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Nikotinentzug: starkes Schwitzen oder schlechte Laune – was im Körper passiert

Auch im Alter lohnt sich der Abschied vom Rauchen. Denn auch Senioren profitieren von einem Rauchstopp. Denn, wer aufhört, verbessert sowohl  seine körperliche Gesundheit als auch sein Gemütszustand. Das Zauberwort lautet dabei: Durchhalten! Denn der positive Effekt eines Rauchstopps ist bereits nach kürzester Zeit spürbar.

Ein Rauchstopp lohnt sich auch im Alter.
Ein Rauchstopp lohnt sich auch bei jenen, die schon ihr ganzes Leben lang geraucht haben.   © RapidEye / E+

Nikotinentzug Symptome – das Wichtigste in Kürze:

Rauchen verursacht in der Schweiz jährlich 9500 Todesfälle. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Gesundheit. Raucherinnen und Raucher sind am häufigsten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, gefolgt von Lungenkrebs, Erkrankungen der Atemwege und anderen Krebsarten. Ein Rauchstopp ist darum immer eine gute Idee. Selbst wer erst spät mit dem Rauchen aufhört, kann sein Mortalitätsrisiko senken. Doch mit welchen Entzugserscheinungen ist zu rechnen?

Wie lange dauert der körperliche Entzug beim Rauchen?

Nach ungefähr vier Tagen ist das Nikotin im Körper nicht mehr vorhanden. Experten sagen, dass der rein körperliche Entzug nach 14 Tagen überstanden sei.

Welche Symptome treten auf, wenn man mit dem Rauchen aufhört?

Gereiztheit, Nervosität, schlechte Laune, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und einen grossen Appetit: Die Symptome eines Rauchstopps sind vielfältig. Kein Wunder: Der Körper hat sich an das Nikotin gewöhnt und verlangt danach. Weil er es aber nicht mehr bekommt, rebelliert er. Entzugserscheinungen haben aber immer etwas Gutes: Sie signalisieren, dass jetzt im Körper etwas passiert. Der Körper fängt an, aufzuräumen und sich selbst zu reinigen. Ein Rauchstopp ermöglicht ihm, endlich zur Ruhe zu kommen und alle Giftstoffe einer Zigarette zu beseitigen.

Warum wird einem übel nach einem Rauchstopp?

Das Rauchen kurbelt den Verdauungsprozess an, die Magensäureproduktion ist erhöht. Ein Rauchstopp führt dazu, dass der Magensäurespiegel wieder sinkt. Das kann zu Übelkeit und Erbrechen  führen. Ingwer kann gegen Übelkeit helfen. Die ätherischen Öle von Ingwer beruhigen die Magenbewegungen und lindern das flaue Gefühl und den Brechreiz. Besonders, wenn der Ingwer als Tee zubereitet wird.

Ingwertee – so geht’s:

  • Ingwer in 1 cm grosse Stücke schneiden
  • In eine Tasse geben
  • Kochendes Wasser dazu geben
  • rund 10 Minuten ziehen lassen
  • ein Schuss Zitrone dazugeben
  • Tee abkühlen lassen und geniessen.
Mit einem Schuss Zitrone eignet sich ein Ingwertee bestens gegen Übelkeit.
Mit einem Schuss Zitrone eignet sich ein Ingwertee bestens gegen Übelkeit. © Angele J / Pexels

Ist Schwitzen eine Entzugserscheinung?

Sobald man mit dem Rauchen aufhört, kann das starkes Schwitzen mit sich ziehen. Ein normaler Nebeneffekt, denn dem Körper wird der Stoff entzogen, an den er sich gewöhnt hat. Das Schwitzen kann einige Wochen dauern. Dauert es länger, sollte man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Darum wird man müde nach einem Rauchstopp

Nach einem Rauchstopp fühlen sich Ex-Raucher häufig schlapp und müde. Der Körper durchläuft viele Veränderungen und arbeitet auf Hochtouren. Das kostet Kraft. Geduld ist gefragt. 

Sos-Tipps bei Müdigkeit

Wer müde ist, sollte seinem Körper die nötige Ruhe gönnen. Gezielte Massnahmen helfen:

  • Viel Schlafen
  • Wenig Koffein konsumieren
  • Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen
  • Bewegung
  • Frische Luft
  • Sonne tanken
  • Vorfreude geniessen, es bald geschafft zu haben

Was passiert mit dem Herz, wenn man aufhört, zu rauchen?

