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Das Geheimnis der Narbenpflege: Wie Narben nach einer Operation optimal heilen

Nach einer Operation ist die richtige Narbenpflege entscheidend für eine schnelle Heilung und ein optimales ästhetisches Ergebnis. Die Grundlagen der Narbenbildung und -pflege spielen dabei eine zentrale Rolle. Narben unterscheiden sich von gesunder Haut und erfordern besondere Aufmerksamkeit. Dieser Artikel bietet eine Einführung in die Narbenpflege, zeigt den Zeitpunkt für den Beginn der Pflege auf und diskutiert verschiedene Ansätze und Produkte. Erfahren Sie, wie Sie die besten Ergebnisse erzielen können, und entdecken Sie sogar, wie die Narbenpflege bei Ihrem Haustier, dem Hund, funktioniert.

Eine operierte Seniorin auf dem Pflegebett mit Narbe im Blickfeld
Mithilfe der richtigen Narbenpflege ist es möglich, das spätere Erscheinungsbild der Haut zu begünstigen.©
manassanant pamai/   iStock / Getty Images Plus

Narbenpflegen – das Wichtigste in Kürze:

Anna, 35 Jahre alt, stürzt beim Velofahren in Zürich und zieht sich eine Schnittwunde an der Wade zu. Zu Hause klebt sie ein Pflaster auf die Wunde und denkt nicht weiter an die Narbenpflege. Aber: Die Narbenpflege spielt eine entscheidende Rolle, um nicht nur die ästhetische Erscheinung der Narbe zu verbessern, sondern auch die Heilung zu unterstützen. Die Narbenpflege beinhaltet verschiedene Massnahmen. Gerade bei Operationswunden, die während chirurgischer Eingriffe oder Operationen am Körper entstehen, ist die richtige Versorgung und Pflege entscheidend.

Grundlagen und Einführung in die Narbenpflege nach Operationen

Operationswunden sind Schnittwunden, die durch ein Skalpell entstanden sind. Sie werden im Rahmen der Operation durch eine Naht verschlossen – zum Beispiel mit Klammern oder Fäden. Die richtige Narbenpflege nach einer Operation ist entscheidend, um die Heilung zu unterstützen und das ästhetische Erscheinungsbild der Narbe zu optimieren. Dabei ist es wichtig, die Besonderheiten der jeweiligen Narbe zu berücksichtigen und geeignete Pflegeprodukte auszuwählen. Ein fundiertes Verständnis der Grundlagen der Narbenbildung und -pflege hilft, potenzielle Komplikationen zu vermeiden und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

«Das Narbengewebe nach einer tieferen Hautverletzung könnte als Haut zweiter Wahl bezeichnet werden», erklärt Dr. med. Bettina Rümmelein, Gründerin der dermatologischen Praxis Hautwerk in Zürich. Diese unterscheide sich von der normalen Haut vor allem in der Hautstruktur.

  • Gesunde Haut besteht aus verkreuzten Fasern
  • Narbengewebe besteht dagegen aus parallelen Fasern

«Ausserdem fehlen dem Narbengewebe wichtige Bestandteile wie zum Beispiel Haare, Talg- und Schweissdrüsen und die Melanozyten», erklärt Bettina Rümmelein. «Dies führt dazu, dass es sich nicht mit ausreichend Feuchtigkeit versorgen können.» Schmerzen, Juckreiz, Spannungsgefühl, Sonnenempfindlichkeit und eine eingeschränkte Beweglichkeit könnten die Folge sein.

Wann sollte man mit der Narbenpflege beginnen und wie lange dauert sie im besten Fall?

Die Narbenpflege beginnt bereits mit dem Verbandswechsel. Auch das möglicherweise notwendige Auftragen von Desinfektionsmitteln, das Ziehen der Fäden und ein Kontrolltermin beim Arzt bzw. der Ärztin gehören dazu.

