Was darf man nicht essen, wenn das Cholesterin zu hoch ist?
Wer hohe Cholesterinwerte senken will, kommt an einer gesunden Ernährung nicht vorbei. Isst man jetzt am besten nur noch Gemüse und verzichtet ganz auf Fette? Die gute Nachricht vorweg: Ihre Eltern dürfen ab und zu sündigen, sollten aber ein paar wichtige Regeln beachten.
Cholesterin – das Wichtigste in Kürze:
- Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die im Körper natürlich vorkommt. Welche Zellen Cholesterin benötigen
- Der LDL-Cholesterin-Spiegel sollte bei gesunden Menschen weniger als 116 Milligramm pro Deziliter Blut betragen. Was passiert, wenn der Wert zu hoch ausfällt?
- Hohe Blutfettwerte bemerkt man in der Regel nicht. Wieso eine Blutuntersuchung wichtig ist
- Wenn man ein hohes oder sehr hohes Risiko für einen Herzinfarkt hat, sind Medikamente nötig. Wenn man keine Medikamente nehmen möchte?
- Wer Gewicht abnimmt und sich richtig ernährt, kann häufig die Blutfette im Blut senken. Was sonst noch nützt
Erhöhte Cholesterinwerte bleiben lange unbemerkt. Nur Blutuntersuchungen zeigen, wenn die Werte aus dem Gleichgewicht geraten. Erhöhte Werte haben auf Dauer schwere Folgen für den Körper. Doch was ist eigentlich Cholesterin?
Was ist Cholesterin
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die im Körper natürlich vorkommt. Jede Zelle im menschlichen Körper benötigt Cholesterin. Die Leber hat den grössten Bedarf. Cholesterin wird aus der Leber in alle Organe und Gewebe transportiert. Die Höhe der Cholesterinwerte ist von erblichen Faktoren wie auch von der Lebensweise abhängig. Hat es überschüssiges Cholesterin, wird es über das Blut in die Leber zurücktransportiert. Wenn der Cholesteringehalt im Blut zu hoch ist, kann es zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen.
Cholesterin ist nicht löslich, was eine spezielle Transportweise erfordert. Cholesterin wird mit anderen Stoffen wie Eiweissen, Fetten und anderen Bestandteilen in kleine Pakete verpackt. Die Pakete können durch das Blut transportiert werden. Lipoproteine werden nach ihren Hauptbestandteilen benannt. Man unterteilt sie nach ihrer Dichte in zwei Gruppen:
LDL-Cholesterin: (Low-Density-Lipoprotein): Dieses Paket transportiert Cholesterin aus der Leber in den Körper. Ist der LDL-Wert erhöht, begünstigt dies ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Man sagt, LDL ist das «schlechte Cholesterin».
HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein): Dieses Paket transportiert Cholesterin aus dem Gewebe zurück in die Leber. Heutige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein erhöhter HDL-Wert mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden ist. Es wird darum das «gute Cholesterin» genannt.
Triglyceride: Triglyceride bilden einen dritten Fettstoff, der im Überschuss nicht gut für die Gesundheit ist. Überflüssiges Triglyzerid wird im Fettgewebe eingelagert.
Welche Cholesterinwerte sind im Alter normal?
Der LDL-Cholesterin-Spiegel sollte bei gesunden Menschen mit niedrigem Risiko weniger als 116 Milligramm pro Deziliter Blut betragen. Fällt dieser Wert zu hoch aus, veranlasst der Arzt in der Regel eine zweite Probe.
Dr. med. Dr. phil. Anna Erat, Chefärztin im Check-up Zentrum Hirslanden in Zürich, sagt: «Grundsätzlich gilt: je tiefer die Konzentration von LDL-C, desto niedriger ist das Herzinfarkt-Risiko. Bei Risikoverhalten wie Rauchen und Diabetes, oder bei familiärer Vorbelastung sowie Bluthochdruck, kann das Risiko für z.B. einen Herzinfarkt bei Patienten mit einem LDL über 116 mg/dl gemäss der Swiss Atherosclerosis Association erhöht sein. So wird bei diesen Patienten eine Verlaufskontrolle der Cholesterinwerte empfohlen.»
Liegen Risikofaktoren wie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vor, sollte das LDL-Cholesterin noch niedriger sein, kleiner als 100 Milligramm pro Deziliter Blut. Leiden die Betroffenen an einer koronaren Herzkrankheit, bei der die grossen Adern verengt sind, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, empfehlen Experten einen LDL-Cholesterin-Wert weniger als 70 Milligramm pro Deziliter Blut.
