Tod

Ein zweites Leben schenken: Die Geschichte und Ethik der Organspende in der Schweiz

Trotz der Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie bleibt die Organspende in der Schweiz stabil: 2022 erhielten 570 Menschen durch 585 Organspenden eine neue Lebenschance. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie die Transplantationsmedizin sich entwickelte und welchen gesetzlichen Rahmen die Schweiz für die Organspende vorsieht.

die Grafik zeigt ein Mensch, der einem anderen ein Herz gibt
Wer sich zu einer Organspende entscheidet, kann gleich mehreren Menschen Leben retten oder zu mehr Lebensqualität verhelfen.© CreativeDesignArt 

Organspende – das Wichtigste in Kürze: 

Organspenden spielen eine zentrale Rolle in der Medizin und blieben auch während der Covid-19-Pandemie konstant. 2022 erhielten durch 469 Organe von Verstorbenen und 116 von Lebenden insgesamt 570 Menschen eine zweite Chance. Doch wie funktioniert eine Organspende? Welche Organe sind zur Entnahme geeignet? Und ist ein Spenderausweis immer erforderlich? Dieser Artikel geht diesen Fragen nach.

Organspende und ihre Geschichte

Die Schweiz hat ihre Organspende-Geschichte von ersten Transplantationen bis zu heutigen Gesetzesdebatten geprägt. Das Organspende-Gesetz legt dabei den rechtlichen Rahmen fest.

  • Spätmittelalter: Im 15. Jahrhundert begannen die ersten dokumentierten medizinischen Experimente. Gaspare Tagliacozzi aus Bologna führte innovative Nasenrekonstruktionen durch und stiess dabei auf das Dilemma der Abstossungsreaktion. Eine Abstossungsreaktion tritt auf, wenn der Körper eine transplantierte Zelle oder ein Organ als fremd erkennt und versucht, es zu bekämpfen. Es gab auch erste Berichte über Knochentransplantationen, wie die von Job van Meekeren beschriebene Behandlung eines Soldaten.
  • Um 1900 gewann die Transplantationsmedizin an Bedeutung. Der Schweizer Chirurg Theodor Kocher verpflanzte 1883 erfolgreich Schilddrüsengewebe, wofür er später den Nobelpreis erhielt. Dies half einem Patienten, dessen Schilddrüse entfernt worden war, seine Wachstumsstörungen zu lindern.
  • 1900–1950: Aufstieg mit Hindernissen: Obwohl das Potential von Transplantationen erkannt wurde, gab es zahlreiche Rückschläge. Bei der ersten Nierentransplantation am Menschen im Jahr 1933 fehlten noch Erkenntnisse über die Abstossungsreaktion, was zum Tod des Patienten führte.
  • 1970er: Durchbruch in der Transplantationsmedizin: Obwohl die 1960er-Jahre von bedeutenden Fortschritten in der Transplantationsmedizin geprägt waren, blieb die Abstossungsreaktion ein grosses Problem. 1970 gelang dem Schweizer Unternehmen Sandoz der Durchbruch mit der Entdeckung des Immunsuppressivums Ciclosporin. Dieses Medikament minimierte die Abstossung transplantierten Gewebes und erhöhte somit die Erfolgsrate solcher Eingriffe signifikant. In der Schweiz setzten renommierte Chirurgen wie Felix Largiadèr neue Standards in der Transplantation von Nieren und Bauchspeicheldrüse. Durch die verbesserte Immunsuppression konnten auch andere Organtransplantationen wie die von Herz, Lunge oder Leber mit höheren Überlebensraten durchgeführt werden.
  • Ab 1980: Transplantation als Standardtherapie: Mit den Fortschritten in der Medikation wurden Transplantationen zur Standardbehandlung. Bis zum Jahr 2000 wurden weltweit Hunderttausende von Organen erfolgreich transplantiert.
  • Aktuell: Die Fortschritte in der Transplantationsmedizin sind beeindruckend, doch die Herausforderung der begrenzten Verfügbarkeit von Spenderorganen bleibt bestehen. Diese Knappheit hat erhebliche Wartezeiten und, in tragischen Fällen, den Tod von Patienten zur Folge, die kein geeignetes Organ erhalten. Um diese Lücke zu schliessen, sind Wissenschaftler weltweit bestrebt, alternative Lösungen zu finden:

Xenotransplantation: Xenotransplantation bezeichnet die Übertragung von Organen oder Geweben von Tieren auf Menschen. Obwohl sie als potenzielle Lösung für Organmangel gesehen wird, ist sie in der Schweiz bisher nicht für den klinischen Gebrauch zugelassen. Dennoch ist sie Gegenstand intensiver Forschung und ethischer Diskussionen im Land.

