung dienen, aber nicht dazu führen, dass Fortbewegung ohne die Gehhilfe nicht mehr möglich ist. Deshalb empfiehlt es sich, regelmässig kleine Strecken ohne Rollator zu trainieren, um weiterhin flexibel zu bleiben. Wer krankheitsbedingt auf einen Rollator angewiesen ist, kann mit Hilfe von Physiotherapie und gezieltem Lauftraining üben, wieder ohne Rollator zu gehen.

Für wen ist ein Rollator nicht geeignet?

Grundsätzlich gilt: Ein Rollator ist nur bei klarer Indikation sinnvoll, da er zu einer Fehlbelastung der Muskeln im Rücken führt. Voraussetzung für den guten Umgang mit einem Rollator ist noch genügend Muskelkraft und Beweglichkeit in den Armen und Beinen. Wichtig ist ausserdem eine ausreichende Koordination.

Wer unter Sehbeschwerden, Gleichgewichtsstörungen oder unkontrollierten Spastiken leidet, für den ist ein Rollator nicht geeignet. Auch bestehende Rückenbeschwerden können verschlimmert werden. Lassen Sie sich medizinisch oder in einem Sanitätshaus beraten.

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