Aktivitäten

Es muss nicht gleich ein Picasso sein: Im Alter Kreativität fördern und ausleben

Kreativ sind nur Künstlerinnen und Künstler? Keineswegs. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über Kreativität, wie sie unser Gehirn beeinflusst, wie man sie auslebt und fördert. Lernen Sie auch die Kreativitätstechnik 6-3-5-Brainwriting aus der Berufswelt kennen und wie Sie und Ihre Eltern anwenden können.

Seniorin malt
Malen in Gruppen macht Spass und fördert die Kreativität. © Horsche / iStock / Getty Images

Kreativität – das Wichtigste in Kürze: 

Pablo Picasso, der mit 91 Jahren seine letzten Pinselstriche setzte, hinterliess einen Kunstschatz von über 40000 Werken und einen unvergesslichen Eindruck als prägendste Figur der Kunst des 20. Jahrhunderts. Man muss nicht in Picassos Fussstapfen treten, um den künstlerischen Pfad zu beschreiten. Unlängst ist bekannt, dass Kreativität im Alter die geistige Agilität stärkt, die Auswirkungen degenerativer Krankheiten wie Demenz mildert und zum allgemeinen Wohlbefinden beiträgt. Es ist ein Mittel, seine Gefühle auszudrücken und verbindet mit anderen. Kreativität wirkt darum der Einsamkeit entgegen und stärkt das Selbstwertgefühl. Aber was genau ist Kreativität eigentlich?

Definition: Was ist Kreativität?

Kreativität ist die Fähigkeit, originelle Ideen zu finden und Probleme auf einzigartige Weise zu lösen. Kreativität wirkt sich positiv auf das Gehirn aus. Sie aktiviert verschiedene Gehirnregionen, fördert neuronale Plastizität und verbessert kognitive Fähigkeiten wie das Erinnerungsvermögen und Problemlösung. Bei älteren Menschen kann ein solches kreatives Engagement kognitive Fähigkeiten stärken und das Risiko von neurologischen Krankheiten senken. Zudem kann Kreativität Stress reduzieren und beruhigen.

Was ist das Gegenteil von Kreativität?

Das Gegenteil von Kreativität könnte als Konformität bezeichnet werden. Während Kreativität sich durch originelle Ideen, Innovationen und das Hinterfragen des Status quo auszeichnet, bedeutet Konformität das Befolgen etablierter Regeln, das Akzeptieren von vorgegebenen Standards und das Vermeiden von Abweichungen. Eine konforme Denkweise kann zwar Stabilität und Vorhersagbarkeit bieten, sie begrenzt jedoch die Möglichkeit für Neuerungen und innovative Perspektiven.

Kreativität ausleben und fördern

Für Kreativität sollte man neugierig sein, neue Dinge ausprobieren, ins Museum gehen, kochen und die Natur betrachten. Man kann auch schreiben, malen, stricken, Bücher lesen, neue Sprachen lernen, Online-Kurse besuchen, meditieren, Yoga machen, in der Küche experimentieren, Musik spielen, sich mit Leuten treffen und zu Hause einen Kreativbereich einrichten.

Ist jeder kreativ?     

Ja, jeder Mensch besitzt das Potenzial zur Kreativität, unabhängig von Alter oder Hintergrund. Sie ist eine universelle Fähigkeit, die durch verschiedene Praktiken und Techniken gefördert werden kann, wie beispielsweise das Erlernen neuer Fähigkeiten oder das bewusste Einbeziehen von kreativen Übungen in den Alltag. Besonders im fortgeschrittenen Alter kann das Ausleben von Kreativität wichtige Vorteile haben. Es fördert die kognitive Funktion, steigert das Selbstwertgefühl und verbessert das allgemeine Wohlbefinden. Kreativität ist somit nicht nur auf «künstlerische» oder «begabte» Individuen beschränkt, sondern eine Ressource, die allen zur Verfügung steht und in jedem Lebensabschnitt entdeckt und entwickelt werden kann.

Was ist die «Kreativitätstechnik 6-3-5»?

Eine Idee, seine Kreativität zu entdecken, ist die Kreativitätstechnik «6-3-5 Brainwriting». Dabei handelt es sich um einen Brainstorming-Ansatz, um Ideen zu finden, der insbesondere in der Arbeitswelt in Teams zur Lösung bestimmter Aufgaben oder Probleme angewendet wird. Der Name der Methode leitet sich von ihrer Struktur ab: 6 Teilnehmer, 3 Ideen, 5 Runden.