Tabakkonsum führt zu dickeren Herzwänden und einer geringeren Pumpkraft des Herzens. Kann das Herz seine Pumpfunktion aber nicht mehr wahrnehmen, spricht man von Herzinsuffizienz. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Dies vermindert die Leistungsfähigkeit. Rauchen ist einer der grössten Risikofaktoren für Herzinsuffizenz.

Ein Rauchstopp macht solche Herzkammerstörungen schnell rückgängig. Denn bereits nach wenigen Minuten nach einem Stopp macht sich ein Nikotinverzicht bemerkbar. Blutdruck und Puls pendeln sich auf einem normalen Niveau ein. Der Körper wird besser durchblutet. 

Darum leidet man unter Durchfall 

Rauchen stimuliert die Darmtätigkeit. Wer mit dem Rauchen aufhört, kann unter Verstopfung leiden. Der Darm braucht einige Tage Zeit, um seine natürliche Aktivität wieder aufzunehmen. In der Regel dauert die Verstopfung einige Tage bis Wochen.

Wer unter Verstopfung leidet, kann die Beschwerden durch einige Massnahmen lindern:

  • Keine stopfenden Lebensmittel wie Banane, Schokolade oder Weissmehl essen
  • Gründlich kauen, um den Darm zu entlasten
  • Ausreichend Ballaststoffe essen wie Vollkornprodukte, Früchte und Gemüse
  • Zum Frühstück geschrotete Leinsamen ins Joghurt geben. Leinsamen bilden viel Schleimstoffe, die Nahrung wird dadurch schneller transportiert.
Bananen sollten wenn möglich bei einer Verstopfung nicht gegessen werden.
Bananen sollten wenn möglich bei einer Verstopfung nicht essen.  © Couleur / Pexels

Wann ist die schlimmste Zeit, wenn man mit dem Rauchen aufhört?

In der Regel sind die ersten drei Tage die schwierigsten. Im Körper hat es noch restliches Nikotin. Doch bereits nach wenigen Tagen erholen sich die Nervenbahnen. Das merkt man am Geschmacks- und Geruchssinn. Beide funktionieren spürbar besser.

Das bewirkt ein Rauchstopp im Körper 

Schon 20 Minuten nach der letzten Zigarette sinken Blutdruck und Puls auf Normalwert und die Blutzirkulation verbessert sich.

Nach 24 Stunden ist das Kohlenmonoxid aus dem Zigarettenrauch vollständig abgebaut und die Lunge beginnt, Schleim und Rauchrückstände abzubauen.

Nach einigen Monaten bemerken Ex-Rauchende eine Verbesserung der Lungenfunktion: Atemprobleme, Atemnot und Keuchen nehmen ab.

Nach 5 Jahren ist das Herzinfarktrisiko nur noch halb so hoch. Nach weiteren 5 Jahren halbiert sich auch das Lungenkrebsrisiko im Vergleich zu rauchenden Personen.

So wirkt sich Rauchen auf die Psyche aus

Eine Zigarette nach dem Essen, eine Zigarette beim Schwatz mit dem Kollegen, eine Zigarette nach einem harten Arbeitstag: Für Raucherinnen und Raucher hat Nikotin unterschiedliche soziale Funktionen. Der Tabakkonsum löst bei ihnen ein angenehmes Körpergefühl aus und ist emotional eng mit bestimmten Situationen verknüpft. Rauchen wird darum häufig mit Genuss, Belohnung, Gemütlichkeit und einer Pause assoziiert. Wer regelmässig an einer Zigarette zieht, dämpft ausserdem unangenehme Entzugssymptome.

Das passiert mit der Psyche, wenn man aufhört zu rauchen

Wer mit dem Rauchen aufhört, tut nicht nur seinem Körper Gutes. Ein Rauchstopp verbessert auch die Stimmungslage. Das fanden englische Forscher in einer Übersichtsstudie mit 102 Studien und über 170 000 Probanden heraus. Ihr Fazit: Bereits sieben Wochen nach dem Rauchstopp traten Gefühle wie Depression, Angst und Stress weniger auf. 

