Themenwelt Osteoporose: Ursachen, Symptome und Diagnose des Knochenschwunds
Osteoporose ist eine Erkrankung, die vor allem bei älteren Menschen vorkommt. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Osteoporose-Patienten. Jede zweite Frau und etwa jeder vierte Mann erleidet im Leben einen osteoporosebedingten Knochenbruch. Aktuell sind in der Schweiz mehr als 400'000 Personen erkrankt, der Grossteil davon sind Frauen nach der Menopause. Ein Lebensstil mit geringer Bewegung, ein Mangel an Kalzium und Vitamin D sowie ein Mangel an Östrogen erhöhen das Risiko für Knochenschwund.
Inhaltsverzeichnis
Definition Formen Symptome Risikofaktoren und Ursachen Knochendichtemessung Prognose Lebenserwartung Therapie mit Medikamenten Nebenwirkungen und Risiken Therapie ohne Medikamente Therapie mit Ernährung Therapie mit Sport 9 Fragen an die Experten PatientengeschichteDefinition: Was ist Osteoporose einfach erklärt?
Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, bei der im ganzen Skelett Knochensubstanz vermehrt abgebaut wird. Dadurch werden die Knochen instabil und porös und können selbst bei geringer Belastung und selbst ohne erkennbare Gründe brechen.
Gut zu wissen: Wie sind Knochen aufgebaut?
Knochen bestehen aus hartem Gewebe und Mineralien wie Kalziumphosphat-Kristallen. Sie sind in einem konstanten Umbauprozess: Osteoblasten bauen neues Material auf und Osteoklasten bauen Knochen ab.
Osteoblasten und Osteoklasten: lebenswichtige Zellen
Osteoblasten und Osteoklasten sind spezielle Zellen in unseren Knochen. «Sie sind für den Auf- und Abbau von Knochenteilen verantwortlich und beispielsweise bei einer Frakturheilung unverzichtbar», sagt Dr. med. Mathias Wenger vom Zentrum für Rheuma- und Knochenerkrankungen, Hirslanden Klinik Im Park, in Zürich.
Diese Formen gibt es bei der Osteoporose
Es gibt primäre und sekundäre Osteoporose. Die primäre Form tritt meistens nach den Wechseljahren und im höheren Alter auf, sie ist oft vererbt und mit hormonellen Veränderungen verbunden. Die sekundäre Form ist eine Folge anderer Erkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente.
Symptome: So erkennt man eine Osteoporose
Osteoporose ist oft eine «stille» Krankheit, das heisst, sie zeigt sich lange Zeit durch keine oder nur sehr unspezifische Symptome. Sobald die Osteoporose schmerzt, ist es zu spät – das heisst, ein Knochen ist bereits gebrochen. Allerdings gibt es einige Anzeichen, die auf eine mögliche Osteoporose hindeuten können:
- Tannenbaumphänomen: Das Tannenbaumphänomen bezieht sich auf ein spezifisches Muster, welches nach Wirbelkörperfrakturen auftreten kann. «Wenn ein Höhenverlust der Wirbelkörper auftritt, können auf dem Rücken Hautfalten entstehen. Diese verlaufen wie Äste von einem Tannenbaum von der Wirbelsäule zu den Flanken», sagt Dr. med. Sven Oser vom Zentrum für Rheuma- und Knochenerkrankungen, Hirslanden Klinik Im Park, in Zürich.
- Hüft- und Knieschmerzen: Anhaltende Schmerzen in den Hüften oder Knien können ein Anzeichen für Osteoporose sein.
- Plötzlich auftretende Brüche: Ein unerklärlicher Knochenbruch oder ein Bruch, der nach einem geringfügigen (nicht angemessenem) Trauma auftritt, kann ein Hinweis auf Osteoporose sein.
- Wirbelbrüche: Wirbelbrüche sind ein häufiges Zeichen für Osteoporose. Diese können spontan auftreten oder durch eine geringfügige Belastung oder ein geringfügiges Trauma verursacht werden.
- Körpergrösse: Eine Abnahme der Körpergrösse über die Zeit kann ein Zeichen für Osteoporose sein. Das kann aufgrund von Wirbelbrüchen geschehen, die dann an Höhe verlieren.