Schweineherzen als Beispiel: Schweineorgane sind aufgrund ihrer physiologischen Ähnlichkeit zu menschlichen Organen vielversprechende Kandidaten für die Xenotransplantation. Insbesondere das Schweineherz ähnelt in Grösse und Funktion dem menschlichen Herz. Es gibt bereits einige fortschrittliche Experimente, bei denen Schweineherzen erfolgreich in Primaten transplantiert wurden.

Ethische Herausforderungen: Die Xenotransplantation wirft bedeutende ethische Fragen auf. Dazu gehört die Sorge um das Wohlbefinden der Tiere, die als Organspender dienen sowie Bedenken hinsichtlich der Übertragung von Tierkrankheiten auf den Menschen.

Technische Herausforderungen: Die genaue Anpassung von tierischen Organen an den menschlichen Körper ist komplex. Es müssen die richtigen Bedingungen geschaffen werden, damit das Organ funktioniert und nicht vom Körper des Empfängers abgestossen wird.

Immunologische Herausforderungen: Das menschliche Immunsystem kann tierische Organe als fremd erkennen und angreifen, was zu einer Abstossungsreaktion führt. Um dies zu verhindern, werden oft genetisch veränderte Tiere gezüchtet, deren Organe weniger wahrscheinlich abgestossen werden.

Risiko von Zoonosen: Bei der Xenotransplantation besteht die Gefahr, dass Viren oder andere Krankheitserreger von Tieren auf Menschen übertragen werden könnten. Dies könnte neue Krankheiten beim Menschen auslösen oder bestehende Krankheiten verschlimmern. Stammzelltherapie: Stammzellen haben das Potential, sich in verschiedene Zelltypen zu differenzieren. Dies könnte ermöglichen, spezifische Organe oder Gewebe im Labor zu züchten, die dann für Transplantationen verwendet werden könnten. Das Hauptziel ist es, patientenspezifische Organe zu züchten, die keine Abstossungsreaktionen hervorrufen.

3D-Druck von Organen: Ein weiterer innovativer Ansatz ist der Einsatz von Bioprinting, bei dem 3D-Drucker verwendet werden, um menschliches Gewebe und möglicherweise in der Zukunft ganze Organe zu erstellen.

Organspende-Aufklärung: Parallel zu diesen technischen Fortschritten sind auch Bemühungen zur Steigerung der Bewusstseinsbildung und Bildung in Bezug auf Organspenden von entscheidender Bedeutung, um die Zahl der verfügbaren Spenderorgane zu erhöhen.

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In der Schweiz können potenzielle Spender bis zu sechs Organe zur Transplantation zur Verfügung stellen. ©
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Der Ablauf einer Organspende

Die Organspende ist ein bedeutender Akt der Selbstlosigkeit, aber sie ist auch ein komplexer Prozess, der von der Entscheidung eines Einzelnen bis zur Transplantation zahlreiche sorgfältig koordinierte Schritte beinhaltet.

Ein 56-jähriger Hobbygärtner wird von seiner Frau bewusstlos im Garten gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Dort wird eine schwere Hirnblutung diagnostiziert, die keine Überlebenschance lässt. Die Familie entscheidet, die Therapie abzubrechen. Obwohl der Mann keine Spendekarte hatte, erinnert sich seine Frau daran, dass er einmal geäussert hatte, Organe spenden zu wollen. Nach einiger Überlegung stimmt die Familie einer Organspende zu. Der Arzt versichert der Familie, dass der Tod des Mannes nach strengen gesetzlichen Vorgaben bestätigt wurde. Eine Transplantationskoordinatorin übernimmt nun und leitet Labortests ein, um passende Empfänger für die Organe zu finden. Nach der Entnahme der Organe kann die Familie in einem Aufbahrungsraum Abschied nehmen.

