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Fahrtauglichkeit von Senioren: Fahren bis ins hohe Alter? 

Einfach einsteigen und losfahren: In einem Lebensabschnitt, in der das Laufen zunehmend Probleme macht, bekommt Mobilität einen besonders hohen Stellenwert. Doch das Auto ist nicht immer die beste Wahl. Denn mit zunehmendem Alter kann die Fahrtauglichkeit nachlassen. Wichtig ist, die eigene Fahrtauglichkeit ehrlich einzuschätzen. Im Artikel finden Sie einen hilfreichen Selbsttest, der Ihnen Hinweise liefert, ob Ihre Fahrtauglichkeit noch intakt ist. Wann Sie definitiv zum Arzt müssen und in welchen Fällen  Sie nicht mehr hinters Steuer sitzen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel. 

Mit zunehmenden Alter lässt die Fahrtauglichkeit nach.
Mit zunehmenden Alter lässt die Fahrtauglichkeit nach. © Daisy-Daisy / iStock / Getty Images Plus

Fahrtauglichkeit von Senioren – das Wichtigste in Kürze:

  • Im Alter von 75 Jahren müssen Autofahrerinnen und Autofahrer in der Schweiz ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen, wenn sie ihren Führerschein behalten wollen. Erfahren Sie mehr dazu.
  • Dafür müssen sie ihr Seh- und Hörvermögen, das Herz- und Kreislaufsystem, die Beweglichkeit und ihr Reaktionsvermögen ärztlich testen lassen. Weitere Infos.
  • Nur Ärztinnen und Ärzte der Anerkennungsstufe 1 dürfen solche Kontrolluntersuchung durchführen. Erfahren Sie hier mehr.
  • Die Kosten eines solchen Untersuchs liegen bei  rund 100 Franken. Muss ich diese selber übernehmen?

Die meisten Senioren haben jahrzehntelange Erfahrung am Steuer. Und sie achten auf Sicherheit. Sie fahren, wenn sich der Verkehr beruhigt hat und meiden anstrengende Nachtfahrten. Dennoch sind sie am Steuer gefährdet.

«Senioren sind generell im Strassenverkehr eine besonders gefährdete Altersgruppe – unabhängig davon, wie sie unterwegs sind», erklärt Karin Huwiler, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). «Menschen werden mit zunehmendem Alter immer verletzlicher. Ein Unfall hat schneller schlimme Folgen als bei jüngeren Personen. Zusätzlich nehmen im Alter die kognitiven Fähigkeiten ab.» So werde es zum Beispiel schwieriger, Geschwindigkeiten und Distanzen einzuschätzen, und es dauere länger, um Informationen zu verarbeiten. Unfallzahlen bestätigen dies: Fast jede Woche melden Polizeistellen schwere Unfälle mit Seniorinnen und Senioren. Die am meisten gefährdete Altersgruppe im Strassenverkehr sind Personen ab 65 Jahre. 

Bis wann darf man in der Schweiz Autofahren?

75 Jahre alt? Um den Führerschein der Kategorie A, A1, B, B1, D1 (bis 3,5t/Code 106), F, G, M zu behalten und weiterhin am Steuer sitzen zu dürfen, wird ab diesem Alter eine medizinische Untersuchung notwendig. Bei diesen Untersuchungen klären Hausärzte ab, ob die Senioren medizinische Mindestanforderungen für das Autofahren noch erfüllen. In der Regel müssen sie alle zwei Jahre wiederholt werden. Grundlage dieser Pflicht ist Artikel 27 der Verordnung über die Zulassung von Personen und Fahrzeugen zum Strassenverkehr.

Fahrtauglichkeitstest für Senioren in der Schweiz

Der Kanton verschickt ein Schreiben, in dem er auf die notwendige Kontrolluntersuchung hinweist. Welche Frist einzuhalten ist, steht in dem Brief. «Das Aufgebot kommt zum ersten Mal, wenn die Person 75 Jahre alt wird», so Karin Huwiler. «Die wichtigsten Bedingungen für den Fahrtauglichkeitstest sind in allen Kantonen gleich.»

Wie läuft ein Fahrtauglichkeitstest ab?

Sie erhalten das Schrieben

Vereinbaren Sie danach einen Termin in der Arztpraxis. Geben Sie am Tag des Untersuchs das Schreiben des Kantons in der Arztpraxis ab.