Die Narbenbildung ist ein natürlicher Prozess, der nach einer korrekten Wundversorgung in der Regel keine medizinische Unterstützung braucht. Bei den meisten Menschen ist das ein Vorgang ohne Komplikationen. Natürlich besteht bei Patientinnen und Patienten die Sorge, dass sich Komplikation mit gegebenenfalls kosmetischen Veränderungen ergeben. Diese Sorgen sollten mit dem behandelnden Arzt bzw. der Ärztin besprochen werden. Wichtig ist es, den Anweisungen der Fachpersonen konsequent Folge zu leisten, auch dann, wenn sich die Wunde bereits verschlossen hat.

Tipps zur Narbenpflege:

  • Die Narbe muss geschont werden, denn zunächst ist das Narbengewebe empfindlich und wenig belastbar. Je nach Grösse der Narbe kann es mehrere Monate dauern, bis sie so reissfest wie die Haut drumherum ist.
  • Die Narbe vor Sonnenbrand zu schützen, ist unerlässlich – zum Beispiel durch UV-undurchlässige Kleidung oder einen Sunblocker.
  • In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Narbe regelmässig zu massieren. Dies sollte in Absprache mit der zuständigen Fachperson erfolgen. Damit die Finger gut über die Narbe gleiten können, benötigen sie eine fetthaltige und neutrale Creme, die zuvor dünn auf der Narbe aufgetragen wird.
  • Mithilfe von Silikongel lässt sich eine Wunde abdecken. Es soll die Wunde schützen, wasserabweisend wirken und das Narbengewebe befeuchten.

Hausmittel und spezifische Produkte in der Narbenpflege

Welche spezifischen Produkte und welche Hausmittel sind sinnvoll? Narben können unterschiedlich ausgeprägt sein. Für einzelne Produkte werden vom Hersteller Empfehlungen abgegeben. Diese können hilfreich sein. Die Nachweise für die Wirksamkeit sind für die meisten Methoden allerdings bescheiden.

Kokosöl und Vaseline: Vergleich und Anwendung

Kokosöl oder Vaseline: Was ist besser? Diese Frage drängt sich bei der Narbenpflege auf. Bislang gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Studien, die signifikante Unterschiede in ihrer Wirksamkeit belegen könnten.

Homöopathie als Ansatz in der Narbenpflege

Zu den besonders bekannten alternativ-medizinischen Behandlungsmethoden gehört die Homöopathie, die darauf abzielt, die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Doch stellt sich die Frage, ob die Homöopathie auch in der Narbenpflege hilfreich sein kann. Bisherigen Erkenntnissen zufolge konnten die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen keine Wirksamkeit nachweisen, die über den reinen Placebo-Effekt hinausgeht.

Narbenpflege im besonderen Kontext

Es gibt Narben, die aus kosmetischen oder funktionellen Gründen behandlungsbedürftig sind. Beispiele für mögliche Behandlungen sind:

  • Physikalische Therapie wie zum Beispiel Narbenmassage und Narbenkompression
  • Medikamentöse Therapie – zum Beispiel mit Glukokortikoiden und Silikonpräparaten
  • Filler zum Auffüllen atropher Narben, das sind blasse bis weissliche, leicht eingesunkene Narben, – zum Beispiel mit Hyaluronsäure
  • Laserbehandlung zur Farbangleichung
  • Kryotherapie, also der gezielte Einsatz von Kälte, die entzündungshemmend, abschwellend und schmerzstillend wirkt
  • Übertätowierungen
  • operative Methoden wie Dermabrasion, bei der abgestorbene Haut entfernt wird, und Narbenkorrektur

Gesichtsnarben nach der OP: Besondere Anforderungen

Gesichtsnarben nach einer Operation erfordern besondere Pflege, um das ästhetische Erscheinungsbild des Gesichts zu erhalten. Die Narbenpflege sollte frühzeitig beginnen und beinhaltet Sonnenschutz, sanfte Reinigung, regelmässige Narbenmassage sowie die Verwendung von speziellen Narbencremes oder -gelen. In einigen Fällen können medizinische Verfahren notwendig sein, um das Erscheinungsbild der Narben weiter zu verbessern.

Wie massiere ich eine Narbe?

