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Seniorenuni: Das Gehirn will auch im Alter lernen 

Seniorenstudiengänge bieten interessante Einblicke in die Welt der Wissenschaft. Vor allem der Austausch mit anderen Studierenden, Gasthörerinnen und Gasthörern belebt und hält jung. In der Schweiz gibt es einige Universitäten für Senioren. Welche Voraussetzungen müssen Ihre Eltern mitbringen? Ist Präsenzunterricht Pflicht oder finden die Vorlesungen auch online statt? In diesem Artikel erfahren Sie mehr.

Wer studiert, knüpft Kontakte zu anderen Studenten.
Wer studiert, knüpft Kontakte zu anderen meist auch jüngeren Studenten. © skynesher / E+

Seniorenuni – das Wichtigste in Kürze:

Lust, inspirierende Uni-Luft zu schnuppern? Im Alter fällt es oft leichter, Zeit für das Traumstudium zu finden oder wissenschaftliche Interessen zu verfolgen. Reguläre Universitäten sowie Seniorenuniversitäten bieten spannende Bildungsangebote an. Studien im Alter hat viele Vorteile:  Man trainiert nicht nur die grauen Zellen, man gibt seinem Alltag auch eine neue Struktur. 

Kann man mit 60 Jahren studieren?

Studieren kennt in der Regel keine Altersgrenze.  Viele Universitäten in der Schweiz bieten für Seniorinnen und Senioren breit gefächerte Programme.  Es gibt verschiedene Möglichkeiten im Alter zu studieren:

Seniorenstudium

Seniorenunis bieten älteren Menschen spezielle Bildungsangebote an. Seniorinnen und Senioren tauschen sich mit anderen aus. Das erlernte Wissen ermöglicht es, mit der Zeit komplexe Zusammenhänge auch in den Bereichen Medizin, Politik und Wirtschaft besser zu verstehen. Ein weiterer Vorteil: Wer einen Ausweis der Seniorenuni hat, darf häufig auch reguläre Veranstaltungen von Partner-Universitäten in anderen Schweizer Städten besuchen. 

Gasthörerschaft

Wer nicht an einer Hochschule immatrikuliert ist und kein Studium plant, für den könnte eine Gasthörerschaft interessant sein. Eine Gasthörerschaft ermöglicht es, bestimmte Lehrveranstaltungen zu besuchen – meist entgegen einer Gebühr. Man ist nicht verpflichtet, Prüfungsleistungen abzulegen, dafür erhält man aber auch keinen Abschluss. Doch nicht jede ältere Person ist automatisch für eine Gasthörerschaft zugelassen. Die Universität Basel zum Beispiel verlangt von Gaststudenten, dass sie an einer von der Universität Basel anerkannten universitären Hochschule mindestens ein Jahr erfolgreich studiert haben.

universitäres Studium

Wer einen anerkannten Abschluss anstrebt, kann regulär studieren. Voraussetzung ist die eidgenössische Maturität. Wem diese fehlt, kann eine Passerelle absolvieren. Eine Passerelle ist eine Ergänzungsprüfung zur Berufsmaturität oder Fachmaturität. Wer sie besteht, erhält Zugang zu allen Studiengängen der universitären Hochschulen der Schweiz sowie zu allen Studiengängen der Pädagogischen Hochschulen. Wer sich für eine Ergänzungsprüfung entscheidet, muss grosse Eigenverantwortung mitbringen: Man muss vieles in kurzer Zeit lernen. Denn die Passerelle dauert nur rund ein Jahr. Das viele Lernen innert kürzester Zeit hat einen Nachteil:  Man erlangt dadurch nicht immer fundierte Kenntnisse.

Wem das zu intensiv ist, der kann eine Erwachsenen-Maturität erlangen. Verschiedene Kantone betreiben Maturitätsschulen für Erwachsene. Die Schulen werden mit einer kantonalen Matur abgeschossen, die als eidgenössische Matur anerkannt sind. Der Lehrgang dauert maximal dreieinhalb Jahre. Der Unterricht findet berufsbegleitend und an einzelnen Tagen der Woche und am Abend statt.

Warum im Alter studieren?

Die Gegenfrage lautet: warum nicht? Es spricht nichts dagegen, im Alter den eigenen Geist zu fordern, sich in interessante Wissensgebiete zu vertiefen und einen anerkannten Abschluss anzustreben. Man kommt dabei nicht nur in Kontakt mit anderen, der Alltag erhält auch eine neue Struktur. Tatsache ist aber: Mit zunehmenden Alter tendieren viele dazu, ihr Hirnleistung nicht mehr zu fordern. Die Folge: Die Lernbereitschaft sinkt und damit auch die Motivation. Der in der Gesellschaft verbreitete Irrtum, dass Ältere nicht mehr fleissig lernen können, wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Welche Seniorenuniversitäten gibt es in der Schweiz?

In der Schweiz haben sich mehrere Universitäten auf eine ältere Studentenschaft eingestellt. So gibt es zum Beispiel:

Welches Programm bieten die Seniorenuniversitäten an?

«Unsere Seniorenuniversität ist als Verein organisiert», erklärt Michel Charles Hubli, Präsident der Seniorenuniversität Luzern. «Mitglieder haben Zugang zu allen Anlässen, wie Vorträge aus allen Wissensgebieten, mehrteilige Seminare, Sprachkurse, Lesezirkel, Exkursionen und Kulturreisen.» Wer kein Mitglied sei, könne ebenfalls mitmachen, müsse dann aber mehr zahlen.

