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Seniorenuni in der Schweiz: Möglichkeiten und Vorteile

Studieren kennt kein Alter: In der Schweiz können Senioren durch spezialisierte Programme an Universitäten weiterbildende Angebote nutzen. Von Seniorenuniversitäten über Gasthörerschaften bis hin zu regulären Studiengängen stehen zahlreiche Möglichkeiten offen. Ein Studium bietet nicht nur die Chance, Wissen zu erweitern und geistig aktiv zu bleiben, sondern auch soziale Kontakte zu pflegen und bisher unerfüllte Träume zu verfolgen. Die Voraussetzungen variieren je nach Angebot, wobei manche Universitäten Mindestalter oder Qualifikationen voraussetzen.

Wer studiert, knüpft Kontakte zu anderen Studenten.
Wer studiert, knüpft Kontakte zu anderen meist auch jüngeren Studenten. © skynesher / E+

Seniorenuni – das Wichtigste in Kürze:

Der Besuch einer Seniorenuni stellt für ältere Personen eine wertvolle Gelegenheit dar, sich geistig aktiv zu halten und lebenslanges Lernen fortzusetzen. Studien haben gezeigt, dass kontinuierliche geistige Anregung kognitive Fähigkeiten schärfen und dem altersbedingten Abbau entgegenwirken kann. Neben dem Bildungsaspekt fördert die Teilnahme an einer Seniorenuni soziale Interaktionen, da die Teilnehmenden Gleichgesinnte treffen und neue Freundschaften knüpfen können. Insgesamt trägt sie dazu bei, das Wohlbefinden und die Lebensqualität im Alter zu steigern.

Kann man mit 60 Jahren studieren?

Studieren kennt in der Regel keine Altersgrenze.  Viele Universitäten in der Schweiz bieten für Seniorinnen und Senioren breit gefächerte Programme.  Es gibt verschiedene Möglichkeiten im Alter zu studieren:

Seniorenstudium

Seniorenuniversitäten bieten spezialisierte Bildungsmöglichkeiten für ältere Menschen. Dort haben Seniorinnen und Senioren die Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Durch das neu erworbene Wissen können sie komplexe Zusammenhänge in Bereichen wie Medizin, Politik und Wirtschaft vertiefend erfassen. Ein zusätzlicher Vorteil: Inhaber eines Ausweises einer Seniorenuniversität haben oftmals die Möglichkeit, reguläre Veranstaltungen von Partneruniversitäten in anderen schweizerischen Städten zu besuchen.

Gasthörerschaft

Wer nicht an einer Hochschule eingeschrieben ist und keine Studienabsichten hat, sollte über eine Gasthörerschaft nachdenken. Diese ermöglicht den Besuch ausgewählter Lehrveranstaltungen, meist gegen eine Gebühr. Es besteht keine Pflicht, Prüfungen abzulegen; dementsprechend wird auch kein akademischer Grad verliehen. Allerdings ist nicht jeder automatisch zur Gasthörerschaft berechtigt. Die genauen Voraussetzungen und Kriterien variieren je nach Hochschule oder Universität. Oftmals sind die Plätze für Gasthörer begrenzt und es kann eine Altersgrenze oder andere Vorgaben wie Bildungsnachweise oder berufliche Qualifikationen geben.

universitäres Studium

Wer einen anerkannten Abschluss anstrebt, kann regulär studieren. Voraussetzung ist die eidgenössische Maturität. Wem diese fehlt, kann eine Passerelle absolvieren. Eine Passerelle ist eine Ergänzungsprüfung zur Berufsmaturität oder Fachmaturität. Wer sie besteht, erhält Zugang zu allen Studiengängen der universitären Hochschulen der Schweiz sowie zu allen Studiengängen der Pädagogischen Hochschulen. Wer sich für eine Ergänzungsprüfung entscheidet, muss grosse Eigenverantwortung mitbringen: Man muss vieles in kurzer Zeit lernen. Denn die Passerelle dauert nur rund ein Jahr. Das viele Lernen innert kürzester Zeit hat einen Nachteil: Man erlangt dadurch nicht immer fundierte Kenntnisse.

Wem das zu intensiv ist, der kann eine Erwachsenen-Maturität erlangen. Verschiedene Kantone betreiben Maturitätsschulen für Erwachsene. Diese Schulen bieten einen spezifisch auf die Bedürfnisse von Erwachsenen zugeschnittenen Lehrplan an, der oft praxisorientierter ist und sich an der Lebenserfahrung der Teilnehmenden orientiert. Die Schulen werden mit einer kantonalen Matur abgeschlossen, die als eidgenössische Matur anerkannt ist. Der Lehrgang dauert maximal dreieinhalb Jahre. Der Unterricht findet berufsbegleitend und an einzelnen Tagen der Woche und am Abend statt. Für viele ist dies eine ideale Möglichkeit, sich neben dem Beruf weiterzubilden und einen höheren Bildungsabschluss zu erlangen.