Das erwartet Sie in der Arztpraxis

Die Ärztin oder der Arzt klärt in einem Gespräch und mittels Untersuchungen ab, ob Sie die medizinischen Mindestanforderungen erfüllen. Dazu zählen zum Beispiel ein ausreichendes Seh- und Hörvermögen, ein stabiles Herz- und Kreislaufsystem, Beweglichkeit und Reaktionsvermögen.

Wie gehts weiter?

Die Ärztin oder der Arzt schreibt einen Bericht und übermittelt diesen an das Strassenverkehrsamt.

Wird mir der Fahrausweis entzogen?

Einschränkungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass die Fahrerlaubnis entzogen wird. Schliesslich lassen sie sich oft ausgleichen – zum Beispiel durch Medikamente, eine neue Brille oder ein Hörgerät. Manchmal wird die Fahrerlaubnis eingeschränkt. So heisst es im Strassenverkehrsgesetz: «Der Führerausweis kann namentlich örtlich, zeitlich, auf bestimmte Strassentypen, auf bestimmte Fahrzeugarten oder auf individuell angepasste oder ausgestattete Fahrzeuge beschränkt werden.» Die Fahrerlaubnis kann aber auch verweigert werden.

Wenn Sie mit dem Bericht nicht einverstanden sind

Wer damit nicht einverstanden ist, nimmt Kontakt mit dem Strassenverkehrsamt aus. Denn das Strassenverkehrsamt kann erlauben, dass der Test bei einer spezialisierten Ärztin oder einem spezialisierten Arzt wiederholt wird. Möglicherweise wird dann eine Fahrt notwendig, bei der Sie Ihre Fahrtüchtigkeit beweisen müssen. Zuvor Fahrstunden in einer Fahrschule zu buchen, gibt Sicherheit.

Wo findet der Fahrtauglichkeitstest statt?

«Darf meine Hausärztin oder mein Hausarzt den Test machen?», fragen sich viele ältere Menschen. Zwei Voraussetzungen sind notwendig: Zum einen muss die Arztpraxis in der Schweiz liegen. Zum anderen muss beim Strassenverkehrsamt registriert sein, dass die Arztpraxis Fahrtauglichkeitstests durchführt.

Am besten ist es, in der Arztpraxis nachzufragen. Nur Ärztinnen und Ärzte der Anerkennungsstufe 1 dürfen den Untersuch machen. Suchen Sie auf der Webseite medtraffic.ch eine passende Ärztin oder einen passenden Arzt.

Was kostet ein Fahrtauglichkeitstest?

Die Kosten für den Fahrtauglichkeitstest sind selbst zu zahlen. «Sie sind nicht überall gleich, liegen aber oft um die 100 Franken», sagt Karin Huwiler. «Weitere – deutlich höhere – Kosten entstehen, wenn weitere Untersuchungen von Ärztinnen und Ärzten höherer Stufen notwendig werden.»

Fahrtauglichkeit Senioren – Selbsttest

Der VCS Verkehrsclub der Schweiz hat auf seiner Webseite einen Selbsttest aufgeschalten. Beantworten Sie die Fragen für sich selbst. Treffen eine oder mehrere Aussagen auf Sie zu? Ihre ehrlichen Antworten können ein Hinweis darauf geben, ob Ihre Fahrtüchtigkeit intakt ist:

  • Dichter Strassenverkehr und Kreisel machen mich manchmal nervös.
  • In heiklen Situationen reagiere ich langsamer als früher.
  • Ich habe Mühe, Verkehrsschilder rechtzeitig zu erfassen, und bin oft unsicher, welche Höchstgeschwindigkeit gilt.
  • Es kommt vor, dass ich andere Verkehrsteilnehmer erst im letzten Moment wahrnehme.
  • Innerorts werde ich häufig überholt.
  • Im Bekanntenkreis wurde mir geraten, auf den Fahrausweis zu verzichten.

Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung  bietet einen Fahrsicherheitscheck an.

Bei welchen Krankheiten darf man nicht mehr Auto fahren?

Zu den Krankheiten, die sich negativ auf die Fahrtauglichkeit auswirken können, gehören unter anderem:

  • Demenz
  • Diabetes mellitus
  • Schlafapnoesyndrom
  • Sehstörungen
  • die Einnahme bestimmter Medikamente, die die Reaktionsfähigkeit mindern.

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