Finanzen

Enkeltrick schnell erkennen: So tappen Ihre Eltern nicht in die Falle 

Regelmässig versuchen Betrüger, durch den sogenannten Enkeltrick an das Geld von gutgläubigen Senioren zu kommen. Wichtig ist, die Masche anhand verschiedener Merkmale schnell zu durchschauen. Wenn Fragen über die Vermögensverhältnisse gestellt werden, sollte man hellhörig werden. Neben dem Enkeltrick gibt es weitere Betrugsmethoden, die bei älteren Personen angewendet werden. Erfahren Sie im Artikel, wie Betrüger operieren und wie Sie Ihre Eltern schützen.  

Ältere, demente Personen können leichtes Opfer für Betrüger sein.
Kriminelle haben es häufig auf ältere, gutgläubige Personen abgesehen. © Dobrila Vignjevic / E+

Enkeltrick – das Wichtigste in Kürze:

Das Telefon klingelt. «Müller», meldet sich die Seniorin. Am Telefon: angeblich ihr Enkel. Sie ist bestürzt, als dieser berichtet, er befände sich in einer schwierigen Notlage, aus der er sich nur mithilfe einer hohen Geldsumme befreien könne. Frau Meier möchte helfen. Sie ist einverstanden, einer dritten Person, die in Kürze an ihrer Haustür klingelt, das benötigte Geld zu übergeben. Schliesslich würde sie für ihren Enkel alles tun! Doch das Geld kommt nicht ihrem echten Enkel zugute – dieser weiss nämlich von nichts. Stattdessen ist Frau Müller auf den sogenannten Enkeltrick hereingefallen.

Was ist ein Enkeltrick?

Die Masche des Enkeltricks ist eine Methode, mit der Betrüger das Geld älterer Menschen stehlen.

1 Ein Betrüger benutzt meist die Identität des Enkels, um dringende finanzielle Hilfe zu erbitten. Üblicherweise werden unvorhersehbare Ereignisse wie ein Hauskauf, eine Geschäftsübernahme oder ein schwerer Unfall als Begründung angeführt.

2 Der angebliche Enkel teilt mit, dass er das Geld nicht persönlich abholen könne. Stattdessen wird vereinbart, dass die Seniorin oder der Senior das Geld einer dritten Person übergibt. Meist handelt es sich um eine angebliche Freundin oder einen angeblichen Freund des Enkels. Wenn das Opfer sagt, dass es nicht viel Geld zu Hause habe, soll die dritte Person das Opfer abholen und zur Bank begleiten, wo das Opfer des Betrugs das benötigte Geld abhebt. 

Obwohl der Trick Enkeltrick heisst, geben sich Betrüger nicht immer als Enkel aus. Sie nehmen auch die Identität angeblicher Neffen und Nichten oder von Verwandten und Freunden an.

Wie erkennt man einen Enkeltrick?

Der Enkeltrick ist ein Trickbetrug, der in der Regel nach folgendem Schema abläuft:

  • Die Täter versuchen, ihre Opfer durch eine Schockbotschaft zu überrumpeln. Sie berichten, dass etwas Dramatisches passiert sei. Nur eine zeitnahe Zahlung könne verhindern, dass es zu weiteren Schäden komme. So bauen sie einen Zeitdruck auf, der die Opfer zu schnellem Handeln verleitet.
  • Die Betrüger lassen sich häufig von ihren Opfern ihren Namen erraten. «Rate mal, wer hier ist?», fragen sie am Telefon. Fragt der ältere Mensch nun «Anneliese? Oder bist du es, Marlies?», haben Betrüger leichtes Spiel und können sich als Verwandter, Freund oder Freundin ausgeben. Sie entlocken weitere Lebensumstände und bauen diese Informationen geschickt ins Gespräch ein.
  • Betrüger raten ihren Opfern davon ab, sich mit anderen Menschen wie Verwandten oder Bankangestellten über die Geldübergabe zu beraten. Dadurch stellen sie sicher, dass die Opfer die Angelegenheit nicht nochmals überdenken und der Betrug nicht auffliegt.

Warum werden Senioren Opfer?

Ältere Menschen sind betrügerischen Machenschaften wie dem Enkeltrick besonders häufig ausgesetzt. Warum das so ist, erklärt der Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich, Ralph Hirt: «Ältere Menschen sind gutgläubiger und lassen sich besser unter Druck setzen», sagt er. «Zudem gibt es viele ältere Menschen, die leicht dement sind.»

Enkeltrickbetrug Statistik: Wie viele sind betroffen?

Die Kantonspolizei Zürich registrierte im Kanton Zürich von Januar bis Ende September 2022 insgesamt 83 vollendete Telefonbetrugsfälle. Daraus ist ein Schaden von rund 6 Millionen Franken entstanden. «Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr», sagt Mediensprecher Ralph Hirt. 2021 lag die Schadenssumme noch bei rund 2,3 Millionen Franken. «Die erfolglosen Anrufe haben mit 2589 den Stand des Vorjahres ebenfalls überschritten.»

Expertentipps: So entlarven Sie die Betrüger!

Ralph Hirt erklärt, worauf es vor allem ankommt, um sich vor dem Enkeltrick zu schützen. «Wichtigste Prävention ist, dass Kinder und Enkel regelmässig mit ihren älteren Verwandten über dieses Thema sprechen und bei verdächtigen Aktivitäten sofort die Polizei einschalten.»

