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Krücken: keine schmerzenden Hände und Arme mehr

Nach Unfällen oder Operationen, vor allem am Bein oder der Hüfte, sind Krücken ein wertvolles Hilfsmittel zur Entlastung. Allerdings kann die Nutzung, gerade für ältere Personen, besonders bei Treppensteigen, herausfordernd sein. Es ist wichtig, die richtige Technik und Handhabung zu kennen, um Überbelastung und Schmerzen zu vermeiden. Ergonomisch gestaltete Krücken und zusätzliches Zubehör können den Komfort und die Sicherheit beim Gehen erhöhen.

Krücken helfen im Alltag, können aber auch schmerzhaft werden.
Krücken helfen im Alltag, können aber auch schmerzhaft werden. © CasarsaGuru / E+

Krücken – das Wichtigste in Kürze:

Nach einem Unfall, nach Operationen am Bein oder an der Hüfte, aber auch wenn die Mobilität schlechter wird, können Krücken nützlich sein. Sie entlasten den Fuss oder das Bein. Doch: Aufstehen, gehen oder eine Treppe hochlaufen, kann mit Krücken anstrengend sein. Zum Beispiel, wenn die 77-jährige Maria nach einem Knöchelbruch versucht, mit Krücken die Treppe zu ihrer Wohnung im dritten Stock zu erklimmen, merkt sie schnell, wie anspruchsvoll das sein kann. Sie fragt sich: Wie hält man die Krücken richtig? Was soll sie tun, wenn das Handgelenk oder der Arm zu schmerzen beginnt? 

Was ist eine Krücke?

Eine Krücke ist eine Gehhilfe, auf der man sich mit dem Unterarm abstützen kann. Es gibt Achselstützen, bei welchen das ganze Körpergewicht über die Achseln übertragen werden. Achselkrücken sind dann sinnvoll, wenn die Knie und die Handgelenke geschont werden müssen.

Wann braucht man eine Krücke?

Man benötigt Krücken vorwiegend, um bei Verletzungen oder Operationen an den unteren Extremitäten die betroffenen Bereiche zu entlasten. Sie kommen insbesondere nach Brüchen, Operationen oder bei schweren Verstauchungen zum Einsatz, um Schmerzen zu reduzieren, den Heilungsprozess zu unterstützen und die Mobilität zu erhalten, während der verletzte Bereich geschont wird.

Wie geht man mit Krücken?

Das Gehen mit Krücken erfordert Übung und richtige Technik, um sicherzustellen, dass die verletzte oder operierte Extremität entlastet wird und um Stürze oder weitere Verletzungen zu vermeiden.  Schritte zum Gehen mit Krücken:

Einstellung der Krücken: Die Griffe der Krücken sollten auf Höhe der Hüfte sein, sodass beim Greifen ein leichter Winkel im Ellbogen besteht. Die Oberseite der Krücken sollte ein paar Zentimeter unter den Achselhöhlen stehen, wenn man gerade steht.

Positionieren: Stellen Sie sich mit den Krücken unter den Armen und halten Sie die Griffe fest.
Vorwärtsgehen: Bewegen Sie beide Krücken gemeinsam nach vorn, etwa einen Schritt weit. Halten Sie das verletzte Bein angehoben und belasten Sie es nicht, es sei denn, Ihr Arzt hat dies erlaubt.

Das gesunde Bein bewegen: Setzen Sie das gesunde Bein vor die Krücken, indem Sie sich auf die Handgriffe und Arme stützen. Wiederholen Sie diesen Prozess.

Beim Auf- und Absteigen von Stufen: Setzen Sie immer zuerst die Krücken auf eine Stufe, dann das gesunde Bein und zuletzt das verletzte Bein.

Wie anstrengend ist es, mit Krücken zu laufen?

