Themenwelt Herzinfarkt: Symptome, Risikofaktoren und Diagnose im Überblick
Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn das Herz plötzlich nicht genug Sauerstoff bekommt. Es ist wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und wenn nötig, Erste Hilfe zu leisten. Wer die Risikofaktoren im Blick behält, kann die Gefahr eines Herzinfarkts verringern. Wichtig zu wissen ist, dass es bei den Symptomen Geschlechtsunterschiede gibt. Eine individuelle Risikoanalyse und ein Symptom-Test können darum bei Frauen hilfreich sein.
Inhaltsverzeichnis
Definition Anzeichen Symptome Herzinfarkt bei Frauen Risikofaktoren und Ursachen Diagnose Langzeitfolgen Sofortmassnahmen im Krankenhaus Vorsorge 9 Fragen an den ExpertenEin Herzinfarkt kommt oft überraschend, insbesondere für junge Menschen, die das Risiko oft unterschätzen. Mit jährlich 30000 Betroffenen in der Schweiz ist es essenziell, Symptome schnell zu erkennen, medizinische Hilfe zu suchen und vorbeugende Massnahmen zu kennen. Frauen haben oft eher untypische Symptome. In jedem Fall ist schnelle Erste Hilfe lebensrettend.
Definition: Was ist ein Herzinfarkt?
Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn das Herz unerwartet einen Sauerstoffmangel erleidet. Meistens wird dieser durch ein Blutgerinnsel verursacht, welches sich aufgrund einer Gefässverkalkung bildet und eine Herzarterie blockiert. «Dies kann Brustschmerzen, Atemnot und Angst verursachen», sagt Dr. Niklas Otten vom HerzZentrum Hirslanden Zürich.
Herzinfarkt: Anzeichen erkennen
Frühzeitig einen Herzinfarkt zu erkennen, ist entscheidend, um schnellstmöglich medizinische Hilfe zu erhalten und mögliche Schäden am Herzen zu minimieren. Das sind Anzeichen, auf die Sie achten sollten:
- Brustschmerzen oder -unbehagen
- Ausstrahlender Schmerz in den (meist linken) Arm, Kiefer, Nacken, Rücken oder Magenbereich.
- Atemnot
- Übelkeit oder Erbrechen
- Schwindel oder Ohnmacht eher bei Frauen
Andere Symptome bei Frauen als Männern
Herzinfarktsymptome variieren zwischen Männern und Frauen. Frauen haben oft eher untypische Symptome wie Unwohlsein oder Müdigkeit, Schmerzen im Oberbauch, Rücken oder Armen sowie Übelkeit, Atemnot oder starke Erschöpfung.
Wieso strahlt es in den linken Arm?
Während eines Herzinfarkts kann der Schmerz im linken Arm empfunden werden, nicht unbedingt wegen einer Verwechslung von Signalen im Gehirn. Dies ist vielmehr auf die Art und Weise zurückzuführen, wie Nervensignale im Körper weitergeleitet und vom Gehirn interpretiert werden. Oft hat das Gehirn Schwierigkeiten, die genaue Quelle des Schmerzes zu bestimmen, weshalb er im linken Arm wahrgenommen wird.
Herzinfarkt bei Frauen: Symptom-Test und individuelle Risikoanalyse
«Herzinfarktsymptome bei Frauen sind oft subtiler und können leicht übersehen werden», sagt Dr. Niklas Otten. Ein Symptom-Test und eine Risikoanalyse, die Faktoren wie Alter, Lebensstil und Gesundheitszustand berücksichtigen, helfen, das Risiko frühzeitig zu erkennen.
Ursachen und Risikofaktoren für einen Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt wird hauptsächlich durch die koronare Herzkrankheit verursacht, bei der sich fettige Ablagerungen (Plaques), welche im Verlauf der Erkrankung verkalken können, in den Arterien ansammeln und diese verengen. Wenn eine solche Plaque aufreisst, kann ein Blutklumpen an diesem Ort entstehen, der den Blutfluss blockiert und einen Herzinfarkt verursacht. Risikofaktoren sind:
- Alter: höheres Risiko ab mittlerem Alter
- Geschlecht: Männer und postmenopausale Frauen sind eher betroffen
- Familiengeschichte: Vorbelastung mit Herzkrankheiten
- Rauchen
- Hoher Blutdruck: verursacht langfristige Arterienschäden
- Hoher Cholesterinspiegel: begünstigt Arterienverkalkung
- Diabetes, besonders bei unzureichender Kontrolle, erhöht das Risiko
- Übergewicht und Bewegungsmangel.
