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Themenwelt Arthrose: Ursachen, Symptome und Diagnose der Erkrankung

Arthrose, eine chronische Gelenkerkrankung, schränkt die Beweglichkeit ein und verursacht Schmerzen. Von den verschiedenen Arthroseformen, die unterschiedliche Gelenke betreffen, Symtpomen und Risikofaktoren bis hin zur Diagnose – wir werfen zusammen mit einem Experten einen Blick auf dieses weitverbreitete Gesundheitsproblem.

Inhaltsverzeichnis

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Martha, 70-jährig, leidet unter Arthrose. Jeder Schritt verursacht ihr stechende Schmerzen in den Knien, und das Ergreifen von Gegenständen ist eine Herausforderung aufgrund der schmerzenden Hände. Arthrose schränkt die Beweglichkeit der betroffenen Personen ein und beeinflusst deren Lebensqualität teilweise stark. In der Schweiz sind schätzungsweise rund 1,5 Millionen Menschen betroffen.

Definition: Was ist Arthrose einfach erklärt?

Darstellung Gelenk mit Arthrose
© Hirslanden

Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, bei der sich der schützende Knorpel im Gelenk abnutzt. Sie verursacht Entzündungen, einen Abbau des Gelenkknorpels und Veränderungen der Knochenstruktur. Dies wiederum führt zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit. Arthrose kann Menschen jeden Alters betreffen, tritt jedoch häufiger im fortgeschrittenen Alter auf. Frauen sind häufiger betroffen, erklärt Dr. med. Wolfram Nussbeck, Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates an der Hirslanden Klinik Linde. Dies aufgrund der hormonellen Situation nach den Wechseljahren sowie anatomischer Unterschiede, wie einer breiteren Hüftstruktur.

Symptome: So fühlt es sich an, Arthrose zu haben

Die Symptome einer Arthrose können schleichend auftreten und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Häufige Anzeichen:

  • Gelenkschmerzen bei Belastung oder Bewegung
  • anfangs dumpfe oder stechende Schmerzen
  • Steifheit der Gelenke nach Ruhephasen
  • Morgens eingeschränkte Beweglichkeit
  • Gefühl der Gelenkblockade oder -verriegelung
  • Gelegentliche Schwellungen im betroffenen Gelenk.

Wie erkenne ich, ob ein Angehöriger an Arthrose erkrankt ist?

«Manche Betroffene verbergen ihre Beschwerden, aus Angst vor Mitleid», weiss Wolfram Nussbeck. «Andere nehmen die Symptome möglicherweise kaum wahr.» Unbehandelte Schmerzen und Fehlstelungen können sich jedoch verschlimmern. Der Experte rät, das Thema anzusprechen, wenn man bei einem Angehörigen folgende Symptome wahrnimmt:

Die Person…
… vermeidet belastende Aktivitäten für bestimmte Gelenke
… reibt sich wiederholt bestimmte Gelenke
… nimmt eine Schonhaltung ein oder macht ausweichende Bewegungen.

Frau wird von Arzt an der Hüfte auf eine Arthrose untersucht
Frauen sind etwas häufiger von Arthrose betroffen – unter anderem aufgrund hormoneller Umstellungen nach den Wechseljahren. © GettyImages Plus, Wavebreakmedia Ltd

An welchen Stellen kann sich eine Arthrose entwickeln?

Arthrose kann an verschiedenen Gelenken im Körper auftreten. Häufig betroffene Stellen sind die Hüfte (Coxarthrose), das Knie (Gonarthrose), das Daumengelenk (Rhizarthrose), die Schulter (Omarthrose) sowie die Fingermittelgelenke (Bouchard-Arthrose).

Die verschiedenen Stadien: So verläuft eine Arthrose

Die Symptome einer Arthrose werden im Laufe der Zeit immer intensiver. Man spricht dabei von verschiedenen Krankheitsstadien. Folgende Phasen durchläuft die Krankheit:

  1. Im frühen Stadium: keine offensichtlichen Symptome
  2. Im milden Stadium: Symptome treten häufiger und intensiver auf
  3. Im moderaten Stadium: Schmerzen nehmen zu und die Beweglichkeit ist eingeschränkt
  4. Im fortgeschrittenen Stadium: starke Schmerzen und eine erhebliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit

Arthrose: Diese Formen gibt es

Arthrose kann in unterschiedlichen Formen auftreten, je nach betroffenem Gelenk oder Ursache. Die primäre oder idiopathische Arthrose ist die häufigste Form, bei der der Knorpelverschleiss im Laufe der Zeit auftritt, ohne eine spezifische erkennbare Ursache. Die sekundären Arthrosen hingegen sind spezifische Formen der Arthrose. Sie treten aufgrund einer vorbestehenden Ursache auf. Sekundäre Arthrosen entstehen z.B. nach schweren Verletzungen (posttraumatische Arthrose) oder bei rheumatischen Erkrankungen (z.B. Chronische Polyarthritis, Psoriasis- Arthritis).

