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Oberschenkelbruch im Alter: So lange braucht die Heilung

Oberschenkelbrüche sind im Alter besonders häufig. Dies, weil die Knochendichte abnimmt. Aber auch, weil die körperliche Fitness nachlässt. Schon ein einfaches Stolpern kann zu einem Bruch führen. Einen Oberschenkelbruch erkennt man an starken Schmerzen, Blutergüssen und Schwellungen. Der Bruch sollte sofort operiert werden, damit es nicht zu gefährlichen Spätfolgen oder gar zum Tod kommt. In einer mehrwöchigen Reha erhalten die meisten Patienten ihre Bewegungsfähigkeit wieder ganz zurück. So reagieren Sie im Ernstfall richtig.

Das Röntgenbild zeigt eine geheilte Fraktur nach offener Reposition und Plattenosteosynthese.
Das Röntgenbild zeigt eine geheilte Fraktur nach offener Reposition und Plattenosteosynthese. © Trauma Zentrum der Klinik Hirslanden

Oberschenkelbruch – das Wichtigste in Kürze: 

Die 77-jährige Martha stolpert über einen Teppich zu Hause und stürzt. Gegenüber ihrer Tochter spielt es Martha herunter, sie will einfach nicht ins Spital. Doch wenn ältere Menschen stürzen, sollten Angehörige und medizinisches Fachpersonal an einen Oberschenkelbruch denken und schnell handeln.

Oberschenkelbruch: Was ist das?

Ein Oberschenkelbruch ist ein Knochenbruch, der gewöhnlich durch eine starke Gewalteinwirkung auf den Knochen verursacht wird, wie ein Autounfall, ein Sturz oder ein direkter Schlag. Dieser Bruch betrifft normalerweise den oberen Teil des Oberschenkels, den Oberschenkelhals oder der Teil zwischen den zwei Oberschenkelhöckern (sogenannter pertrochantärer Bruch). Er führt zu starken Schmerzen, Blutungen und Gehunfähigkeit.

Oberschenkelbruch erkennen: Die häufigsten Symptome

Der Bruch eines Oberschenkels kann eine schmerzhafte und schwerwiegende Verletzung darstellen. Die Symptome umfassen plötzliche und starke Schmerzen in der Leistengegend und im Oberschenkel, die sich auf den Unterbauch oder das Knie ausbreiten können. Ein Oberschenkelbruch kann auch durch eine schmerzhafte Schwellung oder Blutergüsse an der Verletzungsstelle erkannt werden. Es kann auch zu einem Knacken oder Knirschen im Bereich des Oberschenkels kommen. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, sich zu bewegen.

Kann ein Oberschenkelbruch auch unbemerkt bleiben?

Ein Oberschenkelbruch ist eine schwere Verletzung, die normalerweise starke Schmerzen und eine deutliche Einschränkung der Beweglichkeit verursacht. Dennoch kann die Fraktur unbemerkt bleiben. «Bei Osteoporose können Ermüdungsfrakturen auftreten. Diese sind in der Röntgenuntersuchung nicht zu erkennen. Bei Schmerzen im Hüftgelenk nach einem Sturz bei älteren Patienten sollte deshalb nach rund einer Woche eine Magnetresonanz-Untersuchung durchgeführt werden, um solche Frakturen zu erkennen», sagt Prof. Dr. med. Marius Keel. Er ist Facharzt für Chirurgie und Orthopädie am Trauma Zentrum der Klinik Hirslanden in Zürich.

Was sind Ermüdungsfakturen?

Dabei handelt es sich um kleine, unvollständige Brüche an Knochen, die eher durch eine Ermüdung als eine Verletzung entstanden sind. Die Schmerzen treten jeweils bei Belastung auf und werden nach und nach schlimmer. Man spricht auch von Marschfraktur oder Stressfraktur.

Oberschenkelbruch Behandlung: Wie schnell zum Arzt?

Ein Oberschenkelhalsbruch ist ein medizinischer Notfall, der innerhalb der ersten sechs bis 24 Stunden nach Auftreten des Bruchs operativ versorgt werden sollte. Allerdings können auch längere Verzögerungen zulässig sein, wenn zunächst eine Vorbereitung auf die Operation erforderlich ist. Wird der Bruch nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu Blutgerinnseln oder einem Absterben des Gelenkkopfes kommen. Studien zeigen, dass längeres Zuwarten das Risiko für Komplikationen deutlich erhöht. Tatsächlich werden viele Patienten erst durch die lange Wartezeit vor der Operation bettlägerig und zum Pflegefall.