Sie fürchten, mit einem Betrüger konfrontiert zu sein? Das ist zu tun:

1 Das Telefonat schnell beenden.

2 Das Gespräch Revue passieren lassen und alle wichtigen Informationen zur Person aufschreiben.

3 Familienmitglieder und Verwandte umgehend informieren.

4 Die Notfallnummer 117 wählen und den Fall schildern.

Das ist unbedingt zu vermeiden:

  • Am Telefon Auskunft über das Vermögen im Haus oder auf dem persönlichen Bankkonten geben
  • Unbekannten Geld geben
  • Unbekannte in die Wohnung lassen
  • Zu Hause viel Bargeld aufbewahren

Auswirkungen: Das macht ein Betrug mit den Opfern

Ist man in die Falle getappt, ist das nicht einfach wegzustecken. Gefühle wie Ärger und Wut sind gross, wenn Wertsachen oder Geld gestohlen wurden. Oftmals entstehen durch den Betrug gravierende finanzielle Probleme. Darüber hinaus können sich Sorgen und Ängste festsetzen, erneut Opfer eines Betrugsversuchs zu werden. Auch die Scham, zum Opfer geworden zu sein, drückt enorm auf die Stimmung.

Schadensbegrenzung: Ihre Eltern sind in die Falle getappt – was jetzt?

Der Schaden, der entstanden ist, kann nicht ersetzt werden. «Geld und Wertsachen, die den Betrügern übergeben werden, sind in der Regel unwiederbringlich verloren», hält die Kantonspolizei Thurgau auf ihrer Webseite fest. Das bestätigt auch Mediensprecher Ralph Hirt von der Kantonspolizei Zürich: «Wenn bereits gezahlt wurde, ist und bleibt das Geld weg. Dennoch ist es wichtig, umgehend die Polizei zu verständigen.»

Welche Betrugsmethoden kommen am häufigsten vor?

Der Enkeltrick ist eine Variante verschiedener Betrugsversuche. Verbreitet sind unter anderem auch:

  • Haustürgeschäfte: Verkäuferinnen oder Verkäufer bieten Produkte zu einem viel zu hohen Preis an der Haustüre an.
  • Falsche Gewinnversprechen am Telefon, per E-Mail oder per Post: «Sie haben gewonnen!» Dieser Satz deutet meist auf einen Betrug hin. Um den Preis zu erhalten, müssen Gebühren entrichtet werden. Der Gewinn bleibt trotzdem aus.
  • Diebstahl in der Wohnung: Betrüger verschaffen sich Zutritt zur Wohnung, indem sie sich als Handwerker, Polizisten oder Beamte ausgeben. Dort stehlen sie, was ihnen wertvoll erscheint.
  • Phishing: Betrüger versuchen, mithilfe von SMS, E-Mails oder Websites an persönliche Daten wie Kreditkartennummern oder persönliche Pincodes zu gelangen. Dabei fälschen sie das Erscheinungsbild von Firmen und Kreditinstituten. Die betrügerischen Schreiben sind meist so verfasst, dass die Opfer die sensiblen Personendaten per Antwort-Funktion zurückschicken oder dass sie auf einen Link klicken müssen.
  • Internetbetrug: Angebliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des technischen Supports von Microsoft rufen an und machen falsche Warnhinweise, um Zugriff auf den PC der angerufenen Personen zu erhalten. Wichtig zu wissen: Microsoft macht keine unaufgeforderten Telefonanrufe, um kaputte Geräte zu reparieren.
  • Anlagebetrug: Betrügerinnen und Betrüger nutzen die unsichere Wirtschaftslage und das Aufkommen neuer Investitionsmethoden wie Kryptowährungen aus, um Opfern angeblich attraktive fiktive Finanzanlagen schmackhaft zu machen. Die Opfer werden überredet, Geld zu investieren. Später heisst es, das investierte Geld bringe gute Rendite. So sollen die Opfer ermuntert werden, weitere Zahlungen zu tätigen. Das Geld sehen die Opfer aber nie wieder.
  • Falsche Polizisten: Betrügerinnen und Betrüger rufen unter einer gefälschten Nummer an und berichten von Einbrüchen in der Wohngegend des Opfers oder von einem Verkehrsunfall von Angehörigen. Sie bitten die Opfer um Unterstützung bei den polizeilichen Ermittlungen. Später verlangen sie, dass das Opfer Geld oder Wertsachen bereitstellt, auf der Bank abholt, irgendwo deponiert oder überweist. Die Polizei würde so etwas nie tun.
  • Money mules: Money mules heisst übersetzt Geldesel. Kriminelle publizieren auf Online-Plattformen, sozialen Medien oder gefälschten Webseiten Stellenangebote. Gelockt werden gutgläubige Personen damit, dass sie kaum Arbeitserfahrung benötigen, zu Hause arbeiten können und nicht viel Zeit investieren müsse. Dafür aber viel Geld verdienen. Doch sie werden schliesslich als Finanzagenten für kriminelle Geschäfte rekrutiert. Die Opfer sollen über ihr eigenes Bankkonto Geld empfangen, abheben und via Post oder anderweitig ins Ausland weiterleiten. Das Perfide an der Betrugsmasche: Wer sich für die Geschäfte einspannen lässt, verstösst gegen das Gesetz und macht sich strafbar.
  • Romance Scam: Romance Scam oder Love Scam ist die moderne Form des Heiratsschwindels. Übersetzt heisst das Liebesbetrug. Die Betrügerinnen und Betrüger erstellen gefälschte Profile auf den sozialen Medien oder in Partnerbörsen. Den Opfern spielen sie Verliebtheit vor, um an ihr Geld zu gelangen.

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