Spezifische Formen – das sind die Unterschiede

Eine posttraumatische Arthrose entsteht, wenn ein Gelenk nach einer Verletzung (einem Trauma) schadhaft wird und sich abnutzt. Rheumatische Ursachen der Arthrose werden durch eine chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung verursacht. Wolfram Nussbeck erklärt: «Hierbei greift das körpereigene Immunsystem fälschlicherweise die Gelenke an, was zu Schwellungen, Schmerzen und zu einer Abnutzung führt.»

Risikofaktoren für Arthrose: Was begünstigt die Entstehung?

Die Entstehung von Arthrose wird durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt.

Dazu gehören:

  • das Alter
  • Übergewicht
  • Verletzungen
  • hormonelle Einflüsse
  • genetische Veranlagung
  • Fehlstellungen der Beine
  • berufsbedingte Belastungen
  • Überbelastungen durch sportliche Aktivitäten.
Arzt begutachtet Röntgenbild für eine Arthrose Diagnose
Dank bildgebende Verfahren kann eine Arthrose gut diagnostiziert werden. © GettyImages Plus, Fertnig

Diagnose: Wie wird eine Arthrose festgestellt?

Die Diagnose der Arthrose basiert auf der Schilderung der Symptome und Vorgeschichte des Patienten und der körperlichen Untersuchung durch den Arzt, sowie mit Hilfe bildgebender Verfahren wie Röntgen oder Magnetresonanztomographie (MRT). Die endgültige Diagnose erfolgt durch einen Facharzt, basierend auf den gesammelten Informationen.

Kann man im Blut eine Arthrose erkennen?

Anders als bei einigen anderen Gelenkerkrankungen löst Arthrose keine systemische Entzündungsreaktion aus, die in Bluttests erkennbar wäre. Deshalb sind Bluttests normalerweise nicht geeignet, um Arthrose zu diagnostizieren. «Sie können jedoch nützlich sein, um andere entzündliche Erkrankungen auszuschliessen oder eine allgemeine Gesundheitsbewertung durchzuführen», so Wolfram Nussbeck.

Arthrose: Welcher Arzt?

Der Facharzt, der Arthrose diagnostiziert und behandelt, ist ein Orthopäde oder ein Rheumatologe. Auch Allgemeinmediziner können eine Arthrose diagnostizieren und behandeln.

Behandlung: Wie wird Arthrose behandelt?

Bei Arthrose konzentriert sich die Behandlung zunächst darauf, den Knorpelabbau zu bremsen und die Beschwerden zu lindern. «Eine vollständige Heilung ist zwar nicht möglich. Allerdings lassen sich durch verschiedene, individuell abgestimmte Therapieansätze die Lebensqualität verbessern und der Krankheitsverlauf positiv beeinflussen», sagt Wolfram Nussbeck.  Moderate Bewegung trage zur Stärkung der Muskulatur bei und versorge das Gelenk mit notwendigen Nährstoffen. «Deshalb kann massvolles Training dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen». Es sei daher ratsam, den betroffenen Körperteil nicht allzu sehr zu schonen.

Die Auswirkungen der Arthrose auf die Lebensqualität variieren stark und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Trotz der Tatsache, dass Arthrose nicht lebensbedrohlich ist, kann sie die die körperliche Beweglichkeit deutlich mindern und die Lebensqualität entsprechend einschränken.

Beispiel Kniearthrose: Ablauf einer Behandlung

Die Behandlung von Kniearthrose umfasst in vielen Fällen folgende Schritte:

  1. Gewichtsreduktion und regelmässige Bewegung für einen gesünderen Lebensstil
  2. Muskeln stärken und Beweglichkeit verbessern durch Physiotherapie
  3. Medikamente wie Schmerzmittel, NSAIDs, Kortikosteroid- oder Hyaluronsäureinjektionen
  4. Verwendung von Hilfsmitteln wie Knieschienen, Bandagen, Einlagen
  5. Chirurgische Optionen, wie z.B. Korrekturoperation, Teilprothese, künstliches Kniegelenk (bei fortgeschrittener Arthrose).

