Zusammenleben

Wenn sich die Grosseltern in die Erziehung einmischen

Egal ob die Grosseltern ihre Enkelkinder regelmässig betreuen und mit in die Erziehung einbezogen werden oder ob sie diese nur selten sehen: Oft haben sie ihre ganz eigene Meinung zu gewissen Erziehungsstilen und geraten so mit ihren eigenen Kindern aneinander. Unterschiedliche Meinungen zu Erziehungsmassnahmen, Ernährung und Süssigkeiten haben Konfliktpotenzial. Wichtig ist es, als Eltern klar zu kommunizieren, welche Erziehung man für richtig hält und aber auch Meinungen der Grosseltern zu reflektieren. Im besten Fall profitieren Sie von deren Erfahrungen und gestalten die Erziehung Ihrer Kinder dabei dennoch so, wie Sie es für richtig halten. So sind alle Familienmitglieder glücklich. 

Tochter und Mutter diskutieren auf der Couch.
Wenn sich die eigenen Eltern oder die Schweigereltern in die Erziehung einmischen, kommt es schnell zu Konflikten. © Copyright: fizkes / iStock / Getty Images Plus

Das Wichtigste in Kürze:

  • Veränderungen bei den Generationen bringen auch veränderte, moderne Erziehungsstile mit sich. Dies sorgt für Konfliktpotenzial zwischen Eltern und Grosseltern.
  • Viele Grosseltern haben sich so sehr an die Rolle als Erzieher gewöhnt, weil sie selbst Eltern sind. Sie sehen die Erziehung ihrer Enkel oft auch als zweite Chance an.
  • Ratschläge von den Grosseltern bezüglich der Kindererziehung oder Umsetzung gewisser Dinge, können von den Eltern als Bevormundung aufgenommen werden.
  • Um Streit beid er Kinder- und Enkelkindererziehung vorzubeugen, ist eine gute Kommunikation das A und O. Hier können auch Familiencoachings helfen. 
  • Grosseltern sollten vermeiden, Familienregeln und Traditionen zu missachten. Zudem sollten sie ihre Enkel nicht zu sehr verwöhnen und Vergangenes nicht in sie hineinprojizieren. 
  • Wir nennen Tipps, wie Sie einen gemeinsamen Erziehungsstil implementieren.

Die meisten Eltern geben bei der Erziehung ihrer Kinder die Werte mit, die sie selbst von ihren eigenen Eltern – jetzt Grosseltern – gelernt haben. Doch Veränderungen bei den Generationen bringen auch veränderte, moderne Erziehungsstile mit sich. Schwierig wird es deshalb, wenn Eltern und Grosseltern unterschiedliche Erziehungsstile ausüben und sich bei der Kinder- beziehungsweise Enkelkindererziehung uneinig sind. Oder wenn die Ratschläge von Grosseltern von den Eltern als Bevormundung aufgenommen werden. Wir geben hilfreiche Tipps, wie Sie die Situation als Eltern und Grosseltern bewältigen. 

Wieso mischen sich Grosseltern in die Erziehung der Enkel ein?

Viele Grosseltern haben sich so sehr an die Rolle als Erzieher gewöhnt, weil sie selbst Eltern sind, dass sie auch direkt bei den Enkeln anfangen, Ihren Erziehungsstil umzusetzen. Dass sie nicht mehr die alleinige Kontrolle über die Erziehung haben, fällt ihnen schwer zu akzeptieren. Viele Grosseltern begreifen den oder die Enkel zudem als zweite Chance. Entweder, um den eigenen Erziehungsstil nochmals zu bekräftigen, oder um Dinge gegebenfalls anders zu machen – weil jetzt andere Meinungen, mehr Zeit oder mehr finanzielle Mittel zu Verfügung stehen. 

Sind Grossmütter die besseren Mütter? 

Die Frage hört man oft – meistens zusammen mit dem «denn früher war schliesslich alles besser»-Satz. Fakt ist: Auch Grossmütter sind Mütter und sie haben viele Erfahrungen machen können, die sie gerne weitergeben. Auch wenn gewisse Kommentare nerven können, so sollten Eltern dennoch hinhören, wenn sie Tipps oder Ratschläge erhalten. Wie man ein Baby beim Stillen halten kann, welche Hausmittel bei gewissen Krankheiten helfen oder welche Massnahmen sich beim Erziehen als erfolgreich bewiesen haben – im besten Fall profitieren Sie davon.

Kommt es jedoch zu Kommentaren wie «Helicopter-Eltern» oder wird Ihre eigene Meinung als Mutter oder Vater missachtet, weil sich die Grossmutter für die bessere Mutter hält, so muss klar kommuniziert werden, dass Sie als Eltern die entscheidende Rolle tragen. 