Was kann man spenden?

In der Schweiz können potenzielle Spender bis zu sechs Organe zur Transplantation zur Verfügung stellen: Herz, Lunge, Leber, Niere, Pankreas und Dünndarm. Das Pankreas kann entweder als Ganzes oder in Form isolierter Inselzellen, die z.B. Insulin produzieren, transplantiert werden. Weiterhin können Gewebe und Zellen wie Augenhornhaut, Herzklappen, grosse Blutgefässe, Knochen, Knorpel sowie Sehnen und Bänder gespendet werden.

Regelungen zur Organzuteilung

Einmal gespendet, wird die Zuteilung der Organe an Empfänger streng nach der Organzuteilungsverordnung vorgenommen, die sich am Transplantationsgesetz orientiert. Die Kriterien für die Zuteilung beinhalten:

  • Medizinische Dringlichkeit
  • Medizinischer Nutzen
  • Spezifische Prioritätsmerkmale wie zum Beispiel Kinder oder seltene Blutgruppen
  • Die Wartezeit des Empfängers

Voraussetzungen für eine Organspende

Die Möglichkeit einer Organspende hängt von der Feststellung des Todes der potenziellen Spenderin oder des Spenders ab. Ein Individuum wird als verstorben betrachtet, wenn entweder ein irreversibler Hirntod vorliegt oder ein dauerhafter Herz-Kreislauf-Stillstand, bekannt als DCD (Donor after circulatory death), eingetreten ist. Neben dieser medizinischen Feststellung ist auch die ausdrückliche Zustimmung zur Organspende erforderlich. In allen Situationen wird ein Gespräch mit den Angehörigen geführt, um sie über den Prozess zu informieren.

Seit dem 1. Juli 2007 setzt die Schweiz auf die «erweiterte Zustimmungslösung», bei der die Zustimmung des Spenders oder der nächsten Angehörigen zur Organspende erforderlich ist. Ein Gespräch mit den Angehörigen ist immer vorgesehen. Nach der Annahme des neuen Transplantationsgesetzes am 15. Mai 2022 wird ab 2025 die «erweiterte Widerspruchslösung» gelten. Personen, die keine Organe spenden wollen, müssen dies ausdrücklich festlegen. Wenn keine Erklärung vorliegt und Angehörige nicht erreichbar sind, erfolgt keine Spende. Das Hauptziel des Gesetzes ist es, die Spenderate zu erhöhen und Wartezeiten für Transplantationen zu verkürzen.

Wer darf ein Organ spenden? 

Jede Person, ob Kinder oder Seniorinnen und Senioren, kann ein oder mehrere Organe spenden. Es ist wesentlich, dass die Spende aus freiem Willen erfolgt. Entscheidend für eine Organspende ist der Zustand des jeweiligen Organs, sofern die Zustimmung zur Spende gegeben ist.

Können auch kranke Menschen Organe spenden?

Auch Menschen mit bestimmten Erkrankungen können potenzielle Organspender sein. Es hängt jedoch von der Art der Erkrankung und dem Zustand des zu spendenden Organs ab. Jedes Organ wird vor einer Transplantation sorgfältig untersucht, um sicherzustellen, dass es für den Empfänger sicher ist.

Herzerkrankungen: Ein Patient mit Herzerkrankungen könnte möglicherweise immer noch andere Organe wie die Nieren oder die Leber spenden, sofern diese Organe gesund sind.

Infektionen: Menschen mit aktiven Infektionen können in der Regel nicht spenden, bis die Infektion geheilt ist.

Krebs: Menschen mit den meisten Arten von Krebs können nicht spenden. Es gibt jedoch Ausnahmen. Menschen können etwa mit bestimmten Arten von Hautkrebs oder Gehirntumoren in bestimmten Umständen spenden.

HIV oder bestimmte virale Hepatitiden: Früher war es undenkbar, dass Menschen mit HIV Organe spenden, aber es gibt mittlerweile einige wenige Transplantationsprogramme, die solche Spenden zwischen HIV-positiven Spendern und Empfängern erlauben.