Arthrose-Behandlung mit Medikamenten

Die Arthrose-Therapie beinhaltet den Einsatz von Medikamenten. Hierbei dienen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) und Kortikosteroide zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen. Hyaluronsäure-Injektionen können als «Gelenkschmiermittel» wirken, während Glukosamin und Chondroitin, z.B. in Tablettenform, die Gelenkgesundheit langfristig unterstützen. Es ist zu beachten, dass alle diese Medikamente Nebenwirkungen haben können.

Behandlung mit Naturheilmitteln

Naturheilmittel wie etwa Teufelskralle, Arnika, Weidenrinde oder Brennnesselblätter können helfen, Arthrose und die damit verbundenen Schmerzen zu lindern. «Da sie gut verträglich sind und in vielen Bereichen wirken, sind sie gerade zu Beginn der Arthrose eine sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Schmerztherapie», so der Experte. Wichtig zu wissen: Naturheilmitteln sollten immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. Einige Naturheilmittel können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.

Behandlung mit Physiotherapie und Ergotherapie

«Physiotherapie und Ergotherapie können bei Arthrose sehr hilfreich sein», so der Tipp von Wolfram Nussbeck. Beide Therapieformen zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Übungen und Training: Bedeutung der Bewegung bei Arthrose

«Gelenke mit Arthrose brauchen regelmässige Bewegung», sagt Wolfram Nussbeck. Der Grund: schonende Bewegungsabläufe erhalten die Gelenkgeschmeidigkeit und fördern die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen. Ruckartige Bewegungen sollten jedoch vermieden werden. Der Experte empfiehlt Fahrradfahren, Wassergymnastik und Spaziergänge.

Übungen für den Alltag

Laut Wolfram Nussbeck bringt es schon ein regelmässiges Training zu Hause viel. Es empfiehlt sich, die folgenden Übungen ein- bis zweimal täglich durchzuführen:

  • Alle Gelenke sanft bewegen: erhöht die Mobilität
  • Wandliegestütze: festigen die Muskeln der Arme und Schultern
  • Kniebeugen: verbessern die Kraft der Beine
  • Treppensteigen: trainiert die Bein- und Gesässmuskulatur und die Ausdauer
  • Auf einem Bein stehen: verbessert die Muskelstärke und fördert die Balance.

Wichtig: Die Übungen sollten immer in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt durchgeführt werden, um Verletzungen und Überbelastungen zu vermeiden.

Frau mit Therapeutin in der Ergotherapie

Massvolles Training kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. © GettyImages Plus, alvarez

Arthrose vorbeugen: So minimieren Sie das Risiko 

Gelenkverschleiss und das Risiko von Arthrose steigen mit dem Alter. Wer gesund ist, kann einiges tun, um Gelenkbeschwerden vorzubeugen. Folgende Tipps hat Wolfram Nussbeck zur Vorbeugung:

  • sich regelmässig bewegen
  • die Gelenke nicht einseitig stark belasten
  • Fehlhaltungen vermeiden, zum Beispiel durch stundenlanges Sitzen
  • sich ausgewogen ernähren und Übergewicht vermeiden
  • nicht übermässig viel Alkohol konsumieren und auf Tabak verzichten.

Der Einfluss der Ernährung auf Arthrose

Eine gesunde Ernährung zur Behandlung von Arthrose ist essenziell. Wer Übergewicht reduziert, entlastet seine Gelenke. Insbesondere bei gewichttragenden Gelenken, wie der Hüfte und dem Knie, kann eine Gewichtsreduktion zu einer spürbaren Entlastung führen. Eine gezielte Ernährung kann zudem die Gelenke direkt stärken und die Beschwerden lindern.

Zu bevorzugen sind:

  • Kalziumreiche Lebensmittel: Fettarme Milchprodukte, Spinat, Brokkoli
  • Ungesättigte Fettsäuren: Olivenöl, Nüsse, Fisch
  • Vitamine B und C: Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Kohl
  • Ballaststoffe: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Pilze
  • Lauchgemüse: Knoblauch, Zwiebeln, Lauch

Zu vermeiden sind:

  • Gesättigte Fettsäuren: Butter, Würste
  • Gehärtete Fette: Fertiggerichte
  • Arachidonsäure: Fleisch, Eier, Käse
  • Genussmittel: Koffein, Nikotin, Alkohol

Wann sollte man sich bei Arthrose operieren lassen?