Das sollten Grosseltern bei der Enkelbetreuung vermeiden

1. Familienregeln und Traditionen der Eltern missachten

Benimmregeln, wie etwa Tischregeln, sowie Bett- und Badregeln sollten dringend nach Vorgaben der Eltern ungesetzt werden. Grosi möchte, dass die Enkelkinder vorm Zubettgehen beten, doch das möchten Sie als Eltern nicht? «Das haben wir früher auch so gemacht» sollte kein Argument sein, um Altes wieder so zu wiederholen. Der Teller muss nicht mehr aufgegessen werden – notfalls bewahrt man etwas für den nächsten Tag auf –, Lieblingsserien oder Filme dürfen modern sein und veraltete Geschichten oder Ausdrücke dürfen durchaus gemieden werden.

2. Die Enkel zu sehr verwöhnen

Geschenke ohne Anlass, übertriebene Geschenke, immer Ja sagen, wennd die Kleinen etwas möchten oder den Verzehr von Süssigkeiten erlauben – all dies gehört zum grosselterlichen Verwöhnen. Hier gilt: Natürlich sollten Grosseltern ihren Enkeln Geschenke machen dürfen und ihnen Freude schenken. Doch vorab sollte mit den Eltern geklärt werden, in welchem Mass das Ganze geschehen darf. Besprechen Sie miteinander, dass Sie eine kleine Überraschung planen oder überlegen Sie gemeinsam, was ein bestimmter Anlass für ein Geschenk sein könnte, damit es einen guten Grund gibt.

3. Vergangenheit der eigenen Kindheit und eigenen Kinder auf Engel übertragen

Manchmal können auch ungelöste Konflikte dahinter stecken, dass Grosseltern sich in die Erziehung einmischen. Es kommt dann zu Streit, weil alte Themen wieder hochkommen. Entweder erzieherische Massnahmen, die in der eigenen Kindheit angewendet wurden oder das, was man bei seinen eigenen Kindern damals für richtig hielt, diese nun aber nicht mehr bei ihren.

Versuchen Sie sich als Grosseltern davon zu verabschieden, die entscheidende Rolle zu tragen und überreichen Sie das Zepter an Ihre Kinder. Akzeptieren Sie Neues, beharren Sie aber auch ruhig auf Ihren Ansichten und nennen Sie Ihre Argumente. Andersrum gilt für die Eltern: Suchen Sie klärende Gespräche mit Ihren Eltern darüber, was Sie anders machen möchten und weshalb. Hören Sie sich dennoch an, was früher anders war und warum. 

Was können Eltern tun, wenn sich die Grosseltern in die Erziehung einmischen?

Suchen Sie das Gespräch zu Ihren Eltern, äussern Sie Wünsche und versucnen Sie bestmöglichst zu begründen, warum Sie gewissen Dinge anders umsetzen möchten, ohne Ihre Eltern dabei zu verletzen oder ihnen Vorwürfe zu machen. 

Es kann auch helfen, ein Familiencoaching zu organisieren, falls Sie einen Vermittler brauchen, der Streit schlichten oder Fehler bei der Kommunikation beheben kann. 

Tipps, wie Sie Ihren Eltern näher bringen können, wie Ihre Kinder erzogen werden sollen

Wie so oft hilft es, ein klärendes Gespräch zu führen. Am besten Sie organisieren ein paar kinderfreie Stunden, um sich ganz auf das Gespräch konzentrieren zu können. Vermeiden Sie Sätze wie «Immer musst du» oder «Du hast schon damals immer...» und beziehen Sie Ihre Wünsche und Forderungen eher auf sich selbst. Begründen Sie so gut wie möglich, was hinter Ihren erzieherischen Massnahmen steckt oder weshalb Sie etwas für richtig halten. 

Es kann auch helfen, Ihren Eltern Vorbilder zu zeigen oder Bücher zum Lesen zu geben, die Ihr eigenes Denken zu gewissen Erziehungsmassnahmen geformt haben. Seien auch Sie selbst dabei kompromissbereit: Ausnahmen sind erlaubt, bei den Grosseltern darf das Kind mal etwas länger TV schauen oder bekommt auch mal etwas Süsses einfach so. Dies gehört ebenso zur Erziehung Ihrer Kinder hinzu, wie Ihre Regeln. 

Wie Sie einen gemeinsamen Erziehungsstil implementieren, an den sich alle halten

Es kann helfen, eine Art Hausordnung, beziehungsweise Familienordnung aufzustellen. Was ist bei Oma und Opa erlaubt, was zuhause vielleicht nicht erlaubt ist, oder andersrum. Fragen Sie dafür Ihre Eltern, womit sie beim Betreuen der Enkel einverstanden sind. Denn Sie müssen auch die Wünsche Ihrer eigenen Eltern akzeptieren, etwa dass bei ihnen nicht auf dem Sofa gehüpft werden oder TV geschaut werden darf. 

Klären Sie Bett-, Bad- und Tischregeln miteinander ab und implementieren Sie Kommunikationswege, wie etwa über Whatsapp oder durch Telefonate, bei denen Sie sich zu Themen der Erziehung austauschen können. 

Weitere Artikel in Zusammenleben

Aktuelle Artikel

Beliebte Artikel