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Von Art bis Preis: Alles, was Sie über Hörgeräte wissen müssen

Wenn Ihre Eltern älter werden, machen sich über die Jahre bei ihnen normalerweise zunehmend typische Beschwerden und Einschränkungen bemerkbar, die ein fortschreitendes Alter mit sich bringt. Ein nachlassendes Hörvermögen gehört zu diesen Einschränkungen. Als Kind ist Ihnen daran gelegen, die Sinneswahrnehmungen Ihrer Eltern möglichst zu erhalten und ihnen gegebenenfalls dabei zu helfen, diese durch technische Hilfsmittel wie ein Hörgerät zu unterstützen. Wenn Sie also in Erwägung ziehen, ein Hörgerät zu kaufen, dann sollten Sie sich diesen Ratgeber einmal durchlesen.

Ein Hörgerät kann einer Person im höheren Alter ein Stück Lebensqualität zurückbringen.
Ein Hörgerät kann einer Person im höheren Alter ein Stück Lebensqualität zurückbringen. © thodonal / iStock / Getty Images Plus

Hörgeräte – das Wichtigste in Kürze:

Schwerhörigkeit ist eine normale Folge des Alterungsprozesses. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, schwerhörig zu werden. Ungefähr jeder dritte Mensch ab dem Alter von 65 Jahren ist davon betroffen. Bei hochbetagten Menschen mit einem Alter von über 80 Lebensjahren liegt die Prävalenz sogar bei mehr als 80%. Männer werden häufiger schwerhörig als Frauen. Dies liegt zum einen daran, dass Männer in den für sie typischen Berufen häufig jahrelangem Lärm ausgesetzt waren. Anderseits stellt das Rauchen einen Risikofaktor für Schwerhörigkeit dar, und dieses Laster betrifft häufiger das männliche Geschlecht.

Wieso sind Hörgeräte so wichtig für Seniorinnen und Senioren?

Altersschwerhörigkeit ist viel mehr als blosses «nicht so gut hören können», sondern kann zu gravierenden psychosozialen Folgen führen:

Wenn Menschen immer mehr Schwierigkeiten bei der Kommunikation haben, neigen sie oft zu sozialem Rückzug, was bedrückende Gefühle von Einsamkeit und auch schwere Symptome einer klinisch relevanten Depression verursachen kann. Studien geben Hinweise darauf, dass dadurch ein beschleunigter geistiger Abbau einsetzt und somit das Risiko zur Entwicklung einer Demenzerkrankung ansteigt.

Abgesehen von den schwerwiegenden psychosozialen Folgen ergeben sich für schwerhörige Menschen häufig Probleme bei der Orientierung. Unser Gehör hilft uns normalerweise dabei, die Quelle von Geräuschen räumlich zuverlässig und frühzeitig zu orten. Nimmt das Hörvermögen ab, können sich drastische Gefahren im Alltag ergeben, etwa wenn sich nähernde Fahrzeuge nicht mehr wahrgenommen werden. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass mit zunehmender Schwerhörigkeit infolge eines sich abschwächenden Gleichgewichtssinns die Sturzgefahr ansteigt. Stürze sind vor allem für SeniorInnen ein grosses Gesundheitsrisiko, da mit zunehmenden Alter das Risiko von Komplikationen bis hin zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie zunimmt.

All dies sind gute Gründe für Sie als Kind, wachsam das Hörvermögen Ihrer Eltern zu beobachten und sie bei der Auswahl und Anschaffung eines geeigneten technischen Hilfsmittels zu unterstützen, wenn Anzeichen einer Schwerhörigkeit nicht mehr von der Hand zu weisen sind.

Welche verschiedenen Arten von Hörgeräten gibt es?

Zunächst wird zwischen digitalen und analogen Hörgeräten unterschieden. Moderne Geräte sind meistens digital. Der Unterschied zwischen diesen beiden Typen liegt an der unterschiedlichen Art der Verarbeitung der akustischen Signale.

Zudem kann unterschieden werden zwischen Hörgeräten, die sich direkt im Ohr befinden und solchen, die hinter dem Ohr platziert werden. Eine Entscheidung zwischen diesen beiden Varianten hängt von den individuellen Bedürfnissen ab.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wovon Sie Ihre Entscheidung abhängig machen sollten.

Welche Hörgeräte sind besser im Ohr oder hinter dem Ohr?

Im Ohr sitzende Geräte kann man nochmals unterteilen in solche Geräte, die

  • in der Ohrmuschel sitzen
  • tiefer im Gehörgang sitzen
  • sich komplett im Ohr befinden

Im-Ohr-Hörgeräte (IdO)

+ Der Vorteil dieser Im-Ohr-Geräte ist, dass sie von aussen kaum mit dem Auge wahrnehmbar sind. Vielen von Schwerhörigkeit betroffenen Menschen ist es wichtig, derartige technische Hilfsmittel zu kaschieren. Krankheit und Alter sind sensible Themen, mit denen nicht alle Menschen offen umgehen können. Wenn Ihr betroffenes Elternteil also Aussagen tätigt, die darauf hindeutet, dass nur wegen des äusseren Erscheinungsbildes eine Hörhilfe abgelehnt wird, dann können Sie diese auf das bestehende Angebot optisch dezenter Varianten hinweisen.

- Nachteilig an Geräten dieses Typus ist, dass sie nur bei einer leichten bis höchstens mittleren Ausprägung des Grades der Schwerhörigkeit geeignet sind. Zudem wird die Verwendung durch einen möglicherweise zu engen Gehörgang oftmals eingeschränkt. Technisch bestehen insoweit Nachteile, als dass die kompakte Bauweise keinen Audioanschluss zulässt und ebenso nur kleine Batterien verwendet werden können, die deshalb recht häufig gewechselt werden müssen.

Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO)

+ Geräte, die hinter dem Ohr angebracht werden, bieten den Vorteil eines räumlichen Angebots für grössere und damit langlebigere Batterien. Dies reduziert die Zahl der notwendigen Batteriewechsel deutlich, was vor allem dann von Bedeutung ist, wenn bei Ihren Eltern mit zunehmenden Alter auch motorische Einschränkungen fortschreiten. Müssen die Batterien des Geräts seltener gewechselt werden, erhöht das in diesem Fall den Grad der selbstständigen Lebensführung Ihrer Eltern und stärkt ihr Autonomiegefühl.
Die grössere Bauweise ermöglicht ferner leichter und komfortabler bedienbare Tasten für die Programmwahl. Zudem gibt es Geräte, die eine drahtlose Verbindung zu Radio- und/oder Fernsehgeräten bzw. Computern ermöglichen.

- Aufgrund der Platzierung hinter dem Ohr sind diese Geräte für Brillenträger eher ungeeignet, zudem sind sie optisch von aussen betrachtet auffälliger. Auf physikalischer Ebene können sich diese Geräte nicht den schall-sammelnden Effekt der menschlichen Ohrmuschel zunutze machen.

Was sind Vor- und Nachteile von digitalen und analogen Hörgeräten?

Analoge Geräte empfangen akustische Signale aus der Umgebung, die ein Lautsprecher verstärkt im Ohr wiedergibt. Analoge Geräte sind nicht in der Lage, diese Signale zu Filter oder Störgeräusche zu reduzieren.
Bei digitalen Geräten wird der Schall in elektronische Informationen umgewandelt. Moderne digitale Hörgerät können zwischen wesentlichen Signalen und störenden Geräuschen differenzieren und geben nur die relevanten Signale in das Ohr weiter. Durch die damit einhergehende Reduktion der umgebenden Störgeräusche erlauben diese Geräte auch bei gewissem Umgebungslärm ein gutes Hören. Zudem sind digitale Hörhilfen kleiner als ihre analogen Pendants.

Sollte man ein Hörgerät immer tragen?

Legen Sie Ihren Eltern nahe, ein Hörgerät möglichst immer zu tragen. Vor allem, wenn eine Hörhilfe noch nicht lange verwendet wird, ist es ratsam, das Gehör zu trainieren. Der eigentliche Hörvorgang findet im Gehirn statt und wenn es Veränderungen bei gewohnten Dingen gibt, gerade wenn sie in die menschlichen Sinne eingreifen, sollte das Gehirn möglichst ausgiebig trainiert werden, so dass bei der entsprechenden Veränderung ein rascher Gewöhnungseffekt eintritt und diese neue Art des Hörens sozusagen in «Fleisch und Blut» übergeht.

Umfragen unter Nutzern von diesen technischen Hörhilfen haben gezeigt, dass Dauernutzer, die das Gerät den ganzen Tag über bis zum Schlafengehen tragen, mit ihrem Hilfsmittel deutlich zufriedener sind als jene Nutzer, die nur sporadisch auf den kleinen akustischen Helfer zurückgreifen. Zudem zeigten Dauernutzer auch bessere Ergebnisse bei Sprachmessungen und empfanden die Geräte seltener als Fremdkörper.

Wann sollte man das Hörgerät nicht tragen?

Vom Tragen des Geräts ist abzuraten beim Schlafen, Duschen / Haarewaschen und beim Baden.

Kann mit dem Hörgerät nicht telefonieren?

Das Telefonieren mit technischen Hörhilfsmitteln bereitet manchmal Probleme. Viele Betroffene können jedoch auch ohne weitere Ausstattung unter Nutzung des normalen Telefonhörers telefonieren. Hilfreich kann es sein, den Lautsprecher des Telefons zu aktivieren. Dies gilt auch für Mobiltelefone, die in der Regel über eine solche Funktion verfügen. Sollte es dennoch zu Schwierigkeiten beim Telefonieren kommen, so können Sie für Ihre Eltern die Anschaffung eines Telefonverstärkers in Erwägung ziehen. In modernen Geräten sind inzwischen häufig Induktionsspulen verbaut, die Sprachsignale bereits innerhalb des Telefonhörers auffangen und an das Hörgerät weiterleiten. Das erforderliche elektromagnetische Feld wird jedoch nicht von allen Telefonen erzeugt.

Eine aktuelle, weitere Möglichkeit zum Erhöhen des Komforts beim Telefonieren ist die kabellose Übertragung der Sprache per Bluetooth. Dazu müssen sowohl Hörgerät als auch Telefon Bluetooth-fähig sein.

Was kosten Hörgeräte?

Es gibt ein Angebot von mehr als 1000 verschiedenen Geräten auf dem Schweizer Markt, mit mannigfaltigen Unterschieden bei Ausstattung und Leistung.
Hinzu kommt, dass Zuschüsse durch eine Versicherung übernommen werden, deren Umfang aber wiederum in einer breiten Spanne, je nach Kasse, Franchise, etc., variieren kann.
Je nachdem, ob eine Hörhilfe der Basis-, Mittel- oder Ober-Klasse gewählt wird, ergeben sich erhebliche Unterschiede bei den Preisen.

Preisspannen bei Hörgeräten verschiedener Klassen

Basisklasse
0 CHF (bei vollständiger Übernahme durch Versicherung) bis 1.500 CHF

Mittelklasse1.500 CHF bis 2.500 CHF

Oberklasse
2.500 bis 3.500 CHF