Ob jemand als Organspender geeignet ist, wird immer im Einzelfall entschieden. Auch Kranke können möglicherweise spenden. Jede Spende wird gründlich medizinisch geprüft.

Organspende: Wie wird der Tod eines Menschen bestimmt?

Gemäss den Informationen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) existieren zwei Hauptkriterien zur Feststellung des Todes vor einer Organentnahme:

Der irreversible Ausfall des Gehirns, der durch schwere Gehirnschäden, z.B. nach einem Unfall oder einer massiven Hirnblutung, verursacht werden kann. Dabei müssen andere Faktoren, die einen solchen Ausfall nur vortäuschen könnten – wie Unterkühlung, Medikamentenvergiftung oder bestimmte Krankheiten – ausgeschlossen werden.

Ein anhaltender Herzkreislauf-Stillstand, beispielsweise nach einem Herzinfarkt. In solch einem Fall bekommt das Gehirn aufgrund fehlender Blutzufuhr keinen Sauerstoff mehr. Ein Herz-Ultraschall muss das Stillstehen des Herzens bestätigen. Nach mindestens fünf Minuten Wartezeit werden klinische Untersuchungen durchgeführt, um den Ausfall der Hirnfunktionen zu überprüfen. Heutzutage stammen 46 Prozent der Organspenden von Menschen, die durch Herzstillstand verstorben sind.

Organspendeausweis: Der Schlüssel zur Entscheidung

In der Schweiz ist für eine Organ- und Gewebespende eine dokumentierte Zustimmung, etwa durch eine Organspende-Karte erforderlich. Wenn keine Zustimmung vorliegt, können Angehörige im mutmasslichen Sinn des Verstorbenen entscheiden, was als «erweiterte Lösung» bezeichnet wird.

Der Organspendeausweis in der Schweiz beinhaltet typischerweise:

Persönliche Daten: Name, Vorname, Geburtsdatum und Unterschrift der Person.

Zustimmung zur Organspende: Hier kann angekreuzt werden, ob man mit der Entnahme von Organen und Gewebe nach dem Tod einverstanden ist.

Ablehnung der Organspende: Ein weiterer Bereich, in dem man ankreuzen kann, falls man gegen die Entnahme von Organen und Gewebe nach dem Tod ist.

Beschränkte Zustimmung: Man hat auch die Möglichkeit, nur bestimmte Organe oder Gewebe zur Spende freizugeben. Hier können die spezifischen Organe oder Gewebe angegeben werden, die entnommen werden dürfen.

Anmerkungen: Ein Bereich für zusätzliche Anmerkungen oder spezifische Wünsche.

Der Organspendeausweis
Den Organspendeausweis sollte man immer bei sich im Portemonnaie tragen. © Bundesamt für Gesundheit

Um den Willen zur Organspende festzulegen, gibt es weitere Optionen:

Patientenverfügung

Ein Dokument, in dem man medizinische Entscheidungen für den Fall trifft, dass man selbst nicht mehr entscheiden kann. Hier kann auch der Wille zur Organspende festgehalten werden.

Elektronisches Patientendossier

Ein digitales Dokument mit Gesundheitsinformationen, in dem auch die Spendekarte abgelegt werden kann.

Testament?

Ein Testament ist nicht für die Festlegung des Organspendewillens geeignet, da es erst nach dem Tod geöffnet wird und Organe dann nicht mehr nutzbar sind.

Organspende-Tattoo: Symbolische Entscheidung oder rechtlich bindend?

Organspender-Tatoo
Das Organspende-Tattoo. © meineEltern

Ein Tattoo aus zwei Halbkreisen und einem Kreis symbolisiert in der jüngeren Generation die Bereitschaft zur Organspende, wobei die Formen das «O» für Organ und «D» für Donor darstellen. Viele tragen es als Zeichen der Solidarität und um das Bewusstsein für das Thema zu erhöhen. In kritischen Situationen könnte es Ärzten und Angehörigen Orientierung bieten. Allerdings hebt der deutsche Verein «Junge Helden» hervor, dass trotz der wachsenden Beliebtheit solcher Tattoos ihr rechtlicher Status, besonders in der Schweiz, unklar bleibe. Daher wird das Mitführen eines offiziellen Organspendeausweises dringend empfohlen.