«Eine Operation kommt erst dann in Betracht, wenn die konservative Behandlung versagt hat und die Schmerzen unerträglich werden», sagt Wolfram Nussbeck. Ist die Lebensqualität durch die Beschwerden weiterhin stark beeinträchtigt, stehen verschiedene operative Verfahren zur Diskussion. So werden bei einer Arthroskopie z.B. kleine Eingriffe am Gelenk durchgeführt, um entzündetes oder störendes Gewebe zu entfernen. Bei deutlichen Fehlstellungen können in gewissen Situationen Korrektureingriffe am Knochen helfen.

«In fortgeschrittenem Stadium bietet oft nur eine grössere Gelenksoperation Aussicht auf dauerhafte Linderung», weiss Wolfram Nussbeck. So wird bei den grossen Gelenken wie Hüfte, Knie und Schulter häufig die Implantation eines künstlichen Gelenkes empfohlen, um das geschädigte Gelenk zu ersetzen. Bei kleineren Gelenken wie an Hand oder Fuss kann je nach Situation eine Gelenkversteifung die beste Variante sein. Dabei wird das Gelenk zur Schmerzlinderung fixiert. Wichtig sei zu betonen, dass die Entscheidung zu einer Operation zusammen mit dem behandelnden Arzt stets individuell geprüft und sorgfältig abgewogen werden müsse.

Patientin bespricht mit Arzt eine mögliche Arthrose Operation
Die Entscheidung zu einer Operation sollte stets individuell geprüft und sorgfältig abgewogen werden. © GettyImages Plus, ljubaphoto

Fragen an den Experten: Was bedeutet eine Arthrose-Diagnose?

Arthrose kann nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Auswirkungen haben. Menschen, die von Gelenksproblemen betroffen sind, sind im Alltag eingeschränkt. Im Gespräch zeigt Dr. med. Wolfram Nussbeck, Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates an der Hirslanden Klinik Linde, Wege auf, wie Betroffene den Umgang mit Arthrose bewältigen können.

Mit welchen Arten von Schmerzen muss ich als Arthrose-Patient/in rechnen?

Die Beschwerden bei Arthrose sind vielfältig. In der Regel handelt es sich am betroffenen Gelenk um Schmerzen, welche sich teils brennend oder auch stechend anfühlen können. Viele Betroffene berichten über morgendliche Schmerzen direkt nach dem Aufstehen und über Schmerzen bei Belastung nach Ruhephasen. Oftmals fühlen sich die Gelenke dann steif an. Daneben treten häufig auch Schmerzen unter Belastung auf. Bei Arthrose in den Gelenken am Bein kommt es dann zu eingeschränkter Belastbarkeit beim Gehen

Gibt es bestimmte Arten von Arbeit, die für mich besser geeignet sind als andere?

Entscheidend ist hier, welche Gelenkegionen von der Arthrose betroffen sind und wie diese Gelenke bei der jeweiligen Arbeit beansprucht werden. So sind bei Arthrose im Knie, der Hüfte oder der Schulter schwere körperliche Arbeiten mit zusätzlicher Gewichtsbelastung nicht zu empfehlen. Denn die Beschwerden können dadurch zunehmen und die Erkrankung weiter voranschreiten. Generell sind also Tätigkeiten besser geeignet, bei denen die betroffenen Gelenke eher wenig belastet sind. Mässige Bewegungen und leichte Belastungen können sich bei der Arthrose sogar lindernd auf die Beschwerden auswirken! Viele meiner Patienten und Patientinnen merken selbst ganz gut, wo die Grenzen sind.

Welche Möglichkeiten habe ich, um mit der depressiven Verstimmung umzugehen, die durch die Erkrankung verursacht wird?

Depressive Verstimmungen treten tatsächlich gehäuft auf im Rahmen von chronischen Gelenksbeschwerden. Dabei kann es schon helfen, sich an der frischen Luft etwas zu bewegen und bei jedem Wetter tagtäglich spazieren zu gehen. Starke Schmerzen können sich teilweise erheblich auf die Stimmung auswirken; diese müssen ausreichend mit Schmerzmittel und eventuell Physiotherapie behandelt werden. Mein dringender Rat ist hier weiterhin, diese Verstimmungen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen und nach individuellen Lösungen zu suchen.

Die Arthrose schränkt mich im Alltag stark ein und ich ziehe mich zunehmend gesellschaftlich zurück. Welche Empfehlungen haben Sie für mich?