Wie lange dauert der psychische Nikotinentzug?

Ein Nikotinentzug kann zwischen sechs und zwölf Monate dauern. Damit dauert der psychische Entzug länger als der körperliche. «Sich ein über Jahre antrainiertes Verhalten abzugewöhnen, dauert wesentlich länger, weil sich dieses im Gehirn eingeprägt hat», sagt Claudia Künzli von der Lungenliga. 

Kann man depressiv werden, wenn man aufhört zu rauchen?

Ärztinnen und Ärzte gewähren psychisch Kranken in der Therapie häufig das Rauchen, um sie nicht zusätzlich zu stressen. Dabei ist das gar nicht nötig. Das fanden Forscher der Universität of Birmingham im Jahr 2014 heraus. 26 Studien sichteten die Wissenschafter. Ihr Resultat: Ein Rauchstopp führte zu einer signifikant besseren Stimmung. Das galt sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für gesunde Personen. Das Fachmagazin «Britisch Medical Journal» publizierte die Resultate. Hinzukommt:  Ein Rauchstopp kennt keine Altersgrenze. «Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Alter, denn dieser hat bereits kurzfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit», sagt Claudia Künzli, Leiterin Gesundheitsförderung und Prävention von Lungenliga Schweiz.

So gelingt ein Rauchstopp

Es gibt zahlreiche Rauchstopp-Methoden und jede rauchende Person muss die für sie passende finden. Am wichtigsten ist die eigene Motivation. Um mit dem Rauchen erfolgreich aufhören zu können, muss man wissen, wieso man aufhören möchte. Bereits ein Beweggrund, wie sich wieder frei und unabhängig fühlen zu können, kann zum Erfolg führen. 

Eine Studie der University of Birmingham mit rund 700 Raucherinnen und Rauchern kam 2016 zum Schluss: Der kalte Entzug ist erfolgsversprechend. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass 49 Prozent der Teilnehmer in der Gruppe mit abruptem Rauchstopp einen Monat nach dem Tag des Rauchstopps nicht mehr rauchten, verglichen mit 39,2 Prozent in der Gruppe, die schrittweise aufhörte.  Nach sechs Monaten waren die Erfolgsquoten zwar gesunken, aber der Unterschied zwischen den Gruppen war immer noch vorhanden: 22 Prozent der Gruppe, die abrupt mit dem Rauchen aufhörte, rauchten nicht mehr, verglichen mit rund 16  Prozent der Gruppe, die schrittweise aufhörte.

Alte Gewohnheiten ablegen und gut planen

Wer glaubt, es nicht alleine zu schaffen,  dem rät Claudia Künzli professionelle Hilfe.  «Die erfolgreichste Methode ist Rauchstopp-Beratung in Kombination mit medikamentöser Unterstützung.» Wichtig sei, den Rauchstopp gut zu planen und das Rauchverhalten mit anderen Aktivitäten zu ersetzen. Hilfreich könne es sein, in schwierigen Momenten die Hände zu beschäftigen, einen Kaugummi zu kauen, ein Glas Wasser zu trinken oder einen Spaziergang zu machen. «Viele Rauchende verbinden z.B. den morgendlichen Kaffee mit einer Zigarette. Den Kaffee mit einem Tee zu ersetzen kann bereits eine hilfreiche Massnahme sein», so Künzli. Vorsicht sei beim Essen geboten. Viele Ex-Rauchende würden zwischen zwei bis fünf Kilo zunehmen, bevor sich das Gewicht einpendle. «Aus gesundheitlicher Sicht ist ein Rauchstopp aber trotzdem die bessere Option.» 

Verlockungen vermeiden und dranbleiben 

Zur Planung gehört auch, sämtliche Rauchutensilien aus Wohnung, Büro und dem Auto zu entfernen und das soziale Umfeld über das Vorhaben zu informieren. «Vielleicht kann die Partnerin oder der Partner beim Rauchstopp unterstützen?», sagt Künzli. «Die meisten Ex-Rauchenden haben bis zu sechs Versuche gestartet, bis ihnen der Rauchstopp gelungen ist. Jeder dieser Versuche ist eine Erfahrung, die man beim nächsten Rauchstopp nutzen kann.» Wichtig sei einfach, dranzubleiben und baldmöglichst einen nächsten Versuch zu starten.

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