Das Laufen mit Krücken ist anstrengend und beansprucht besonders die Oberkörpermuskulatur. Dies kann insbesondere für Menschen, die normalerweise nicht regelmässig Sport treiben oder ihre Oberkörpermuskulatur nicht oft beanspruchen, herausfordernd sein. Die fortwährende Verlagerung des Körpergewichts auf die Arme und Schultern kann zur Muskelermüdung, Schmerzen und sogar zu Überlastungsschäden führen. Hinzu kommt, dass eine unsachgemässe Nutzung oder falsch eingestellte Krücken das Risiko von Verletzungen oder zusätzlichen Belastungen erhöhen können. Daher ist es wichtig, sich vor dem ersten Gebrauch von Krücken entsprechend anleiten lassen und regelmässige Pausen einzulegen, um Überbelastungen zu vermeiden.

Weitere Tipps:

Polsterung: Verwenden Sie weiche Polster oder Gel-Auflagen für die Griffe und Achselstützen der Krücken, um Druckstellen und Schmerzen zu vermeiden.

Drei-Punkt-Gang – mit Krücken gehen

  • Vorbereiten: Verlagern Sie im Stand das Gewicht auf das gesunde Bein. Die Krücken eine Schrittlänge nach vorne setzen.
  • Nun das kranke Bein zwischen die Krücken stellen.
  • Mit den Krücken abstützen, mit dem gesunden Bein einen Schritt nach vorne.
  • Stellen Sie die Krücken und das kranke Bein gleichzeitig nach vorne. Stützen Sie sich ab, dann folgt wieder das gesunde Bein.

Stärkung der Oberkörpermuskulatur: Durch regelmässige Übungen kann die Muskulatur von Schultern, Armen und Handgelenken gestärkt werden, was das Gehen mit Krücken erleichtert.

Pausen machen: Bei längerem Gebrauch von Krücken sollte man regelmässig Pausen einlegen, um Arme und Schultern zu entlasten.

Unterstützende Hilfsmittel: Handgelenksbandagen oder Ellenbogenbandagen können helfen, die Gelenke zu stabilisieren und Überbelastungen zu verhindern.

Achten auf Schwellungen oder Rötungen: Wenn Sie Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen in den Händen, Ellbogen oder Schultern bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Ergonomische Krücken: Es gibt ergonomisch gestaltete Krücken, die die Belastung für die Hände und den Oberkörper reduzieren können.

Regelmässige Bewegung: Übungen zur Dehnung und Mobilisation der betroffenen Bereiche können helfen, Steifigkeit und Schmerzen zu vermindern.

Schulung: Eine Einweisung durch einen Physiotherapeuten oder einen anderen medizinischen Fachmann kann hilfreich sein, um die richtige Technik beim Gehen mit Krücken zu erlernen.

Liegestütze zur Stärkung der Oberkörpermuskulatur

Ein Mann macht einen Pushup.
Ausgangsposition des Pushups © zVg.
  • Beginnen Sie in einer Plank-Position, wobei Ihre Hände etwas weiter als schulterbreit auf dem Boden positioniert sind.
  • Halten Sie Ihren Körper in einer geraden Linie von den Fersen bis zum Kopf.
  • Beugen Sie Ihre Ellbogen und senken Sie Ihren Körper in Richtung Boden, bis Ihr Brustbereich fast den Boden berührt.
  • Drücken Sie sich kraftvoll zurück in die Ausgangsposition, indem Sie Ihre Arme vollständig durchstrecken.

Zubehör: Krückenkapseln, Eiskrallen und Polster

Wer längere Zeit mit Krücken gehen muss, bekommt häufig Probleme mit den Händen, am Handgelenk, den Ellbogen und an der Schulter.  Die Folge: Man kann stürzen. Verschiedenes Zubehör kann helfen, den Komfort zu erhöhen und potenzielle Probleme zu vermindern:

Krückenkapseln

Diese werden am Ende der Krücke befestigt und sorgen für bessere Bodenhaftung, wodurch ein sichererer Gang möglich ist.

Eiskrallen oder Spikes

Bei eisigem oder rutschigem Wetter können diese an den Enden der Krücken befestigt werden, um besseren Halt zu gewährleisten und Stürze zu vermeiden.