- Rückenschmerzen: Oft verursacht durch Wirbelbrüche und der daraus entstehenden Fehlstellung der Wirbelsäule, kann chronischer Rückenschmerz ein Zeichen für Osteoporose sein.
- Verschlechterung der Körperhaltung: Ein gebogener oberer Rücken, auch als Witwenbuckel bekannt, kann ein Zeichen von Osteoporose-bedingten Wirbelbrüchen sein.
Osteoporose: Das sind die Risikofaktoren und Ursachen
Verschiedene Faktoren können zur Entstehung von Osteoporose beitragen. Unter anderem können bestimmte Erkrankungen wie Hormonstörungen einen erhöhten Knochenabbau begünstigen. Weitere Risikofaktoren:
- weibliches Geschlecht
- Vererbung
- fortgeschrittenes Alter
- Einnahme bestimmter Arzneimittel (z.B. Cortison, Lithium, Epilepsiemedikamente, reine Gestagen-Pillen)
- übermässiger Konsum von Zigaretten und Alkohol
- ungesunde Ernährung
- fehlende körperliche Aktivität
Knochendichtemessung: Wie wird Osteoporose diagnostiziert?
Die Diagnose der Osteoporose erfolgt durch eine spezielle Röntgenuntersuchung zur Messung der Knochendichte, bei der der Mineralgehalt des Skeletts untersucht wird.
Knochendichtemessung: Das bedeuten die Werte
Zur Diagnose der Osteoporose werden T- und Z-Werte durch eine Knochendichtemessung ermittelt. Der T-Wert vergleicht die Knochendichte des Patienten mit der eines gesunden jungen Erwachsenen. «Mit einem T-Wert von kleiner -1 bis - -2.4 spricht man von einer Osteopenie – Vorstufe der Osteoporose–, ab einem Wert von -2.5 von einer Osteoporose», sagt Sven Oser.
Der Z-Wert setzt die Knochendichte des Patienten ins Verhältnis zu seiner Altersgruppe. Er wird bei Patientinnen und Patienten unter 50 Jahren verwendet. Ein Wert unter -2 entspricht einer signifikant zu geringen Knochendichte für Alter und Geschlecht.
Kann man Osteoporose heilen oder behandeln?
Obwohl Osteoporose nicht vollständig geheilt werden kann, kann man den Knochenverlust verlangsamen und das Risiko von Brüchen verringern durch:
- ausgewogene, optimierte Ernährung (z.B. Vitamin D, Kalzium)
- regelmässige Bewegung
- das Vermeiden von Risikofaktoren wie übermässiger Alkohol- oder Tabakkonsum
- Medikamente
Wie ist die Lebenserwartung bei Osteoporose?
Osteoporose selbst reduziert nicht die Lebenserwartung. «Allerdings können die damit verbundenen Knochenbrüche Gesundheitsprobleme verursachen, welche Folgen haben können, die neben der Lebensqualität auch die Lebenserwartung senken können», sagt Mathias Wenger. «Mit der richtigen Behandlung kann man das Frakturrisiko minimieren und die Lebensqualität verbessern.»
Osteoporose Therapie: Welche Ärztin, welcher Arzt ist zuständig?
Für einfache Fälle kann der Hausarzt die Behandlung der Osteoporose übernehmen. Spezialisiert für die Therapie der Osteoporose sind Fachärztinnen oder -ärzte für Rheumatologie, Endokrinologie oder ein Spezialarzt für Osteoporose der Inneren Medizin, zum Teil tragen diese die Zusatzbezeichnung «Osteologe/in». «Gelegentlich wird auch eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe bei Hormonstörungen hinzugezogen», sagt Sven Oser.
Osteoporose Therapie mit Medikamenten
Um die Knochenmasse zu erhalten oder zu erhöhen, können verschiedene Medikamente eingesetzt werden. Beispiele:
- Bisphosphonate (z.B. Alendronsäure): Diese Medikamente binden an den Knochen und hemmen die Aktivität der Osteoklasten, die Zellen, welche für den Knochenabbau verantwortlich sind. In den ersten Jahren wird ein leichter Knochendichtegewinn, im Verlauf die Erhaltung der Knochendichte erreicht.
- Denosumab: Dieser Antikörper hemmt die Entwicklung und Wirkung der Osteoklasten nahezu vollständig, was zu einer Erhöhung der Knochendichte führt. Ein Abbruch dieser Therapie sollte vermieden werden, da er zu einem erhöhten Verlust der Knochendichte führt, und das Risiko für Wirbelkörperfrakturen erhöht.