Die Seniorenuniversität Bern bietet neben Vorlesungen auch Seminare, Führungen, Exkursionen und Kurse an. Die Vorlesungen finden im Herbstsemester zweimal wöchentlich und im Frühjahrssemester ein Mal wöchentlich statt. «Es handelt sich um Vorträge von Dozierenden der Universität Bern zu fachlich unterschiedlichen Themen», sagt Mediensprecherin Brigit Bucher. «Mitglieder der Seniorenuniversität können auch Sporttrainings und Kurse für Gedächtnis und mentale Fitness besuchen.»

Onlinekurse: zu Hause büffeln

Viele Veranstaltungen lassen sich sowohl online als auch im Präsenzunterricht besuchen – wie zum Beispiel die Vorlesungen der Seniorenuni Zürich. Ähnlich läuft es in Luzern. Michel Charles Hubli: «Wir führen das gesamte Vortragsangebot im hybriden Format, das heisst die Leute können vor Ort am Vortrag teilnehmen, sich von zu Hause aus zuschalten oder den Vortrag später anschauen.»

Welche Vorteile und Nachteile bieten Onlinekurse?

  • Die Vorteile: Onlinekurse sparen Zeit und Geld. Wer sie besucht, muss keine längeren Fahrten auf sich nehmen und Fahrtickets und Benzin bezahlen. Sie eignen sich vor allem für Menschen, die wenig mobil sind.
  • Die Nachteile: Zwar kann man in den Online-Foren der Universitäten auch intensive und langlebige Kontakte knüpfen, doch die direkten Kontakte zu den Mitstudenten fehlen. Die direkten Kontakte sind wichtig, um motiviert zu bleiben, aber auch um sich über Lerninhalte auszutauschen. Zudem freut man sich auf das Wiedersehen mit den Kommilitonen, auf den Kaffee nach der Vorlesung oder das gemeinsame Ausarbeiten einer Hausarbeit.

Alternative zum Präsenzunterricht: Fernstudium

Ihre Eltern leben auf dem Land, wo es keine Universität oder eine Hochschule gibt? Auch dann hat man die Möglichkeit zu studieren – an einer Fernuni wie der Fernfachschule Schweiz oder der Fernuni Schweiz. Ein Fernstudium bietet grosse Flexibilität, was die Lernorte und Lernzeiten angeht. Man kann Studium meist individuell planen, um Privatleben, Beruf und das Studium unter einen Hut zu bringen.

Kosten: So teuer ist ein Seniorenstudium

Mit welchen Kosten müssen Seniorinnen und Senioren  rechnen, wenn sie an einer Universität studieren? Nachstehend ein paar Kostenbeispiele: 

Seniorenuni Luzern:

  • Mitgliedschaft im Jahr: 50 Franken
  • Vorträge (rund 50 Minuten) ab Herbst 2022: 20 Franken für Mitglieder, 35 Franken für Nicht-Mitglieder
  • Vorträge mit digitalem Abo: 15 Franken, Pauschale für das digitale Abo: 95 Franken
  • Seminare von 90 Minuten: 30 Franken

Seniorenuni Bern:

  • Mitgliederbeitrag für das akademische Jahr: 80 Franken
  • Gebühr für die Kurse «Gedächtnis und mentale Fitness»: 90 Franken pro Semester
  • Gebühr für Sporttraining: 40 Franken pro Kurs und Semester.
  • Einzeleintritte zu den Vorträgen für Nicht-Mitglieder: 5 Franken

Zusätzliche Kosten können bei speziellen Veranstaltungen wie Exkursionen und Führungen anfallen.

Welche Voraussetzungen müssen Senioren mitbringen?

Seniorenunis geben in der Regel ein Mindestalter vor. So kann an der Seniorenuniversität Zürich nur Mitglied werden, wer 60 Jahre alt ist. Die Seniorenuni Basel dagegen steht allen offen, die bereits pensioniert sind oder das 58. Altersjahr erreicht haben, sowie ihren Partnerinnen oder Partnern. Die Seniorenuniversität Luzern richtet sich an Menschen, die mindestens 50 Jahre alt sind. «Meist kommen die Leute ab 65 Jahren zu uns», sagt Michel Charles Hubli.

Ein Gasthörerstudium steht in der Regel allen Personen offen, die sich weiterbilden möchten. Voraussetzung ist, sich bei der Hochschule anzumelden und eine Gebühr zu bezahlen.

Wer regulär studieren möchte, muss die Zulassungsbedingungen erfüllen. Dazu gehört die eidgenössische Matura. Auch das Semesterticket muss erworben werden.

Wo können sich Senioren beraten lassen?

Welches Studienangebot gibt es? Welche Fächerkombinationen sind möglich? Wann muss ich mich einschreiben? Wer studieren möchte, hat viele Fragen – in jedem Alter. Die Hochschulen und Universitäten bieten Studienberatungen an, die zu bestimmten Zeiten telefonisch zu erreichen sind. Zudem können Fragen auch per E-Mail gestellt werden. Auskünfte gibt auch der Schweizerische Verband der Senioren-Universitäten.

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