Krankheiten

COPD-Patient Hans-Rudolf Gafner: «Ich befand mich in einer Abwärtsspirale»

Hans-Rudolf Gafner aus Thun BE leidet unter COPD. Die Krankheit, die den Atem raubt, schränkt ihn im Alltag stark ein. Wie er es schafft, positiv zu bleiben, verrät er im Gespräch mit meineeltern.ch.

Mann mit Sauerstoff-Schlauch in der Nase.
Im fortgeschrittenen Stadium schränkt die Erkrankung die Lebensqualität der Betroffenen sehr ein (Symbolbild).  © Urban78/iStock / Getty Images Plus

Meineeltern.ch: Wann bemerkten Sie zum ersten Mal Probleme mit Ihrer Lunge?

Hans-Rudolf Gafner: Erstmals auffällig wurde es während eines militärischen Viertagemarsches im Jahr 2001 in Holland. Wir liefen den Berg hoch. Da bekam ich ernsthafte Atembeschwerden und musste den Marsch abbrechen. Danach erhielt ich die Diagnose: mittelschwere COPD.

Wie haben Sie auf die Diagnose reagiert?

Es war ein harter Schlag. Ich musste meine damalige Arbeit bei der SBB aufgeben und konnte nicht mehr wie gewohnt arbeiten. Das war für mich sehr schwierig, insbesondere da ich mein Leben lang körperlich gearbeitet hatte.

Wie gestaltete sich die Anfangszeit?

Nach der Diagnose war ich eine Zeitlang gezwungen, mich im Sommer drinnen aufzuhalten, um meine Lungen zu schonen. Raus ging ich nur zum Einkaufen. Doch selbst einfache Aufgaben wie der Gang zum nahegelegenen Einkaufscenter wurden zu einer Stunde dauernden Anstrengung. Das setzte mir mental zu. Meine administrativen Pflichten und Rechnungen stapelten sich. Ich befand mich in einer Abwärtsspirale. Es ging mir nicht gut.

Was setzte Ihnen zu?

Als jemand, der es gewohnt war, aktiv und sportlich zu sein, war es für mich sehr frustrierend, die Teilnahme an sportlichen Veranstaltungen wie den Viertagesmärschen in Holland aufgeben zu müssen. Ich war körperlich eingeschränkt und musste immer Sauerstoff mitführen. Das hat mich stark begrenzt.

Wie geht es Ihnen heute? 

Heute geht es mir dank guter medizinischer Versorgung und häufigen Untersuchungen viel besser. Die Unterstützung von Freunden und der Lungenliga Bern, aber auch die Teilnahme an einer Austauschgruppe sind mir eine grosse Hilfe. Zusätzlich finde ich durch mein Engagement in der Kirchengemeinde, beim Singen und in Musicals, Freude und Zusammenhalt.

Trotz schwerer Krankheit wirken Sie sehr positiv. 

Ich sehe das Leben positiv und versuche, Optimismus auszustrahlen. Anstatt mich von meiner Krankheit unterkriegen zu lassen, suche ich nach Aktivitäten, die mich erfüllen, wie Spaziergänge in der Stadt oder Besuche in meiner Stammkneipe, wo ich alte Bekannte treffe.

Ist Ihnen dabei schon mal der Sauerstoff ausgegangen? 

Tatsächlich erlebte ich einmal einen beängstigenden Moment, als mir der Sauerstoff ausging. Es geschah in Heiligenschwendi BE, oben auf dem Aussichtsturm. Plötzlich war der Sauerstofftank leer, und Panik setzte ein. Trotz des leichten Nebels und der Furcht, allein zu sein, gelang es mir, ohne weitere Sauerstoffzufuhr bis zur nächsten Bushaltestelle zu gelangen – ein Erfolg, der mir einst undenkbar erschien.

Zur Person

Hans-Rudolf Gafner
Hans-Rudolf Gafner. © Lungenliga Bern

Hans-Rudolf Gafner, 62, ist gelernter Landwirt. Er arbeitete im Obstbau, als Gipser und in einer Sägerei. Bei der SBB war er im Gleisoberbau tätig, wo er Schwellen mit Schotterstein unterstopfte. Während der Nachtschichten rauchte er «fast ein Päckchen Zigaretten», um wach zu bleiben. Im Jahr 2006 entdeckten Ärzte auffällige Schatten in den Röntgenbildern.  2015 brach die Krankheit aus.  Gafner ist IV-Bezüger. 

Was ist COPD? 

COPD – abgekürzt vom englischen Chronic Obstructive Pulmonary Disease – ist eine weitverbreitete Lungenkrankheit, die langsam, aber stetig die Atemwege einengt. In schweren Fällen reicht der Aktionsradius der Betroffenen nur noch bis zur Haustüre. Bei fortgeschrittener COPD brauchen die Betroffenen eine dauerhafte Sauerstoff-Heimtherapie. COPD wird meist durch langjähriges Rauchen verursacht und ist durch anhaltenden Husten, Auswurf und Atemnot gekennzeichnet. COPD ist nicht heilbar, aber mit Medikamenten, Sauerstofftherapie und Änderungen des Lebensstils kann der Fortschritt der Krankheit verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden.

Trotz ihrer Stellung als eine der weltweit am meisten verbreiteten nicht-infektiösen Erkrankungen, bleibt die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) vielen Menschen unbekannt. Anlässlich des Welt-COPD-Tages setzt sich die Lungenliga dafür ein, das Bewusstsein zu schärfen und informiert mit einer Reihe von Veranstaltungen sowie Informationsangeboten über diese tückische Krankheit. Möchten Sie Ihr COPD-Risiko testen? Die Lungenliga hat auf ihrer Webseite einen Online-Risikotest

 

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