- Medikamentöse Hormontherapie (MHT): Diese Therapie ist Frauen in den (vorallem frühen) Wechseljahren eine interessante Option. Hierbei wird Östrogen verabreicht, welches in der Menopause fehlt, um die Knochendichte zu erhalten. Allerdings ist eine individuelle Risikoabwägung erforderlich (Thrombosen, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Brust- und Gebärmutterkrebs). «Wird eine solche gewissenhaft durchgeführt, ist die Hormonersatztherapie eine sichere und sehr gute Therapie», sagt Sven Oser.
- Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERMs): Diese wirken ähnlich wie eine MHT, in dem sie selektiv an Östrogenrezeptoren im Knochen binden, nicht aber an andere, und verhindern so Nebenwirkungen der Hormonersatztherapie (Krebsrisiko), das Risiko für Thrombosen bleibt und eine Verstärkung der Wechseljahrbeschwerden kann auftreten.
- Knochenaufbauende Medikamente (Teriparatid und Romosozumab)
Gut zu wissen: Spritze oder Infusion?
Die Verabreichung von Osteoporose-Medikamenten variiert – einige wie Denosumab, Teriparatid, Romosozumab werden unter die Haut gespritzt. Bisphosphonate können als Tablette oder als Infusion (oder direkt in die Vene) verabreicht werden. «Die Wahl hängt von Vorerkrankungen beziehungsweise bereits erhaltenen Osteoporosemedikamenten, der Erkrankungsschwere und individuelle Bedürfnisse oder Vorlieben der Patienten ab», sagt Mathias Wenger.
Nebenwirkungen und Risiken
Obwohl die Medikamente zur effektiven Behandlung von Osteoporose dienen, können sie Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden sowie Schmerzen in Knochen, Muskeln und Gelenken hervorrufen. «Obwohl bei sehr wenigen Patienten unter Bisphosphonaten und Denosumab relevante Nebenwirkungen wie Kieferosteonekrosen (0,01% - 0,06%) oder atypische Femurfrakturen (Langzeittherapie) auftreten können, sind diese Risiken im Vergleich zu den potenziellen Folgen einer unbehandelten Osteoporose, wie Frakturen mit Schmerzen, Immobilität, Verlust der Selbstständigkeit und sogar früherem Sterben, gering», sagt Sven Oser.
Atypische Femurfrakturen – wie ist das möglich?
Eine Langzeitnutzung (von deutlich mehr als 5 Jahren Dauertherapie ohne Pausen) mit Bisphosphonaten oder Denosumab kann zu atypischen Femurfrakturen führen. «Diese seltenen Brüche treten an ungewöhnlichen Stellen des Oberschenkelknochens auf und können ohne grössere Traumata entstehen», sagt Sven Oser.
Osteoporose Therapie ohne Medikamente
Eine Therapie mit Vitamin D, Kalzium, muskelkräftigenden Übungen und Gleichgewichtstraining zur Sturzprophylaxe ist bei einer Osteopenie – eine Vorstufe der Osteoporose – ausreichend. Wird aber eine Osteoporose oder eine osteoporotische Fraktur diagnostiziert, reicht diese nicht mehr aus.
Osteoporose Therapie mit Ernährung
Eine optimierte Ernährung ist entscheidend für die Osteoporose-Vorbeugung und -Behandlung. Folgende Komponenten tragen zur Knochengesundheit bei:
- Ausgewogene Ernährung: «Eine Nahrung, die reich an essenziellen Nährstoffen und basisch ist, also Früchte und viel Gemüse beinhaltet, verbessert die Knochengesundheit und beeinflusst den Krankheitsverlauf positiv», sagt Mathias Wenger.
- Kombination von Kalzium und Vitamin D: «Beide sind für Knochenaufbau und -stärkung unerlässlich. Vitamin D kann über Sonnenlicht oder Nahrungsergänzung aufgenommen werden», sagt Mathias Wenger.
- Proteinzufuhr: Proteine sind beteiligt am Aufbau und Erhalt von Muskel- und Knochengewebe. Gute Proteinquellen sind:
- Tierische Produkte: Hühnchen, Truthahn, Fisch, Eier, fettarme Milchprodukte.