So funktioniert die Methode:

  • Teilnehmerzahl und Problemstellung: Im Idealfall sind sechs Teilnehmenden an dieser Methode beteiligt. Anfangs wird das Problem oder die Aufgabe klar formuliert und allen Teilnehmenden vorgestellt.
  • Ideen notieren: Jede teilnehmende Person erhält ein Blatt Papier und schreibt drei Ideen zur Lösung der Aufgabe auf das Blatt, jeweils in einer separaten Zeile. Das sollte innerhalb von etwa 5 Minuten geschehen.
  • Ideenblatt weitergeben: Nach der vorgegebenen Zeit wird das Ideenblatt an die nächste Person weitergegeben. In der klassischen Methode erfolgt die Weitergabe im Uhrzeigersinn.
  • Aufbauend auf vorhandenen Ideen weitere Ideen generieren: Jede Person liest die Ideen auf dem erhaltenen Blatt und versucht, darauf aufbauend neue Ideen zu generieren, die wiederum auf das Blatt geschrieben werden. Auch hier sollen innerhalb von 5 Minuten drei neue Ideen notiert werden.
  • Wiederholung des Prozesses: Diese Runde wird so lange wiederholt, bis jedes Ideenblatt einmal um den Tisch gewandert und wieder beim ursprünglichen Autor oder der Autorin angekommen ist. Bei sechs Teilnehmenden und fünf Runden sind das insgesamt 30 Minuten und 90 Ideen.
  • Auswertung: Abschliessend werden alle Ideen gesammelt, diskutiert und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft. Die vielversprechendsten Ideen können dann weiterverfolgt und ausgearbeitet werden.

Darum ist die Kreativitätstechnik 6-3-5 auch für ältere Personen spannend

Für ältere Menschen kann diese Methode aus mehreren Gründen interessant sein:

Gehirnstimulation: Die Methode regt das Gehirn an und fördert die kognitiven Fähigkeiten. Dies kann helfen, das Gehirn gesund zu halten und altersbedingte Abbauprozesse zu verlangsamen.

Soziale Interaktion: Die Methode erfordert die Zusammenarbeit in einer Gruppe, was soziale Interaktion fördert. Das kann dazu beitragen, Gefühle der Einsamkeit zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Weitergabe von Wissen und Erfahrung: Ältere Menschen verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz. Durch die Anwendung dieser Methode können sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen und gleichzeitig neue Perspektiven kennenlernen.

Selbstwertgefühl: Die aktive Beteiligung an einem kreativen Prozess und das Gefühl, zur Lösung eines Problems beigetragen zu haben, können das Selbstwertgefühl und das Gefühl der Selbstwirksamkeit steigern.

Lebenslanges Lernen: Schliesslich fördert die «6-3-5 Brainwriting»-Methode das Konzept des lebenslangen Lernens. Sie ermutigt Menschen, ständig neue Ideen und Lösungsansätze zu erforschen und zu lernen, unabhängig von ihrem Alter.

Wo kann die Kreativitätstechnik 6-3-5 angewendet werden?

Die «6-3-5 Brainwriting»-Methode ist sehr vielseitig und kann auf eine Vielzahl von Alltagssituationen angewendet werden. Hier sind einige Beispiele, wie ältere Menschen diese Technik nutzen können:

Gemeinde- oder Vereinstreffen: Bei Treffen in Gemeindezentren, Seniorentreffs oder Vereinen können sie diese Technik verwenden, um gemeinsam Ideen zu erarbeiten, wie man Aktivitäten verbessern oder neue Veranstaltungen organisieren kann.

Haus- und Gartenarbeit: Bei Herausforderungen oder Projekten rund um das Zuhause, wie z. B. der Gestaltung eines Gartens, der Organisation eines Familientreffens oder der Lösung von Haushaltsproblemen, kann die Technik eingesetzt werden.

Freiwilligenarbeit: Viele ältere Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Die Methode kann dabei helfen, kreative Lösungen für Herausforderungen in ihren Projekten zu finden.

Hobbys und Handwerksprojekte: Ob es darum geht, neue Rezepte zu entwickeln, ein Handwerk zu perfektionieren oder eine künstlerische Arbeit zu planen, die «6-3-5 Brainwriting»-Methode kann dabei helfen, kreative Lösungen und Ideen zu generieren.

Lösung von Familienproblemen: Bei Familientreffen kann diese Methode genutzt werden, um Probleme oder Konflikte auf kreative Weise zu lösen.

Weitere Artikel in Aktivitäten

Aktuelle Artikel

Beliebte Artikel