Warum im Alter studieren?

Die Gegenfrage lautet: warum nicht? Es spricht nichts dagegen, im Alter den eigenen Geist zu fordern, sich in interessante Wissensgebiete zu vertiefen und einen anerkannten Abschluss anzustreben. Man kommt dabei nicht nur in Kontakt mit anderen, der Alltag erhält auch eine neue Struktur. Darüber hinaus gibt das Studieren im Alter auch die Möglichkeit, bisher unerfüllte Träume oder Interessen zu verfolgen und eine neue Perspektive auf das Leben zu gewinnen. Tatsache ist aber: Mit zunehmenden Alter tendieren viele dazu, ihr Hirnleistung nicht mehr zu fordern. Die Folge: Die Lernbereitschaft sinkt und damit auch die Motivation. Der in der Gesellschaft verbreitete Irrtum, dass Ältere nicht mehr fleissig lernen können, wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Doch Studien zeigen, dass das Gehirn plastisch bleibt und sich auch im Alter weiterentwickeln kann. Das kontinuierliche Lernen kann kognitive Fähigkeiten schärfen und die geistige Gesundheit fördern. Daher ist es nie zu spät, sich Bildung und Wissen anzueignen.

Kann man nach dem Abschluss einer Seniorenuni akademisch arbeiten? 

Ein Abschluss an einer Seniorenuni ist in der Regel nicht mit einem traditionellen akademischen Abschluss (wie Bachelor, Master oder Doktor) vergleichbar. Seniorenuniversitäten sind in erster Linie darauf ausgerichtet, älteren Menschen Bildungsmöglichkeiten und lebenslanges Lernen zu bieten, ohne den Schwerpunkt auf berufliche Qualifikationen zu legen. Daher würde ein Abschluss an einer Seniorenuni allein in der Regel nicht als Qualifikation für eine akademische Position oder andere professionelle Rollen in der akademischen Welt anerkannt werden. Wer nach einem Abschluss an einer Seniorenuni akademisch arbeiten möchte, müsste sich wahrscheinlich auf seine vorherigen Qualifikationen, Erfahrungen und Fachkenntnisse verlassen.

Das heisst jedoch nicht, dass die an einer Seniorenuni erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht wertvoll sind. Sie können das persönliche Wachstum fördern, zu neuen Hobbys und Interessen führen und in einigen Fällen sogar dazu beitragen, dass jemand in einem bestimmten Bereich (z.B. als Autor, Berater oder Redner) mehr Autorität erlangt.

Welche Seniorenuniversitäten gibt es in der Schweiz?

In der Schweiz haben sich mehrere Universitäten auf eine ältere Studentenschaft eingestellt. So gibt es zum Beispiel:

Welches Programm bieten die Seniorenuniversitäten an?

«Unsere Seniorenuniversität ist als Verein organisiert», erklärt Michel Charles Hubli, Präsident der Seniorenuniversität Luzern. «Mitglieder haben Zugang zu allen Anlässen, wie Vorträge aus allen Wissensgebieten, mehrteilige Seminare, Sprachkurse, Lesezirkel, Exkursionen und Kulturreisen.» Wer kein Mitglied sei, könne ebenfalls mitmachen, müsse dann aber mehr zahlen.

Die Seniorenuniversität Bern bietet neben Vorlesungen auch Seminare, Führungen, Exkursionen und Kurse an. Die Vorlesungen finden im Herbstsemester zweimal wöchentlich und im Frühjahrssemester ein Mal wöchentlich statt. «Es handelt sich um Vorträge von Dozierenden der Universität Bern zu fachlich unterschiedlichen Themen», sagt Mediensprecherin Brigit Bucher. «Mitglieder der Seniorenuniversität können auch Sporttrainings und Kurse für Gedächtnis und mentale Fitness besuchen.»

Onlinekurse: zu Hause büffeln

Viele Veranstaltungen lassen sich sowohl online als auch im Präsenzunterricht besuchen – wie zum Beispiel die Vorlesungen der Seniorenuni Zürich. Ähnlich läuft es in Luzern. Michel Charles Hubli: «Wir führen das gesamte Vortragsangebot im hybriden Format, das heisst die Leute können vor Ort am Vortrag teilnehmen, sich von zu Hause aus zuschalten oder den Vortrag später anschauen.»