- Pflanzliche Quellen: Bohnen, Linsen, Tofu, Quinoa, Nüsse und Samen.
Welche Lebensmittel enthalten viel Kalzium?
Kalziumhaltige Mineralwasser, Milchprodukte wie Milch, Joghurt und Käse – sowohl tierische als auch pflanzliche, die oft mit Kalzium angereichert sind – sind hervorragende Kalziumquellen. Grünes Blattgemüse wie Brokkoli, Grünkohl und Spinat enthalten ebenfalls eine beträchtliche Menge an Kalzium. Weitere kalziumreiche Lebensmittel sind Mandeln, Sesamsamen, Tofu und angereicherte pflanzliche Milchalternativen. Fischsorten wie Lachs und Sardinen sind ebenfalls reich an Kalzium.
Wie viel Vitamin D pro Tag?
Bei einer verminderten Knochendichte (Osteopenie und Osteoporose) ist ein Vitamin-D-Spiegel von 75-100 nmol/l (30-40 ug/l) im Blut anzustreben. Bei normaler Knochendichte reicht der Ausgleich eines Vitamin D Mangels (50 nmol/l, >20 ug/l). Man sollte zu viel Vitamin D vermeiden, da es keine weiteren Vorteile hat und sogar Nebenwirkungen verursachen kann, wie zu viel Kalzium im Blut. Wie man diese Vitamin D-Werte erreicht – ob durch Essen oder durch Sonnenlicht – hängt von der Person ab und ist individuell abzuklären. «In unseren Breitengraden reicht meist weder die Sonnenexposition noch eine vitaminreiche Ernährung aus, um diese Werte zu erreichen. Eine Blutentnahme zur Kontrolle ist in jedem Fall zu empfehlen», sagt Sven Oser.
Osteoporose Therapie mit Sport
Sport spielt eine wichtige Rolle in der Osteoporose-Therapie, da er die Knochen stärkt, den Knochenumbau fördert, die Muskulatur verbessert und das Sturz- und Bruchrisiko verringert. Geeignete Trainingsprogramme:
- Gewichtsbelastendes Training wie Gehen, Tanzen und Treppensteigen
- Widerstandstraining mit Gewichten oder Bändern
- Gleichgewichtstraining wie Tai-Chi, Yoga, Wandern, Einbeinstand beim Zähneputzen etc.
- Flexibilitätstraining wie Stretching, Yoga und Pilates
Vor Beginn eines Trainingsprogramms ist eine Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt oder Physiotherapeuten oder Physiotherapeutinnen ratsam.
Fragen an die Experten
Eine Osteoporose-Diagnose stellt für Betroffene eine Herausforderung im Alltag dar. Symptome werden oft nicht erkannt, die Informationslage ist unzureichend, und das Ausmass der Erkrankung bleibt häufig unbemerkt, bis ein Knochenbruch auftritt. Im folgenden Gespräch geben die Experten Dr. med. Sven Oser und Dr. med. Mathias Wenger vom Zentrum für Rheuma- und Knochenerkrankungen an der Hirslanden Klinik Im Park wertvolle Ratschläge, wie Betroffene mit einer Osteoporose-Diagnose umgehen können und welche Schritte sie unternehmen sollten.
Meineeltern.ch: Woran erkenne ich frühzeitig, ob ich an Osteoporose erkrankt bin?
Indikatoren sind Frakturen bei erstgradigen Verwandten wie Geschwistern und insbesondere Eltern, speziell wenn es sich um Hüft- oder Schenkelhalsfrakturen handelt. Zudem sollten selbst erlittene Frakturen, die durch «Bagatell»-Traumata verursacht wurden, einen auf das Risiko aufmerksam machen. Bei einer länger andauernden Cortisontherapie (in der Regel 3 Monate oder mehr) ist es ebenso wichtig, eine Risikoanalyse inklusive Knochendichtemessung durchführen zu lassen.
Mit welchen Schmerzen muss ich als Betroffene/r rechnen?
50% der Wirbelkörperfrakturen verlaufen «stumm», das heisst, sie verursachen keine oder nur Schmerzen, die den bereits bekannten Rückenschmerzen ähneln, sodass sie oft nicht identifiziert werden. Typischerweise stellen Patientinnen und Patienten mit Knochenbrüchen jedoch plötzlich auftretende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Schwellungen oder Blutergüsse an den betroffenen Körperstellen fest.
