Pflege

Kommunikation nach Schlaganfall: Wie redet man mit Schlaganfall-Patienten?

Ein Schlaganfall wirft  Betroffene aus der Bahn. Auch Angehörige leiden mit. Oft ist ihr Gegenüber nicht mehr der gleiche Mensch. Damit umzugehen, ist für viele schwierig. Doch erwachsene Kinder, Partner und Familienangehörige sollten versuchen, stets ruhig und zuversichtlich zu bleiben und dem Patienten durch Mut zu machen. Das hilft Ihren Eltern bei der Heilung.

Angehörige sollten Patienten stets als gleichwertige Gesprächspartner ansehen.
Angehörige sollten Patienten stets als gleichwertige Gesprächspartner ansehen. © kali9 / iStock / Getty Images Plus

Kommunikation nach Schlaganfall – das Wichtigste in Kürze:

  • Der Anblick des Betroffenen kann Angehörige erschrecken. Wieso Sie nicht in Panik verfallen sollten, erfahren Sie hier.
  • Vermeiden Sie es, mit Ihren Eltern in einer «Babysprache» zu reden. Weitere Tipps lesen Sie hier.
  • Manche Patienten werden nach einem Schlaganfall niedergeschlagen und depressiv verstimmt. Mehr erfahren Sie hier.
  • Angehörige sind mit der neuen Situation häufig überfordert. Anlaufstellen finden Sie hier.

Jedes Jahr erleiden in der Schweiz rund 16 000 Menschen einen Schlaganfall. Ein Schlaganfall trifft nicht nur die Patienten, er belastet auch Angehörige psychisch und körperlich. Gleichzeitig sind sie die wichtigsten Bezugspersonen für die Patienten. Ihr Verhalten kann dazu beitragen, dass sich besonders der psychische Zustand der Patienten nach dem Schlaganfall stabilisiert.

Umgang: Wie geht man mit Schlaganfall-Patienten um?

Schon bei Ihrem ersten Besuch im Krankenhaus sollten Sie ruhig bleiben und nicht in Panik verfallen. Bei einer Gesichtslähmung zieht es häufig beim Lächeln nur die eine Seite des Mundes nach oben, der gelähmte Mundwinkel bewegt sich hingegen nicht. Der Anblick kann Angehörige erschrecken. Versuchen Sie den Anblick zu ignorieren und begegnen Sie Ihren Liebsten stattdessen mit viel Zuwendung, Fürsorge und Verständnis. Julia Eugster von FRAGILE Suisse sagt: «Man sollte keine komplexen Sätze machen und auch nicht zu schnell sprechen.» Wichtig zu wissen: Wenn ein Betroffener sich nicht gut artikulieren kann, heisst das nicht, dass er das Gegenüber nicht versteht. Julia Eugster: «Man sollte nicht laut werden.»

Kommunikation: Wie redet man mit einem Schlaganfall-Patienten?

  • Sehen Sie Ihr Gegenüber als einen gleichwertigen Gesprächspartner
  • Verströmen Sie Zuversicht
  • Berichten Sie von positiven Erlebnissen
  • Wenn Sie mit den Tränen kämpfen, erzählen Sie von scheinbar belanglosem Arbeiten wie dem Giessen von Blumen. Auch wenn Ihr Gegenüber bewusstlos oder sediert ist, kriegt er mehr mit als Sie vermuten
  • Berühren Sie Ihr Gegenüber, das wirkt beruhigend
  • Sprechen Sie ruhig
  • Überfordern Sie den Betroffenen nicht
  • Vermeiden Sie es, mit dem Gegenüber in einer «Babysprache» zu reden
  • Sprechen Sie in kurzen, einfachen Sätzen
  • Vergewissern Sie sich, dass Ihr Gegenüber Sie verstanden hat
  • Versteht Sie Ihr Gegenüber nicht, drücken Sie sich anders aus
  • Lassen Sie dem Betroffenen Zeit für seine Antwort
  • Warten Sie auf Hilfesignale und fragen Sie: «Soll ich dir weiterhelfen?»
  • Kommunizieren Sie auch nonverbal und nutzen Sie Gestik, Mimik, Gegenstände, Zeichen oder schreiben Sie das Gemeinte auf
  • Reden Sie in Gegenwart des Betroffenen nicht über ihn.

Wie verändert sich die Psyche nach einem Schlaganfall?

Manche Patienten werden nach einem Schlaganfall niedergeschlagen und depressiv verstimmt. Sie sind antriebslos, grübeln, haben negative Gedanken, ziehen sich immer mehr zurück und verlieren das Interesse. Angehörige sollten auf mögliche Anzeichen einer Depression achten und wenn bestimmte Symptome auftreten, einen Arzt informieren.

Wie äussert sich eine Depression?

Patienten:

  • sind niedergeschlagen
  • verlieren das Interesse
  • fühlen sich innerlich leer und gefühlstot
  • sind trotz positiver Erlebnisse nicht besser gelaunt und antriebslos
  • fühlen sich müde
  • können alltägliche Arbeiten gar nicht oder nur schwer erledigen.

Patienten können:

  • unter Selbstzweifel
  • Schuldgefühlen
  • Konzentrationsproblemen
  • Schlafstörungen
  • starker Unruhe
  • unter sexueller Unlust leiden.

Für Angehörige und Betroffene ist es oft schwierig, mit den emotionalen Veränderungen umzugehen. Wenn sich eine Person verändert, betrifft dies das ganze soziale Umfeld. Partnerschaftliche, freundschaftliche und familiäre Beziehungen können zu Bruch gehen. Auch können sich die Gefühle eines Schlaganfall-Patienten gegenüber seinem Partner verändern. Julia Eugster: «Auch Betroffene merken, dass sie nicht mehr die Gleichen sein.» Es sei darum wichtig, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen, um Methoden zu entwickeln, um mit schwierigen Situationen umzugehen.

Hilfe holen: Wo finden Sie Unterstützung?

Ein Schlaganfall kommt meist aus heiterem Himmel und stellt alles auf den Kopf. Die neue Situation sollten Angehörige und Patienten nicht verdrängen. Wichtig ist zu wissen, dass sie mit dem Problem nicht allein ist.

Neben den behandelnden Ärzten gibt es viele Therapeuten und Organisationen, die sich mit dem Thema Schlaganfall befassen. In den Selbsthilfegruppen können sich Angehörige wie auch Patienten austauschen und sich gegenseitig bei Problemen unterstützen.

Anlaufstellen:

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