Hohe Cholesterinwerte begünstigen Arteriosklerose. Sie wird auch Arterienverkalkung genannt und ist die Grunderkrankung des Herzinfarkts. Um das Arteriosklerose-Risiko zu beurteilen, ist der LDL-HDL-Quotient hilfreich: Je mehr LDL- und je weniger HDL-Cholesterin im Blut vorhanden ist, desto höher ist der Quotient und umgekehrt. Bei Menschen, die keine Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck, aufweisen, sollte der LDL/HDL-Quotient unter vier liegen. Bei Menschen mit weiteren Risikofaktoren sollte der Quotient nicht mehr als drei sein, und bei Patienten mit bereits vorhandener Arteriosklerose sollte er nicht mehr als zwei betragen.
Wie merkt man, ob das Cholesterin zu hoch ist?
Hohe Blutfettwerte bemerkt man in der Regel nicht. Mittels Blutuntersuchungen können sie allerdings ermittelt werden. Die Schweizerische Herzstiftung empfiehlt, sie ab 40 Jahren regelmässig zu kontrollieren. Danach sollte man mindestens alle fünf Jahre zur Kontrolle.
Wann ist der Cholesterinwert gefährlich?
LDL-Werte von über 4,9 mmol/l können ein Risiko darstellen. Muss man dann gleich zu Medikamenten greifen? Anna Erat sagt: «Grundsätzlich empfehlen wir in einem solchen Fall eine Statintherapie. Falls der oder die Betroffene jedoch mit der Therapie abwarten möchte, empfehlen wir als nichtmedikamentöse Massnahmen z.B. Nikotinstopp, 150 bis 300 Minuten Bewegung pro Woche von moderater Intensität, eine nachhaltige Gewichtsabnahme bei Übergewicht und eine gesunde, cholesterinarme Ernährung.»
Zusätzlich kann man versuchen, drei Monate, auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren zu achten. Zu finden sind diese zum Beispiel in Leinöl und Lachs. Dabei kann man auch jeden Tag 15 Gramm Flohsamen und eine Handvoll Nüsse essen.
Der Arzt oder die Ärztin sollte danach kontrollieren, ob sich die Werte verbessert haben. Wenn nicht, kann er zum Beispiel abklären, ob eine familiär bedingte Erkrankung vorliegt (siehe Kasten). Dann kann ein Medikament sinnvoll sein. Häufig werden Statine eingesetzt. Das sind Medikamente, die das LDL-Cholesterin im Blut senken.
Wie gefährlich ist zu hohes Cholesterin?
Erhöhte Blutfettwerte können über eine längere Dauer dazu führen, dass Cholesterin sich in den Innenwänden der Arterien einlagert. Es bilden sich Kissen, die man auch Plaques nennt. Diese Veränderungen nennt man Arteriosklerose. Die Plaques verengen das Gefäss und behindern so den Blutstrom. Die Plaques können aufbrechen und es können sich so Blutgerinnsel bilden. Wenn das Gefäss ganz verstopft, kann das zu Herzinfarkten, Hirnschlägen führen oder die Beinarterie verschliessen.
Fünf Fragen Fakten zur familiären Hypercholesterinämie (FH)
Bei den Betroffenen sind die Cholesterinwerte genetisch bedingt erhöht und weitgehend unabhängig von Umwelteinflüssen wie Ernährung und Lebensstil.
Wie viele sind von FH betroffen?
In der Schweiz liegt die Prävalenz von FH bei ungefähr 1:200. Sie ist aber stark unterdiagnostiziert: weniger als 10 Prozent der Betroffenen wissen über ihre Krankheit Bescheid.
Wieso ist es wichtig, eine FH zu diagnostizieren?
Patientinnen und Patienten von genetisch bedingten zu hohen Cholesterinwerten haben ein 22-fach höheres Risiko als die Allgemeinbevölkerung, an einer koronaren Herzerkrankung zu erkranken und ein 4-fach höheres Risiko als Patientinnen und Patienten mit gleich hohen Cholesterinwerten, aber ohne einer familiären Hypercholesterinämie.
Wie macht sich die FH bemerkbar?
«Ein kardiovaskuläres Ereignis stellt oft die Erstmanifestation der FH dar – im durchschnittlichen Alter von nur 44 Jahren.
Kann man gegen FH etwas tun?
Die Prävention in diesem Bereich ist wichtig. Denn in diesem Fall bringen auch Ernährungsumstellung und Bewegung nicht viel, da das Leiden genetisch bedingt ist.
Gehöre ich zur Risikogruppe?
Es gibt einen Score, der eine Indikation gibt, ob das persönliche Risiko von FH erhöht ist. Man findet ihn auf der Webseite der Hirslanden.
Wann muss ich Cholesterinsenker nehmen?
Wenn man ein hohes oder sehr hohes Risiko für einen Herzinfarkt hat, sind Medikamente nötig. Das gilt für Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben oder solche, die aus familiären Gründen zu hohe Werte aufweisen. Wenn gleich mehrere Risikofaktoren wie Diabetes, Übergewicht oder hoher Blutdruck vorhanden sind, braucht es häufig eine medikamentöse Behandlung.