Krückenpolster

Spezielle Polsterungen für Handgriffe und Armschalen der Krücken verhindern Druckbeschwerden und machen das Gehen mit Krücken angenehmer. Sie sorgen dafür, dass der Druck gleichmässig verteilt wird und nicht punktuell auf eine Stelle einwirkt.

Bandagen

Um die Gelenke der oberen Extremitäten zu schützen, die durch das Nutzen der Krücken stark belastet werden, können Handgelenk- oder Ellenbogenbandagen getragen werden. Diese helfen, die Gelenke zu stabilisieren und Schmerzen oder Überbelastung zu verhindern.

Ergonomische Krücken

Es gibt speziell designte Krücken mit ergonomisch geformten Griffen, die eine natürlichere und weniger belastende Haltung von Händen und Armen ermöglichen.

Krücken kaufen

Wer im Spital Krücken erhält, erhält meist ein einfaches Standardmodell. Krücken gibt es aber auch in hochwertiger Ausführung, mit ergonomisch, entlastenden Griffen. Sie gibt es in Sanitätshäusern, in Apotheken und im Handel. Sanitätshäuser haben den Vorteil, dass man sich beraten lassen und man die Krücken auswählen kann, die einem am besten zusagen.

Weitere Tipps: 

Material und Verarbeitung: Beim Kauf von Krücken sollte man auch auf das verwendete Material und die Verarbeitung achten. Es gibt Krücken aus Aluminium, Stahl oder sogar Carbon. Aluminiumkrücken sind meist leichter, während Carbonkrücken für eine höhere Belastbarkeit stehen und noch leichter sind, aber auch teurer sein können.

Verstellbarkeit: Die meisten modernen Krücken sind in der Höhe verstellbar, um sich an die Körpergrösse des Benutzers anzupassen. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Krücken korrekt eingestellt sind und die Haltung beim Gehen nicht beeinträchtigt wird.

Rutschfestigkeit: Insbesondere bei nassen oder rutschigen Bedingungen sollte darauf geachtet werden, dass die Krücken über rutschfeste Kapseln verfügen, um das Risiko von Stürzen zu minimieren.

Occasion: Wer nach einer günstigen Option sucht, kann auch auf Facebook Marketplace  nachsehen. Viele Menschen verkaufen ihre Krücken nach Genesung weiter. Hierbei sollte jedoch auf den Zustand und die Hygiene der Krücken geachtet werden.

Wartung und Pflege: Krücken sind zwar in der Regel robust, aber regelmässige Kontrollen, insbesondere der Kapseln und der Verstellmechanismen, sind wichtig, um ihre Langlebigkeit und Sicherheit zu gewährleisten.

Rückgaberecht: Beim Kauf neuer Krücken ist es sinnvoll, beim Händler nach einem Rückgaberecht zu fragen, falls die Krücken nicht den Erwartungen entsprechen oder Unbehagen verursachen.

Wie viel kostet eine Krücke?

Die Kosten für Krücken variieren je nach Art, Material, Marke und Vertriebsort. Die Kosten für einfache Standard-Krücken können ab 20 Franken für ein Paar betragen. Hochwertigere Modelle, insbesondere solche aus spezialisierten Materialien wie Carbon oder mit ergonomischen Griffen, können deutlich mehr kosten, manchmal über 100 Franken pro Paar. Es ist wichtig zu beachten, dass Krankenkassen medizinische Geräte wie Krücken in der Regel übernehmen, insbesondere wenn sie ärztlich verschrieben wurden.

Krücken mieten

Das Mieten von Krücken ist eine gängige Praxis, die in Apotheken, Sanitätshäusern und manchmal auch in Krankenhäusern angeboten wird. Dieser Service eignet sich besonders für Personen, die Krücken nur kurzfristig benötigen, auf Reisen sind oder verschiedene Modelle testen möchten. Die Kosten variieren je nach Anbieter und Modell, wobei häufig eine rückzahlbare Kaution verlangt wird. Es empfiehlt sich, die Mietbedingungen im Voraus zu überprüfen und lokale Einrichtungen bezüglich Verfügbarkeit und Preisen zu konsultieren.