Auch das ist ein wichtiges Thema. Denn die Betroffenen benötigen teilweise fremde Unterstützung und Hilfsmittel, um ihren Alltag zu bestreiten. Die Teilnahme am sozialen Leben ist dadurch erschwert. Hinzu kommt wegen der Beschwerden oftmals ein Mangel an Bewegung, sowie häufig auch Ernährungs- und Gewichtsprobleme. All diese Beispiele sind eng mit der Psyche verknüpft und können wiederum zu depressiven Zuständen führen. Die Empfehlung ist deshalb, sich möglichst nicht zu isolieren und stattdessen das Leben trotz der Beschwerden wenn möglich aktiv zu gestalten.  Es gibt Selbsthilfegruppen, in denen man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. Das hilft vielen Patienten und Patientinnen, besser mit ihrer Erkrankung klarzukommen. Weitere Beispiele sind etwa die Teilnahme am Altersturnen oder bei Aquagymnastik- Gruppen.

Welche Strategien und Massnahmen können helfen, die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden trotz der Herausforderungen durch Arthrose zu verbessern?

Vielen Betroffenen helfen tägliche Rituale, wie das Spazieren gehen. Generell kann ich regelmässige Gymnastikübungen auch für die Psyche empfehlen, nicht nur für die Gelenke. Manchmal sind Arthrosepatienten auf Hilfsmittel angewiesen, wie z.B. einen Rollator oder Hilfsmittel im Haushalt. All dies kann dabei unterstützen, sich eine gewisse Selbständigkeit zu bewahren trotz der Beschwerden

Wie kann ich meine Selbstwahrnehmung und das Selbstbild trotz der Einschränkungen durch Arthrose positiv beeinflussen?

Ich empfehle in erster Linie Gymnastikübungen sowie leichte bis mässige körperliche Belastungen. Denn dies kann helfen, das Körpergefühl zu verbessern. Zudem gibt es spezifische Physiotherapie- Übungen, die eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung zum Ziel haben. Generell kann sich Physio- oder Ergotherapie positiv auf die Beweglichkeit auswirken. Diese muss ärztlich verordnet werden.

Gibt es Selbsthilfegruppen oder psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten, die speziell auf Arthrose-Patienten ausgerichtet sind?

Ja, die gibt es. Regionale Selbsthilfegruppen, die sich mit Arthrose und Rheuma befassen, findet man unter www.selbsthilfeschweiz.ch. Auch die Rheumaliga bietet derartige Dienstleistungen an: www.rheumaliga.ch. Im Internet finden sich weitere Anbieter, die aber häufig auch kommerziell ausgerichtet sind.

Wenn die Schmerzen beim Bewegen unerträglich sind, welche Massnahmen kann ich ergreifen, um Linderung zu erfahren?

Wenn die Schmerzen unerträglich werden, rate ich dringend, dies mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Unerträgliche Schmerzen müssen ausreichend behandelt werden. Wenn man mit Medikamenten die Schmerzen nicht mehr in den Griff bekommt, stehen andere medizinische Massnahmen zu Verfügung, je nach Situation zum Beispiel Injektionsbehandlungen und Gelenksoperationen.

Wie kann ich meine Lebensqualität verbessern und meine täglichen Aktivitäten an die Auswirkungen von Arthrose anpassen?

Ein Teil der Antwort haben Sie schon gegeben: Wenn die Lebensqualität beeinträchtigt ist, muss man den Alltag zunächst darauf abstimmen und sollte zu grosse Belastungen meiden. An einem gewissen Punkt aber sind die Beschwerden derart, dass man trotz aller oben genannten Empfehlungen und Massnahmen, einschliesslich der Schmerzmittel, nicht mehr weiter kommt. Dann sollten Sie mit dem behandelnden Arzt nach anderen Therapiemöglichkeiten suchen und z.B. über eine Gelenkoperation sprechen. Viele Menschen leben mittlerweile ganz gut mit künstlichen Gelenken. In vielen Fällen kann mit einem künstlichen Gelenkersatz die Lebensqualität wieder entscheidend und dauerhaft verbessert werden.

Patientengeschichte

Aufgrund von Arthrose im Knie liess sich Nicole Wechsler eine personalisierte Knieprothese einsetzen. Seither kann sie wieder uneingeschränkt Sport machen. Ihre Geschichte erzählt sie hier:

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Dieses Thema wird in Zusammenarbeit mit Hirslanden präsentiert. Dr. med. Wolfram Nussbeck ist Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates an der Hirslanden Klinik Linde in Biel. 

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