Wie wird ein Herzinfarkt diagnostiziert?
Die Diagnose eines Herzinfarkts erfolgt vorwiegend durch ein Elektrokardiogramm (EKG) und Bluttests. Ergänzend können bildgebende Verfahren (Herzultraschall) erfolgen. «Der wichtigste Schritt ist dabei das Anfertigen eines EKG», sagt Dr. Niklas Otten. Ein weiterer wichtiger Schritt in der schnellen Diagnose ist der Nachweis von Troponin im Blut, einem Indikator für Schäden am Herzmuskel.
Was sind die Langzeitfolgen eines Herzinfarkts?
Nach einem Herzinfarkt können Probleme wie schwaches Herz (durch Narben), Herzrhythmusstörungen und psychische Probleme wie Angst und Depression auftreten.
Wieso entstehen Narben am Herz?
Nach einem Herzinfarkt entstehen Narben, da Bereiche des Herzmuskels, die vorübergehend keine Durchblutung erhielten, absterben. Diese vernarbten Stellen tragen nicht aktiv zur Blutpumpleistung bei.
Sofortmassnahmen: Erste Hilfe leisten bei einem Herzinfarkt
Jede Minute ohne Hilfe senkt die Überlebensrate eines Opfers. Wer schnell reagiert, kann die Schäden am Herzen minimieren und das Überleben der betroffenen Person sichern. Sobald man Anzeichen eines Herzinfarkts bemerkt, sollte man:
- Den Notarzt unter der Nummer 144 anrufen.
- Die betroffene Person beruhigen und den Oberkörper hochlagern.
- Enge Kleidungsstücke lösen, um die Atmung zu erleichtern.
- Mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen, wenn die Person das Bewusstsein verliert.
- Einen automatisierten externen Defibrillator (AED) nutzen, falls vorhanden.
- Auf den Notarzt warten und ihm die genauen Symptome und den zeitlichen Verlauf beschreiben.
Was ist ein Defibrillator AED?
AED steht für automatisierter externer Defibrillator. AEDs wurden speziell für Ersthelfer ohne medizinische Ausbildung entwickelt.
Das macht der Rettungsdienst bei Herzinfarkten
Bei einem Herzinfarkt stabilisieren Rettungskräfte den Patientenzustand, schreiben ein Elektrokardiogramm und starten lebensrettende Massnahmen, wenn nötig, und bereiten während der Fahrt das Krankenhaus auf die Ankunft vor. Defibrillator und unterstützende Medikamente kommen bei Bedarf zum Einsatz.
Krankenhausbehandlung eines Herzinfarkts: Verschiedene Phasen
Ein Herzinfarkt-Patient durchläuft im Krankenhaus eine sorgfältig koordinierte Abfolge von Behandlungsphasen. Ziel ist es, seinen Zustand zu stabilisieren, den Schaden am Herzen zu begrenzen und die Genesung einzuleiten.
Notaufnahme: Beurteilung und Diagnose
In der Notaufnahme werden die Symptome der betroffenen Person evaluiert und erste Tests eingeleitet, um die Diagnose Herzinfarkt zu bestätigen.
Herzkatheterlabor: Interventionelle Eingriffe
Nachdem die Diagnose bestätigt wurde, wird die Patientin oder der Patient ins Herzkatheterlabor verlegt. Dort wird eine perkutane koronare Intervention (PCI) durchgeführt, bei Bedarf mit oder ohne Einsetzen von Stents, um die blockierte Herzkranzarterie wieder zu öffnen.
Sind PCI und Angioplastie das Gleiche?
Beides beschreibt Eingriffe an Arterien. Der Begriff Angioplastie wird jedoch eher für Eingriffe an herzfernen Arterien verwendet und PCI für Eingriffe an Herzkranzgefässen.
Operationssaal: Bypass-Operationen
Wenn mehrere Arterien betroffen sind oder eine PCI nicht erfolgreich ist, kann eine Bypass-Operation notwendig sein. Dabei wird mittels eines Blutgefässes (Vene oder Arterie) die blockierte Stelle der Arterie umgangen, um den Blutfluss zum Herzen zu verbessern. Dieser Eingriff wird von Herzchirurginnen und Herzchirurgen im Operationssaal durchgeführt.