Welche Lebensmittel führen zu hohem Cholesterin?
Bei einem zu hohen Cholesterinwert sollte man Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren möglichst meiden oder deren Verzehr verringern. Zu finden sind sie in den folgenden Lebensmitteln:
- Tierischen Lebensmitteln wie Butter, Käse, Sahne, Fleisch und Wurst
- Pflanzlichen Produkten wie Kokos- und Palmfett
Auch Transfettsäuren führen zu einem erhöhten LDL-Wert im Blut. Dieses Fett wird industriell aus Ölen hergestellt und kommt vor allem in Fast-Food-Gerichten und Fertigprodukten vor. Beispiele: Pommes Frites, Fertigpizza, Fertigsaucen, Chips.
Wie kann man den Cholesterinwert senken?
Man kann den Cholesterinspiegel auf natürliche Weise senken, in dem man seine Ernährung anpasst und auf einen gesünderen Lebensstil achtet. Dazu gehören:
Mit dem Rauchen aufhören
Rauchen beeinflusst das Cholesterin negativ. Der HDL-Spiegel wird reduziert, so ergibt sich ein ungünstiges LDL-HDL-Verhältnis. Wer aufhört zu rauchen, tut Herz und Gefässen viel Gutes. Rauchen kann die Menge des LDL-Cholesterins im Blut erhöhen. Rauchen schadet den Gefässen auch auf anderen Wegen: An den Innenwänden können kleine Entzündungen entstehen. Dort wiederum können sich leichte Ablagerungen und Blutgerinnsel bilden. Das Rauchen führt zudem dazu, dass sich die Herzkranzgefässe stärker zusammen ziehen.
Nur wenig Alkohol trinken
Übermässiger und dauerhafter Alkoholkonsum schadet der Leber. Daneben kann sich der Magen-Darm-Trakt entzünden sowie Krebserkrankungen entstehen. Auch begünstigt Alkoholkonsum Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Als chronisch risikoreicher Konsum nennt das Bundesamt für Gesundheit den Konsum von zwei Standardgläsern pro Tag bei Frauen bzw. 4 Standardgläsern bei Männern.
Normalgewicht erlangen
Wer Gewicht abnimmt und sich richtig ernährt, kann häufig die Blutfette im Blut senken. Eine gesunde Ernährung mit viel Früchten und Gemüse kann automatisch zu einem Gewichtsverlust führen. Von Radikaldiäten raten Experten ab. Am besten bespricht man das Abnehm-Vorhaben mit seinem Arzt.
Regelmässig bewegen
Experten empfehlen, sich jeden Tag zwischen 30 und 40 Minuten zu bewegen. Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Fahrrad fahren, Skilanglauf, Schwimmen eignen sich genauso wie Tanzen. Wer bisher noch keinen Sport gemacht hat, kann mit zügigen Spaziergängen anfangen. Auch ein Hometrainer oder ein Laufband für zu Hause tun ihre Dienste.
Was frühstücken bei zu hohem Cholesterin?
Ein Frühstück mit Butter, Speck, Wurst, Käse und Gipfeli ist bei vielen beliebt. Diese Kombination führt jedoch dazu, dass der Tag gleich morgens mit einer Flut an Cholesterin beginnt.
Wer dazu noch einen Kaffee mit fetthaltiger Milch oder Kaffeerahm aufpeppt, fügt weiteres Cholesterin zum Frühstück hinzu.
Gesündere Alternativen sind:
Früchte
Avocado
Nüsse und Samen
Haferflocken
Vollkornbrot
Zuckerfreie Joghurts gesüsst mit Früchten
Kann Stress die Cholesterinwerte erhöhen?
Cholesterin und Stress hängen zusammen. Stressbotenstoffe regen den Körper dazu an, mehr Energie in Form von Fettsäuren und Glukose aus den Vorräten abzurufen. Um diese Nährstoffe zu verarbeiten, muss die Leber mehr LDL-Cholesterin produzieren. Anna Erat sagt: «Chronischer Stress ist sehr stark mit Herz- und Gefässkrankheiten wie Bluthochdruck und der koronaren Herzkrankheit verbunden. Daher lohnt es sich immer, chronischen Stress zu reduzieren.
Zur Person:
Dr. med. Dr. phil. Anna Erat ist Chefärztin im Check-up Zentrum Hirslanden in Zürich. Sie absolvierte ihr Medizinstudium an der Universität Zürich und der Harvard Medical School. Nach ihrem langjährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School hat sie auch im Bereich Epidemiologie und Health Systems Management doktoriert. Sie ist Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen, ist klinische Dozentin für Medizinstudenten der Universität Zürich und vereint langjährige wissenschaftliche und klinische Erfahrungen aus den Bereichen Innere Medizin, Sportmedizin und Präzisionsmedizin.