Kann ich mit Osteoporose jeder Arbeit nachgehen?
Im Allgemeinen befinden sich Patientinnen und Patienten entweder kurz vor dem Ende ihrer Berufstätigkeit oder sind bereits pensioniert. Arbeiten, die das Tragen grosser Gewichte erfordern, bei denen man starken mechanischen Kräften ausgesetzt ist oder die mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden sind, sind für sie nicht (mehr) geeignet.
Wie kann ich meine Ernährung anpassen, um meine Knochengesundheit zu unterstützen?
Es ist wichtig, dass eine ausreichende Zufuhr aller essentiellen Aminosäuren gewährleistet ist. Leucin spielt eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung des Muskelabbaus im Alter. Zudem sind eine ausreichende Aufnahme basischer Nahrungsmittel sowie Calcium und Vitamin D essenziell. Andere für den Knochen- und Muskelstoffwechsel wichtige Nährstoffe und Mineralien, wie zum Beispiel Magnesium, sind in der Regel in einer ausgewogenen Ernährung ausreichend vorhanden. Die mediterrane Ernährung mit Eiweisslieferanten (nicht nur tierischen) dient dabei als gute Orientierungshilfe.
Sind Nahrungsergänzungsmittel wie Kalzium oder Vitamin D empfehlenswert und wie sollten sie eingenommen werden?
Für Personen mit einem erhöhten Frakturrisiko oder einer diagnostizierten Osteoporose ist eine zusätzliche Aufnahme klar zu empfehlen. Für alle anderen gibt es jedoch wissenschaftlich keine eindeutige Empfehlung. In unseren Breitengraden kommt Vitamin D in der Ernährung in der Regel zu kurz, weshalb eine zusätzliche Einnahme ratsam ist. Die Dosierung sollte gemäss dem 25-OH-Vitamin-D-Spiegel erfolgen. In Bezug auf Calcium empfehlen wir eine Ernährungsanalyse mittels Fragebogen. Calciumpräparate mit 500 bis 1000mg Calcium sind in der Regel unbedenklich hinsichtlich Nebenwirkungen. Patientinnen und Patienten mit beispielsweise Nierensteinen oder -erkrankungen oder Hormonstörungen sollten die Dosierung mit ihren behandelnden Ärzten besprechen.
Welche Art von körperlicher Aktivität ist sicher und empfehlenswert, um meine Knochen zu stärken und das Fortschreiten der Osteoporose zu verlangsamen?
Jede Aktivität ohne erhöhtes Sturzrisiko, aber mit hohem Spassfaktor, sollte durchgeführt werden, denn dann wird sie auch regelmässig (mehrmals wöchentlich) ausgeführt. Dies ist entscheidender als die Art der Aktivität.
Gibt es spezielle Massnahmen, um Stürze und damit verbundene Frakturen zu vermeiden?
Ein Gleichgewichtstraining zu Hause oder unter physiotherapeutischer Anleitung führt zu einer deutlichen Reduktion der Sturzhäufigkeit. Ebenso tragen alle Aktivitäten zur Stärkung der Rumpfmuskulatur und Stabilisierung der Wirbelsäule (wie z.B. Pilates, Yoga usw.) dazu bei. Da das Gleichgewicht ein hochkomplexes System ist, ist es entscheidend, mögliche Augenprobleme zu beheben bzw. die Brillen anzupassen, Hörprobleme zu behandeln, Polyneuropathien mit Sensibilitäts- oder Kraftstörungen der Beine zu korrigieren und Stolperfallen zu Hause zu beseitigen (wie aufstehende Teppichecken, herumliegende Gegenstände usw.). Wer häufig stürzt, bricht sich auch häufiger etwas!
Box: Was sind Polyneuropathien?
Polyneuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die zu Symptomen wie Missempfindungen, Schmerzen, Taubheit und Schwäche, in der Regel in den Händen und Füssen, führen können.
Wie kann ich meine Lebensqualität verbessern und meine täglichen Aktivitäten anpassen, um die Auswirkungen von Osteoporose zu minimieren?