Intensivstation: Überwachung und Stabilisierung
Nach dem Eingriff werden die Patienten auf die Intensivstation oder eine kardiologische Überwachungsstation verlegt, wo sie engmaschig überwacht und stabilisiert werden.
Allgemeine Station: Erholung und Physiotherapie
Nach der Intensivphase starten Patienten auf der allgemeinen Station ihre Erholung und Rehabilitation, dazu gehören Physiotherapie und die Einnahme von Medikamenten.
Nach der Herzinfarkt-Behandlung: Was passiert nach dem Krankenhaus?
Wer einen Herzinfarkt erlitten hat, muss mehr auf sich achtgeben, um weitere Herzanfälle möglichst zu verhindern. Neben regelmässigen Arztbesuchen und Physiotherapie spielt der Lebensstil eine wichtige Rolle. Betroffene können viel für ihre Herzgesundheit tun, indem sie:
- sich ausgewogen ernähren
- sportlich sind
- Normalgewicht halten
- auf Rauchen verzichten und nur wenig Alkohol trinken
- Stress mit Meditation oder Yoga bewältigen.
Fragen an den Experten: Was bedeutet eine Herzinfarkt-Diagnose?
Eine Herzinfarkt-Diagnose kann das Leben dramatisch verändern. Die Rekonvaleszenz und das Risiko von Komplikationen erfordern oft eine umfassende Änderung des Lebensstils. Dr. Niklas Otten vom HerzZentrum Hirslanden in Zürich zeigt auf, wie Sie die Herausforderungen nach einem Herzinfarkt bewältigen. Sie erfahren, wie Sie die Genesung unterstützen und Ihre Lebensqualität verbessern.
Wie lange dauert die durchschnittliche Erholungszeit nach einem Herzinfarkt?
Das ist sehr unterschiedlich. Manche Menschen sind bereits nach wenigen Tagen wieder komplett erholt. Bei sehr schweren Verläufen kann die Erholung auch Monate dauern.
Wie schnell kann ich nach einem Herzinfarkt mit dem Sport beginnen?
Bei einem Infarkt ohne grossen Schaden kann man bereits nach 10 bis 14 Tagen mit leichtem Sport beginnen.
Kann ich mein Leben nach einem Herzinfarkt normal weiterführen?
Grundsätzlich kann in den meisten Fällen das Leben weitestgehend unverändert fortgeführt werden. Neu sind jedoch in jedem Fall eine regelmässige Medikation und eine bewusstere Ernährung. Regelmässiger Sport ist ebenfalls empfehlenswert.
Gibt es Tätigkeiten, die ich als ehemaliger Herzinfarkt-Patient vermeiden sollte?
Bei einer vollständig erhaltenen Funktion des Herzens nach einem Infarkt gibt es keine Einschränkung. Je nach Ausmass der Schädigung kann es jedoch zu Einschränkungen bei Sport oder auch der Ausübung des Berufes kommen.
Welche Ernährungsempfehlungen gibt es nach einem Herzinfarkt?
Im Allgemeinen empfiehlt man eine mediterrane Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst. Möglichst auf rotes Fleisch verzichten und gerne 3 bis 4 vegetarische Tage in der Woche.
Welche speziellen Übungen oder Sportarten sind besonders gut zur Vorbeugung von weiteren Herzinfarkten?
Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen, Nordic Walking oder Velofahren im moderaten Bereich sind empfehlenswert.
Welche Lebensmittel sollte ich als Herzinfarkt-Patient meiden?
Insbesondere rotes Fleisch wie Rind oder Wild sollte nur selten genossen werden. Fettreiche Wurstwaren sollten ebenfalls gemieden werden. Alkohol sollte nur in geringen Mengen genossen werden.
Wie kann Stressmanagement helfen, einen weiteren Herzinfarkt zu verhindern?
Grundsätzlich kann Stressreduktion helfen, das Infarktrisiko zu senken. Da Stress ein sehr individuell empfundener Faktor ist, ist das Ausmass der Risikoreduktion ebenfalls unterschiedlich gross.
Welche Medikamente muss ich wahrscheinlich nach einem Herzinfarkt einnehmen und wie beeinflussen sie meinen Alltag?
Mit Sicherheit muss lebenslang Aspirin und ein Statin (Cholesterinsenker) eingenommen werden. Zudem muss für ein Jahr ein zweiter Blutverdünner eingenommen werden. Je nach Ausmass des Infarktes nimmt man für kurze Zeit auch einen Betablocker und einen ACE-Hemmer ein.