Frau mit Gehstock
Nicht immer müssen es gleich Krücken sein – auch Gehstöcke können bei Gangschwierigkeiten helfen.  © jubaphoto / E+

«Ausgeleierte Gummizapfen können gefährlich werden»

Die Verwendung von Krücken ist für viele ältere Menschen unvermeidlich, besonders nach Operationen. Urs Keiser, Physiotherapeut, beleuchtet die richtige Auswahl, Technik und die Bedeutung von Fitness für Seniorinnen und Senioren, die auf diese Stützmittel angewiesen sind.

Meineeltern.ch: Eine Krücke dient als Stützmittel, bei dem sich die Benutzerin oder der Benutzer mit dem Unterarm abstützt. Es gibt aber auch Achselstützen, die das Körpergewicht hauptsächlich über die Achseln tragen. Welche Krücken sind für ältere Menschen am besten geeignet?

Urs Keiser: Nach einer Operation greifen die meisten Patientinnen und Patienten zu herkömmlichen Krücken. Wenn jedoch ältere Menschen, die nicht operiert wurden, zusätzliche Sicherheit beim Gehen suchen, ist nicht immer sofort eine Krücke die beste Wahl.

Sondern?

Im Alter kann es zu Gleichgewichtsproblemen kommen. Es gibt verschiedene Faktoren, die das Gleichgewicht beeinflussen können: schlechtere Augenoptik, langsamere Reflexe oder gesundheitliche Probleme wie Diabetes. In solchen Fällen könnten Gehstöcke oder sogar Walkingstöcke eine bessere Alternative sein. Es gibt auch Rollatoren, die zusätzliche Stabilität bieten und über eine Sitzfläche verfügen. Die Empfehlung – welche Gehhilfe sich eignet – hängt stark vom Einzelfall ab.

Ein Spitalaufenthalt, zum Beispiel wegen einer Hüftoperation, ist aber meist mit Krücken verbunden.

Nach einer Hüftoperation werden Krücken meist nur in der Anfangsphase benötigt. Ältere Menschen, die nach einer Operation ihr gesamtes Gewicht belasten dürfen, profitieren von der Sicherheit, die Krücken bieten. Diese sollten je nach Procedere etwa sechs Wochen verwendet und dann schrittweise durch eine gezielte Belastungssteigerung abgebaut werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Gehen mit Krücken eine richtige Technik erfordert. Was sind häufige Fehler, die Sie beobachten?

Häufige Fehler sind beispielsweise das Drehen der Krücken oder das Festhalten in der falschen Position. Vor allem nach Operationen ist es ratsam, vorab den Umgang mit Krücken zu üben, um möglichen Fehlern vorzubeugen. Zudem empfehle ich, die Gummizapfen regelmässig auszuwechseln, bei nassem, eisigem Boden können sie gefährlich werden. Wer mehr Polsterung wünscht, dem empfehle ich Isolierband, das sorgt für weichere Krücken. Auch das Tragen von Velo-Handschuhen sorgt für besseren Halt.

Für Seniorinnen und Senioren kann das Gehen mit Krücken besonders anstrengend sein, da es den Oberkörper stark beansprucht. Inwiefern schafft ein gezieltes Oberkörpertraining hier Abhilfe?

Nicht nur Oberkörpertraining hilft. Generell ist körperliche Fitness, besonders im Alter, von Vorteil. Dies beinhaltet Krafttraining, Beweglichkeitstraining und Gleichgewichtsübungen. Dabei sollte man nie vergessen, dass der menschliche Körper in jedem Alter trainierbar ist.

Zur Person

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Urs Keiser. © zVg.

Urs Keiser ist Physiotherapeut in der Gemeinschaftspraxis Burch & Keiser Physiotherapie in Sarnen.

 

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