Bei einem Oberschenkelbruch ist darum eine sofortige Operation erforderlich, um die Durchblutung und den Blutfluss zu normalisieren und eine mögliche Komplikation zu verhindern. 

Oberschenkelbruch im Alter: Warum Senioren häufig betroffen sind

Im Alter sind die Senioren häufig nicht in der Lage, den Sturz durch einen schnellen Ausfallschritt zu vermeiden. Zusätzlich nimmt die Knochendichte im Alter ab. Dabei werden die Knochen poröser und brechen leichter. Es kommt schneller zu Oberschenkelbrüchen. Unfälle passieren häufig im eigenen zu Hause. Denn einem Sturz geht häufig ein Stolpern voraus. «Bei älteren Personen bei Bagatellunfällen wie häuslichen Stürzen oder Sturz auf dem Glatteis. Besonders Seniorinnen und Senioren, die unter Osteoporose leiden, sind betroffen», sagt Marius Keel.

Einen Oberschenkelbruch können sich aber auch jüngere Patienten bei Verkehrsunfällen, Skiunfällen oder Stürzen aus grosser Höhe zuziehen. 

Was ist Osteoporose?

Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der die Knochen porös werden und leicht brechen. Laut der Rheumaliga erkranken heute rund 20 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer über 50 Jahren. In der Schweiz sind aktuell über 400 000 Personen betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Osteoporose zu erkranken.

Besonders Seniorinnen und Senioren, die unter Osteoporose leiden, sind betroffen. 

Spätfolgen: So schlimm ist ein Oberschenkelbruch

Oberschenkelhalsbrüche sind eine häufige und häufig tödlich verlaufende Verletzung bei älteren Menschen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass sie anfälliger für Oberschenkelhalsbrüche sind, da ihre Knochen dünner und poröser werden. Auch die normalen Abnutzungserscheinungen, die mit dem Alter einhergehen, können zu einer erhöhten Gefahr eines Oberschenkelhalsbruchs führen. Ein weiterer Grund ist, dass ältere Menschen ein höheres Risiko haben, nach einem solchen Unfall nicht mehr richtig zu heilen. Dies kann durch schlechte Durchblutung, Fehlernährung, schlechte Sauerstoffversorgung oder andere gesundheitliche Probleme verursacht werden.

Im schlimmsten Fall führt dies dazu, dass die Person nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, und möglicherweise an den Komplikationen stirbt. «Beim betagten Patienten stellt die Schenkelhalsfraktur eine lebensbedrohliche Verletzung dar mit einer Sterblichkeit innerhalb eines Jahres von ca. 25 Prozent», sagt Marius Keel.

Wie wird ein Oberschenkelbruch operiert?

Oberschenkelbrüche werden in der Regel chirurgisch behandelt. Welche Operationsmethode angewendet werden, hängt vom Alter und Allgemeinzustand der Patienten und von der Bruchform in den Röntgenbildern ab. «Ärztinnen und Ärzte wählen zwischen der Osteosynthese und eine Prothese des Oberschenkelkopfes», sagt Marius Keel.

Bei einer Osteosynthese bringen Ärztinnen und Ärzte die gebrochenen Knochen an die richtige Stelle zurück und stabilisieren sie. Dabei setzten sie Platten, Nägel oder Schrauben zum Befestigen ein. Ein Oberschenkelhalsbruch wird auch mit der hüftkopfersetzenden Operation behandelt. Diese Operation beinhaltet die Verwendung eines künstlichen Gelenkersatzes, um den Bruch des Oberschenkelhalses zu reparieren. Entweder wird nur der Kopf ersetzt und im Oberschenkel verankert (sogenannte Hemiprothese) oder auch die Pfanne ersetzt (Totalprothese).

Oberschenkelbruch: Wie lange dauert eine OP?

Die Operation dauert je nach Operationsmethode in der Regel ein bis zwei Stunden.

Erfahrungen: Komplikationen der Behandlung eines Oberschenkelhalsbruchs

Ein Oberschenkelbruch ist gut zu behandeln, aber er birgt auch Risiken. «Die Verschiebung der Fraktur beeinflusst die Durchblutung des Oberschenkelkopfes und damit das Risiko des Absterbens des Oberschenkelkopfes. Eine steile Neigung der Bruchebene erhöht das Risiko einer Nichtheilung der Fraktur. Diese Faktoren beeinflussen besonders bei Patienten zwischen 50 und 65 Jahren die Entscheidung über die Behandlung. Diese Altersgruppe hat eine erhöhte Reoperationsrate, weshalb oft eine definitive Lösung mittels Hüfttotalprothese angestrebt wird», sagt Marius Keel.

