Finanzen

Betreuungsgutschriften: Wer sie bekommt und wie hoch sie sind

Einen geliebten Menschen zu pflegen, kann Kraft und Zeit kosten. Wer einen pflegebedürftigen Menschen betreut, kann Betreuungsgutschriften beantragen, um spätere Beitragslücken in der Rente zu vermeiden. Dabei handelt es sich nicht um direkte Geldleistungen, sondern um Zuschläge zum rentenbildenden Erwerbseinkommen.

Betreuungsgutschriften können spätere Beitragslücken in der Rente vermeiden.
Betreuungsgutschriften können spätere Beitragslücken in der Rente vermeiden. © imtmphoto / iStock / Getty Images Plus

Betreuungsgutschriften – das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Betreuungsgutschrift ist keine direkte Geldleistung, sondern eine Gutschrift auf dem Konto bei der Sozialversicherung. Definition
  • Anspruch haben Menschen, die pflegebedürftige Verwandte betreuen. Zu den Anspruchsgruppen
  • Eine Betreuungsgutschrift kann zu einer höheren Rente führen.
  • Um eine Betreuungsgutschrift zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
  • Eine Betreuungsgutschrift ist so hoch wie die dreifache jährliche Minimalrente. Zu den Beträgen
  • Mehrere Betreuende können sich eine Gutschrift teilen.

Angehörige zu betreuen ist Engagement, das von Herzen kommt – und oft viel Zeit kostet. Die AHV gewährt für diesen Einsatz Betreuungsgutschriften. Sie sollen mögliche Nachteile bei der Sozialversicherung abschwächen und Beitragslücken vermeiden.

Bei Betreuungsgutschriften handelt es sich um Zuschläge zum rentenbildenden Erwerbseinkommen. Wer Anspruch hat, wie hoch Betreuungsgutschriften sein können und wo Sie sie beantragen können, erklären wir im Artikel.

Finanzielle Entlastung für pflegende Angehörige

Betreuung braucht Zeit. Denn Zeit ist besonders wichtig, um geduldig auf die Bedürfnisse eines Menschen eingehen zu können, der nicht selbstständig den Alltag meistern kann. Wer diese Zeit investiert, weiss allzu gut, dass anderes dadurch kürzer kommen kann – zum Beispiel der Job.

Für pflegende Angehörige stehen möglicherweise weniger Reserven zur Verfügung. Umso wichtiger ist es, die Betreuungsgutschriften anzunehmen, die das Sozialsystem betreuenden Angehörigen gewährt. Diese Gutschriften sollen Einbussen bei den Sozialversicherungen während der Pflege abfedern.

Was ist eine Betreuungsgutschrift?

Bei einer Betreuungsgutschrift handelt es sich um eine Gutschrift auf Ihrem Konto bei der Sozialversicherung. Dort werden die Jahre, für die Sie eine Betreuungsgutschrift erhalten haben, festgehalten. Die Gutschrift fliesst bei der Berechnung Ihrer Rente mit ein. So kommt es zu einer höheren Altersrente oder Invalidenrente.

Wer bekommt Betreuungsgutschriften?

Wer pflegebedürftige Verwandte betreut, hat grundsätzlich einen Anspruch auf Betreuungsgutschriften. Folgende konkrete Voraussetzungen müssen erfüllt sein:

  • Die betreute Person erhält eine Hilflosenentschädigung. Um welchen Grad der Hilflosigkeit es handelt, spielt keine Rolle. Es kann sich um Hilflosenentschädigung der AHV, der Invalidenversicherung (IV), der Unfallversicherung (UV) oder der Militärversicherung handeln.
  • Sie stehen in einem nahen Verwandtschaftsverhältnis zu der betreuten Person. Als Verwandte gelten Ehegatten, Eltern, Kinder und Steifkinder, Schwiegereltern, Geschwister, Grosseltern, Urgrosseltern, Enkelkinder und Lebenspartner, die seit mindestens fünf Jahren gemenisam mit der versicherten Person in einem Haushalt lebten.
  • Sie leben nicht weiter als 30 Kilometer entfernt von der Person, die Sie betreuen. Oder es dauert nicht länger als eine Stunde, um die Pflegestelle zu erreichen.
  • Sie betreuen den pflegebedürftigen Menschen mindestens während der Hälfte des Jahres.
  • Sie erhalten noch keine AHV-Rente.

Wie hoch ist die Betreuungsgutschrift?

1 Eine Betreuungsgutschrift ist so hoch wie die dreifache jährliche Minimalrente zum Zeitpunkt Ihres Rentenanspruchs. Derzeit liegt die Minimalrente bei voller Beitragsdauer von 44 Jahren monatlich bei 1195 Franken.

2 Der Gesamtbetrag der Betreuungsgutschriften wird durch die gesamte Beitragsdauer, also die Anzahl der Jahre, in denen Beiträge im individuellen Konto verzeichnet wurden, geteilt und dann zum durchschnittlichen Erwerbseinkommen hinzugezählt. «Die Betreuungsgutschriften erhöhen also sozusagen das bei der Rentenberechnung berücksichtigte AHV-pflichtige Einkommen und bewirken eine entsprechend höhere Rente – bis zum Betrag der Maximalrente», erklärt Elisabeth Hostettler, Mediensprecherin beim Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV).

3 In manchen Fällen kümmern sich mehrere Verwandte um einen Pflegebedürftigen. In diesem Fall erhalten alle eine Gutschrift, deren Wert geteilt wird. Wenn zum Beispiel drei Geschwister einen Angehörigen betreuen, erhalten sie alle ein Drittel der Betreuungsgutschrift gutgeschrieben.

4 Eine Betreuungsgutschrift wird in der Regel mit dem Ehepartner geteilt. Das ist immer dann der Fall, wenn beide AHV-versichert sind.

Betreuungsgutschrift anmelden

Betreuungsgutschriften lassen sich bei der kantonalen Ausgleichskasse des Wohnsitzkantons, in dem die betreute Person lebt, beantragen – und zwar jeweils rückwirkend für das vergangene Jahr.

Betreuungsgutschrift geltend machen

Wichtig ist, den Antrag frühzeitig zu stellen, denn der Anspruch verfällt nach fünf Jahren. Das Anmeldeformular finden Sie hier. Der Anspruch muss jedes Jahr erneut geltend gemacht werden.

Wer bekommt die Hilflosenentschädigung?

Morgens alleine aufstehen, sich anziehen, essen, Körperpflege, Toilettengang, soziale Interaktion – solche und andere Aufgaben sind für manche Menschen selbstständig nicht möglich. Sie brauchen Hilfe. Wer in Hinblick auf diese alltäglichen Routinen als hilflos gilt, erhält Hilflosenentschädigung.

Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch das individuelle Einkommen oder das Vermögen ist. Wer Hilflosenentschädigung beantragen möchte, reicht das Formular bei der IV-Stelle des Wohnsitzkantons ein.

Weitere Artikel in Finanzen

Aktuelle Artikel

Beliebte Artikel