Bewegen Sie sich (zweimal 30 Minuten Krafttraining und 150 Minuten Ausdauertraining pro Woche). Legen Sie kurze Strecken zu Fuss zurück, aber vermeiden Sie Überbelastung. Achten Sie auf eine ausgewogene und bewusste Ernährung und pflegen Sie soziale Kontakte.
Wie kann ich mit den emotionalen Herausforderungen umgehen und meine Ängste und Sorgen nach der Diagnose von Osteoporose bewältigen?
Lassen Sie sich von Fachleuten beraten und tauschen Sie sich mit Betroffenen sowie Organisationen aus, die Unterstützung anbieten, wie beispielsweise die Rheumaliga Schweiz. Sie organisiert Bewegungskurse und stellt Informationsbroschüren zur Verfügung.
Patientengeschichte
«Mir geht es mental sehr gut»
R.S.* aus Schmerikon SG, 77 Jahre
Welchen beruflichen Hintergrund haben Sie?
Ich habe die Handelsschule abgeschlossen und im Laufe der Jahre in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Hauptsächlich war ich im kaufmännischen Sektor tätig, sowohl im Handel als auch in einer Bank. Ausserdem hatte ich die Möglichkeit, in unterschiedlichen Sektoren – darunter im Grosshandel, im Reisebüro und in der Gemeindeverwaltung – Erfahrungen zu sammeln.
Wie viele Jahre waren Sie beruflich aktiv?
Ich war bis zum 65. Lebensjahr in Vollzeit beschäftigt. Danach habe ich noch einige Jahre in reduzierter Form weitergearbeitet.
Wie haben Sie von Ihrer Osteoporose erfahren?
Die Osteoporose blieb mir zunächst unbemerkt. Erst als ich mir den Finger verletzte und der Arzt einen Knochenriss diagnostizierte, wurde ich darauf hingewiesen, meine Knochen überprüfen zu lassen. Bei dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass ich an mehreren Stellen, vor allem am Oberschenkel, Osteoporose habe. Das war vor etwa 25 Jahren. Aktuell habe ich Osteoporose am unteren Rücken, den Gelenken, der Hüfte und am oberen Genick, obwohl ich keine sichtbaren oder spürbaren Symptome habe.
Haben Sie auch keine Schmerzen aufgrund Ihrer Osteoporose?
Tatsächlich verspüre ich keine Schmerzen, solange ich keine Brüche habe. In der Vergangenheit habe ich allerdings mehrere Brüche erlitten, darunter zwei am Handgelenk und einen Knochenriss an der Hüfte während einer Skitour. Vor drei Jahren stürzte ich und brach mir die Kniescheibe.
Gibt es Einschränkungen in Ihrem Alltag?
Ich versuche, täglich zügig für eine Stunde spazieren zu gehen, was mir sehr guttut. Es hilft mir, wenn ich draussen in der frischen Luft bin. Wenn ich es mal einen Tag nicht schaffe, fehlt es mir und ich werde unruhig.
Müssen Sie Medikamente einnehmen?
Aufgrund der Osteoporose nehme ich Vitamin D3 Tropfen und Calcium, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe.
Gibt es Tätigkeiten, die Sie aufgrund Ihres Alters oder Ihrer Erkrankung vermeiden?
Trotz meiner 77 Jahre und einer gewissen Steifheit kann ich fast alles tun, was ich möchte. Neben meinen Spaziergängen gehe ich zweimal die Woche ins Turnen. Ich lebe unabhängig und benötige keine Hilfe.
Wie steht es um Ihr mentales Wohlbefinden?
Mir geht es mental sehr gut. Die einzige grössere Herausforderung ist meine Darminkontinenz, die meine Alltagsplanung beeinflusst. Dagegen nehme ich eine Opium-Tinktur und Imodium. Ansonsten bin ich in vielen Gruppen aktiv und pflege meine sozialen Kontakte intensiv. Aktuell nehme ich an einer Gruppe für Menschen mit Darmproblemen teil. Zudem geniesse ich den Kontakt zu meiner Familie und Freunden und engagiere mich in meinem Dorf, etwa indem ich für andere Kuchen backe.
*Name der Redaktion bekannt.
Dieses Thema wird in Zusammenarbeit mit Hirslanden präsentiert. Dr. med. Mathias Wenger und Dr. med. Sven Oser arbeiten am Zentrum für Rheuma- und Knochenerkrankungen der Hirslanden Klinik Im Park in Zürich.