Warten Sie auf die richtige Zeit: Beginnen Sie nicht zu früh mit der Narbenmassage. Warten Sie, bis die Narbe ausreichend verheilt ist. Wenn die Narbe noch nicht ausreichend verheilt ist, kann das Massieren dazu führen, dass die Wunde erneut aufreisst oder sich öffnet.

Hände waschen: Bevor Sie mit der Massage beginnen, sollten Sie gründlich Ihre Hände waschen, um mögliche Infektionen zu vermeiden.

Massageöl oder Creme verwenden: Tragen Sie eine geeignete Menge eines hautfreundlichen Massageöls oder einer Narbencreme auf die Narbe auf. Die Wahl eines geeigneten Massageöls oder einer Narbencreme zur Narbenpflege sollte in Absprache mit Ärztinnen oder Dermatologen erfolgen. Dabei sollten Inhaltsstoffe wie Vitamin E, Sheabutter, Jojobaöl, Aloe Vera und Silikon in Betracht gezogen werden, um individuelle Bedürfnisse und den Hauttyp angemessen zu berücksichtigen.

Sanfte, kreisende Bewegungen: Massieren Sie die Narbe mit sanften, kreisenden Bewegungen. Drücken Sie nicht zu fest. Das Ziel ist es, die Durchblutung zu fördern und das Narbengewebe zu lockern, ohne Schmerzen oder Unbehagen zu verursachen.

Richtung der Massage variieren: Massieren Sie die Narbe in verschiedenen Richtungen, um das Narbengewebe gleichmässig zu dehnen. Das Narbengewebe besteht aus Bindegewebsfasern, die sich bei der Bildung der Narbe oft unregelmässig anordnen. Durch das Massieren in verschiedenen Richtungen kann die gleichmässige Dehnung und Ausrichtung dieser Fasern gefördert werden.

Dauer und Häufigkeit: Massieren Sie die Narbe für etwa 5 bis 10 Minuten pro Sitzung, zwei- bis dreimal täglich, über einen längeren Zeitraum.

Auf Hautreaktionen achten: Beobachten Sie die Reaktion Ihrer Haut während der Massage und brechen Sie bei Rötungen oder Irritationen ab.

Geduld haben: Die Verbesserung des Narbenbildes erfordert Geduld. Es kann Wochen bis Monate dauern, bis Ergebnisse sichtbar werden. Die Ergebnisse der Narbenpflege können eine Verblassung der Narbe, eine weichere und flexiblere Narbe, eine Verringerung von Schmerzen und Beschwerden sowie eine verbesserte ästhetische Erscheinung der Narbe umfassen.

Denken Sie daran, dass die Narbenmassage nur auf Empfehlung Ihres Arztes oder Ihrer Dermatologin durchgeführt werden sollte, um die beste Vorgehensweise für Ihre spezielle Situation zu gewährleisten.

Narbenpflege beim Hund: Was zu beachten ist

Haustiere wie Hunde haben häufig Verletzungen oder Operationen, die zur Bildung von Narben führen können. Eine konsequente und sorgfältige Anwendung von Narbenpflegeprodukten nach einer Operation kann den Heilungsprozess beschleunigen und das Erscheinungsbild der Narbe verbessern. Es ist entscheidend, die empfohlene Dauer und Frequenz der Anwendung zu beachten, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Dabei sollte man stets auf die Anweisungen des behandelnden Tierarztes und gegebenenfalls auf spezifische Produktanleitungen achten.

Zur Person

Bettina Rümmelein
Ruth Rümmelein. © Hautwerk

Bettina Rümmelein, Gründerin von Hautwerk, ist Dermatologin und Allergologin, die ihre medizinische Ausbildung in Hamburg absolvierte und durch Fortbildungen und Auslandspraktika ein breites Wissen in der ästhetischen Medizin erlangte. Ihr besonderes Fachgebiet ist die Lasermedizin, in der sie auch Assistenzärzte und Ärzte verschiedener Fachrichtungen ausbildet. Zudem ist sie seit 2012 Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für medizinische Laseranwendungen (SGML).

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