Welche Vorteile und Nachteile bieten Onlinekurse?

 

Onlinekurse bieten sowohl Vor- als auch Nachteile.

  • Zu den Vorteilen gehört zweifelsohne die Ersparnis von Zeit und Kosten. Teilnehmer solcher Kurse müssen keine weiten Wege zurücklegen und sparen somit Reisekosten sowie den Aufwand für Fahrten. Dies ist besonders vorteilhaft für diejenigen, die eingeschränkte Mobilität haben oder in abgelegenen Gebieten wohnen.
  • Jedoch bringen Onlinekurse auch Herausforderungen mit sich. Obwohl Online-Plattformen Möglichkeiten für Interaktion und Networking bieten, fehlt oft der direkte, persönliche Kontakt zu Mitstudierenden. Solche direkten Begegnungen sind nicht nur zur Aufrechterhaltung der Motivation essenziell, sondern auch für den Austausch über Lerninhalte. Darüber hinaus geht der soziale Aspekt des Studierens verloren – sei es das freudige Wiedersehen mit Kommilitonen, der entspannende Kaffee nach einer Vorlesung oder das kollaborative Erarbeiten von Projekten.

 

Alternative zum Präsenzunterricht: Fernstudium

Ihre Eltern leben auf dem Land, wo es keine Universität oder eine Hochschule gibt? Auch dann hat man die Möglichkeit zu studieren – an einer Fernuni wie der Fernfachschule Schweiz oder der Fernuni Schweiz. Ein Fernstudium zeichnet sich durch seine grosse Flexibilität aus, sowohl hinsichtlich des Lernortes als auch der Lernzeiten. Das Studium lässt sich meist individuell gestalten, sodass es problemlos möglich ist, Privatleben, Beruf und Studium miteinander zu vereinbaren.

Kosten: So teuer ist ein Seniorenstudium

Mit welchen Kosten müssen Seniorinnen und Senioren rechnen, wenn sie an einer Universität studieren? Nachstehend ein paar Kostenbeispiele: 

Seniorenuni Luzern:

  • Mitgliedschaft im Jahr: 50 Franken
  • Vorträge (rund 50 Minuten) ab Herbst 2022: 20 Franken für Mitglieder, 35 Franken für Nicht-Mitglieder
  • Vorträge mit digitalem Abo: 15 Franken, Pauschale für das digitale Abo: 95 Franken
  • Seminare von 90 Minuten: 30 Franken

Seniorenuni Bern:

  • Mitgliederbeitrag für das akademische Jahr: 80 Franken
  • Gebühr für die Kurse «Gedächtnis und mentale Fitness»: 90 Franken pro Semester
  • Gebühr für Sporttraining: 40 Franken pro Kurs und Semester.
  • Einzeleintritte zu den Vorträgen für Nicht-Mitglieder: 5 Franken

Zusätzliche Kosten können bei speziellen Veranstaltungen wie Exkursionen und Führungen anfallen.

Welche Voraussetzungen müssen Senioren mitbringen?

Seniorenunis geben in der Regel ein Mindestalter vor. So kann an der Seniorenuniversität Zürich nur Mitglied werden, wer 60 Jahre alt ist. Die Seniorenuni Basel dagegen steht allen offen, die bereits pensioniert sind oder das 58. Altersjahr erreicht haben, sowie ihren Partnerinnen oder Partnern. Die Seniorenuniversität Luzern richtet sich an Menschen, die mindestens 50 Jahre alt sind. «Meist kommen die Leute ab 65 Jahren zu uns», sagt Michel Charles Hubli.

Ein Gasthörerstudium steht in der Regel allen Personen offen, die sich weiterbilden möchten. Voraussetzung ist, sich bei der Hochschule anzumelden und eine Gebühr zu bezahlen.

Wer regulär studieren möchte, muss die Zulassungsbedingungen erfüllen. Dazu gehört die eidgenössische Matura. Auch das Semesterticket muss erworben werden.

Wo können sich Senioren beraten lassen?

Wer sich für ein Studium interessiert, sieht sich oft mit zahlreichen Fragen konfrontiert, unabhängig vom Alter: Welche Studiengänge werden angeboten? Welche Fächerkombinationen sind möglich? Bis wann muss die Einschreibung erfolgen? Um all diese Fragen zu beantworten, bieten Universitäten und Hochschulen Studienberatungsdienste an. Diese sind zu festgelegten Zeiten telefonisch verfügbar, aber Anfragen können auch jederzeit per E-Mail gesendet werden. Zudem liefert der Schweizerische Verband der Senioren-Universitäten wertvolle Informationen für Interessenten.

 

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