Pro und Contra der Organspende

Die Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist eine sehr persönliche und kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Hier sind einige häufig angeführte Pro- und Contra-Argumente zur Organspende:

Pro Organspende

Rettung von Leben: Ein einzelner Spender kann das Leben von mehreren Menschen retten oder deren Lebensqualität erheblich verbessern.

Gemeinschaftlicher Beitrag: Organspende wird als altruistische Tat betrachtet, die zeigt, dass man bereit ist, anderen in ihrer Not zu helfen.

Verminderte Wartezeiten: Eine höhere Spendenbereitschaft kann dazu führen, dass weniger Menschen auf Transplantationslisten sterben.

Psychologischer Nutzen für Angehörige: Einige Familien fühlen sich durch die Organspende ihres verstorbenen Angehörigen getröstet, da sie wissen, dass andere Menschen dadurch leben können.

Kosteneffizienz: Langfristig können Transplantationen kosteneffizienter sein als andauernde Behandlungen, z. B. Dialyse für Nierenpatienten.

Contra Organspende

Moralische oder religiöse Überzeugungen: Einige Menschen glauben, dass der Körper nach dem Tod unversehrt bleiben sollte oder haben aus religiösen Gründen Bedenken gegen die Organspende.

Misstrauen gegenüber dem Medizinsystem: Bedenken, dass Ärzte nicht alles tun, um das Leben eines potenziellen Spenders zu retten, wenn sie von seiner Bereitschaft zur Organspende wissen.

Furcht vor Fehldiagnosen: Die Angst, dass der «Hirntod» eines potenziellen Spenders fälschlicherweise diagnostiziert wird.

Emotionale Belastung für Angehörige: In Situationen, in denen keine klare Entscheidung des Verstorbenen vorliegt, kann die Entscheidungsbelastung für Angehörige emotional schwierig sein.

Mangelnde Information: Einige Menschen lehnen die Organspende nicht grundsätzlich ab, fühlen sich aber nicht ausreichend informiert, um eine Entscheidung zu treffen.

Organspende und schmerzverzerrte Gesichter: Was ist da dran?

Einige Menschen glauben, dass das Verändern des Gesichtsausdrucks eines hirntoten Patienten während der Organentnahme auf Schmerz oder Bewusstsein hindeuten könnte. Es gibt jedoch einige wichtige Punkte, die man hierbei berücksichtigen sollte:

Definition von Hirntod: Der Hirntod ist ein irreversibler Zustand, bei dem alle Hirnfunktionen, einschliesslich des Hirnstamms, vollständig und endgültig erloschen sind. Das bedeutet, dass hirntote Patienten keine Schmerzen oder andere Empfindungen mehr haben können.

Physiologische Reaktionen: Während des Organentnahmeprozesses können bei hirntoten Spendern verschiedene Reflexe auftreten, die durch das Rückenmark gesteuert werden. Diese Reflexe sind nicht Zeichen eines Bewusstseins oder eines Schmerzempfindens, sondern rein physiologischer Natur. Sie können Muskelzuckungen, Veränderungen der Herzfrequenz oder auch eine Veränderung des Gesichtsausdrucks hervorrufen.

Medikamentöse Unterstützung: Um die Qualität der zu entnehmenden Organe zu erhalten und mögliche Reflexe zu unterdrücken, erhalten hirntote Organspender oft Medikamente, einschliesslich Schmerzmittel und Muskelrelaxanzien, während des Entnahmeprozesses.

Missverständnisse und Ängste: Der Anblick eines hirntoten Patienten, der reflexartige Bewegungen zeigt, kann für Angehörige und selbst für medizinisches Personal beunruhigend sein. Dies hat in einigen Fällen zu Missverständnissen und Ängsten bezüglich des Prozesses der Organspende geführt.

Zusammengefasst: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass hirntote Organspender Schmerzen empfinden können. Reflexartige Bewegungen sind physiologischer Natur und haben nichts mit Bewusstsein oder Schmerzempfinden zu tun.

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