Wie lange braucht ein Oberschenkelbruch zum Heilen?

Die Heilungsdauer eines Oberschenkelbruchs hängt stark von der Art der Behandlung ab. Die Heilung kann in manchen Fällen weniger als acht Wochen dauern, in anderen Fällen können mehrere Monate oder sogar ein Jahr erforderlich sein. In der Regel werden die Patienten innerhalb von sechs bis acht Wochen vollständig geheilt.

Die Dauer eines Spitalaufenthalts hängt von der Art des Bruchs ab.
Die Dauer eines Spitalaufenthalts hängt unter anderem von der Art des Bruchs ab. © shironosov / iStock / Getty Images Plus

Wie lange muss man bei einem Oberschenkelbruch im Krankenhaus bleiben?

Das hängt von der Art des Oberschenkelbruchs, der operativen Technik wie auch von den Nebenerkrankungen ab. In manchen Fällen kann man nach vier bis fünf Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden. In anderen Fällen kann es erforderlich sein, dass man mehrere Wochen im Krankenhaus bleibt. Es kann auch notwendig sein, dass man bis zu einigen Monaten im Krankenhaus bleiben muss, um den Heilungsprozess abzuschliessen.

Reha: Welche Therapie kommt nach einem Oberschenkelbruch infrage?

Nach der Operation eines Oberschenkelbruchs kann eine anschliessende Therapie notwendig sein. Eine Physiotherapie ist immer Pflicht, denn hierbei werden Übungen zur Stärkung und Mobilisierung der Muskeln durchgeführt. Es gibt ausserdem die Ergotherapie. Hier können Alltagsfertigkeiten wieder erlernt werden. Das ist vor allem bei einem Bruch im höheren Altern sinnvoll. Eine zusätzliche manuelle Therapie umfasst Techniken wie Massage, Dehnung, Mobilisation und Kräftigung.

Wie lange dauert die Reha nach einem Oberschenkelbruch?

Die Dauer der Reha nach einem Oberschenkelbruch hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. dem Ausmass des Bruchs, ob eine Operation notwendig war, wie schnell sich die Personen erholen und wie viel Unterstützung sie von Ärztinnen und Ärzten sowie Physiotherapeuten erhalten. Im Allgemeinen kann eine Reha nach einem Oberschenkelbruch sechs bis zwölf Wochen dauern, wobei einige Menschen länger brauchen können.

Zu Beginn der Reha wird der Arzt oder Physiotherapeut auf die spezifischen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen und ein individuelles Rehabilitationsprogramm erstellen. In der Regel werden die Betroffenen zunächst zu Hause üben und dann in einer Physiotherapie-Einrichtung oder einem Krankenhaus weitermachen. Ziel der Rehabilitation ist es, zu helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, die Kraft und Ausdauer zu erhöhen und die Funktion und Stabilität des betroffenen Beins wiederherzustellen.

So läuft die Reha ab bei einem Oberschenkelbruch

Zu Beginn der Reha wird der Arzt oder Physiotherapeut auf die spezifischen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen und ein individuelles Rehabilitationsprogramm erstellen. In der Regel werden die Betroffenen zunächst zu Hause üben und dann in einer Physiotherapie-Einrichtung oder einem Krankenhaus weitermachen. Ziel der Rehabilitation ist es, zu helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, die Kraft und Ausdauer zu erhöhen und die Funktion und Stabilität des betroffenen Beins wiederherzustellen.

Bei einem Oberschenkelbruch ist schnelles Handeln gefragt

Ein Oberschenkelbruch ist eine schwerwiegende Verletzung, die eine sorgfältige Behandlung und eine lange Erholungsphase erfordert. Es ist wichtig, dass der Patient in der Lage ist, seine Bewegungen zu kontrollieren und sein Bein so schnell wie möglich wieder zu stärken. Genauso wichtig ist es, dass der Patient nach der Operation ein Rehabilitationsprogramm befolgt, um die Funktion des Beines wiederherzustellen. In den meisten Fällen kann ein Oberschenkelhalsbruch erfolgreich behandelt werden.

Zur Person:

Marius Keel
Marius Keel © zVg

Prof. Dr. med. Marius Keel ist Facharzt für Chirurgie und Orthopädie am Trauma Zentrum der Klinik Hirslanden in Zürich, Spezialist für Hüft-, Becken- und Wirbelsäulenchirurgie.

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