Pflege

Altersschwerhörigkeit: Definition, Ursache, Prävention und Behandlung

Definition |Arten | Schweregrad | Symptome |Diagnose | Behandlung |Risikofaktoren | Tipps

Besonders ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Hörfähigkeit auf beiden Ohren ab. Altersschwerhörigkeit ist weitverbreitet. Wer sie aber frühzeitig erkennt, kann mit der passenden Behandlung die Lebensqualität dennoch aufrechterhalten. Präventive Massnahmen senken zudem das Risiko, überhaupt daran zu erkranken.

Ein Senior hält sich ans Ohr.
Ab dem 50. Lebensjahr kann sich das Hörvermögen verschlechtern.  © Ridofranz/ iStock /Getty Images Plus

Es ist ein unangenehmes Gefühl: Man geht mit seinen Liebsten in einem Restaurant essen, kann aber den Gesprächen nur schwer folgen. Da kommt schnell das Gefühl auf, nicht richtig dazuzugehören. Unter diesen Umständen überlegt man sich bei der nächsten Einladung zweimal, ob man diese annimmt.

Auf die geschilderte Weise kann sich Altersschwerhörigkeit im Alltag bemerkbar machen. Nicht selten ist die Folge davon ein sozialer Rückzug. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, mehr über die Krankheit zu erfahren, wie man sie frühzeitig erkennt, gegebenenfalls richtig behandelt, aber auch durch Präventionsmassnahmen das Risiko einer Erkrankung senken kann.

Definition: Was ist Altersschwerhörigkeit

Bei der Altersschwerhörigkeit handelt es sich um ein altersbedingtes Nachlassen des Hörvermögens ab dem 50. Lebensjahr. Altersschwerhörigkeit ist eine Unterform der Schwerhörigkeit und fällt unter die Kategorie der Schall-Empfindungs-Schwerhörigkeit. Sie äussert sich auf beiden Ohren im ähnlichen Ausmass und verschlechtert sich kontinuierlich, führt jedoch in der Regel nicht zu vollständigem Hörverlust.

Erhöht Schwerhörigkeit das Demenzrisiko?

Wenn die Altersschwerhörigkeit nicht behandelt wird, kann diese zu vorzeitigem geistigem Abbau und sogar zur Entwicklung von Demenz führen. Deshalb sollte bei einem Verdacht nicht abgewartet, sondern baldmöglichst ein HNO-Arzt aufgesucht werden.

Diese Arten von Schwerhörigkeit gibt es

Schallempfindungsschwerhörigkeit

Die Altersschwerhörigkeit fällt unter die Kategorie der Schallempfindungsschwerhörigkeit. Sie äussert sich durch den Verschleiss der Haarzellen im Innenohr. Das Verarbeiten von Schallreizen funktioniert dadurch nicht mehr so gut wie in jüngeren Jahren. Der Alterungsprozess macht auch vor dem Hörnerv und dem Hörzentrum nicht Halt, was die Hörfähigkeit zusätzlich beeinträchtigen kann.

Schallleitungs-Schwerhörigkeit

Bei dieser Form der Schwerhörigkeit wird der Schall nicht mehr richtig vom Trommelfell ans Innenohr weitergeleitet. Dies kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein, wie beispielsweise eine Verletzung des Trommelfells, eine genetische Veranlagung oder das Auftreten einer Tumorerkrankung. 

Kombinierte Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit

Die auch als kombinierte Schwerhörigkeit bekannte Form liegt vor, wenn bei jemandem sowohl eine Schallempfindungs- als auch eine Schallleitungsschwerhörigkeit diagnostiziert wird. Dies kann der Fall sein, wenn beispielsweise sowohl das Mittel- als auch das Innenohr krankheitsbedingt geschädigt sind.

Einseitige Schwerhörigkeit

Die einseitige Schwerhörigkeit tritt auf, wenn die Hörschädigung nur auf einem Ohr auftritt. Eine Tumorerkrankung auf der entsprechenden Seite kann dazu führen, dass die Schädigung sehr plötzlich einsetzt. Aber auch eine Herpes-Infektion kann den Hörnerv so stark schädigen, dass im fortschreitenden Stadium eine Schwerhörigkeit einsetzt.

Zentrale Schwerhörigkeit

Bei der zentralen Schwerhörigkeit liegt die Ursache der Beeinträchtigung im Gegensatz zu den anderen Arten nicht im Gehörgang sondern im Gehirn. Diese kann beispielsweise durch einen Schlaganfall oder eine Demenz ausgelöst werden.

Zifferblatt einer Uhr.
Bei einem leichten Hörverlust kann man das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr hören. © Matt Brown/Unsplash

Altersschwerhörigkeit: Diese Schweregrade gibt es

Die Hörfähigkeit wird – unabhängig von der Art der Schwerhörigkeit – in die nachfolgenden Kategorien unterteilt. Die Einteilung reicht von der Normalhörigkeit bis zum vollständigen Hörverlust (Taubheit) und hängt davon ab, welcher Schallpegel (in Dezibel, dB) erforderlich ist, damit das Ohr ein Geräusch wahrnimmt. Da eine reine Angabe von Werten in dB für viele schwierig einzuordnen ist, sind hier den Kategorien Geräusche zugeordnet, welche den jeweiligen Schallpegeln ungefähr entsprechen.

  • Weniger als 20 dB: Normalhörigkeit: Zu den leisesten Geräuschen gehören zum Beispiel das Summen einer Mücke oder das leise Brummen eines Computers.
  • 20 bis unter 35 dB: Leichter Hörverlust: Dieser Lautstärkebereich ist so leise wie das Ticken einer Uhr, die nächtliche Stille in einer ruhigen Gegend, ein Flüstern, das Geräusch des eigenen Atmens oder das Rascheln von Blättern.
  • 35 bis unter 50 dB: Mässiger Hörverlust: Etwa in diesem Schallpegel-Bereich liegen Nieselregen, Wohnräume bei geschlossenem Fenster oder Wohnquartiere ohne Strassenverkehr.
  • 50 bis unter 65 dB: mässig starker Hörverlust: Die Lautstärke ist vergleichbar mit jener von normalem Regen, eines Kühlschranks oder einer Unterhaltung zwischen zwei Personen.
  • 65 bis unter 80 dB: starker Hörverlust: Dieser Bereich entspricht in etwa der Geräuschkulisse eines Grossraumbüros oder der Lautstärke in leichtem Strassenverkehr.
  • 80 bis unter 95 dB: schwerer Hörverlust: So laut ist beispielsweise eine Fräsmaschine oder ein Traktor. Bei einer Lautstärke von 85dB beginnt das Gehör Schaden zu nehmen.
  • Mehr als 95 dB: vollständiger Hörverlust (Taubheit): Ab hier wird es richtig laut. Die Lautstärke entspricht ungefähr einem Güterzug, Schwerlastverkehr, einem Presslufthammer oder einem Rock-Konzert. 

Was ist der Fachbegriff von Altersschwerhörigkeit?

Der medizinische Fachbegriff für Altersschwerhörigkeit ist «Presbyakusis», ein Wort, das aus dem Altgriechischen stammt. Der Begriff setzt sich zusammen aus présbys «alt» und akoúo «hören».

Was sind die Symptome von Altersschwerhörigkeit?

Altersschwerhörigkeit kann sich auf vielerlei Arten bemerkbar machen. Wie schon im Einstieg aufgezeigt, kann es sein, dass Betroffene Gesprächen bei Nebengeräuschen nicht mehr oder nur schwer folgen können. Dies hat auch zur Folge, dass bei Gesprächen häufig nachgefragt werden muss. Wer unter Altersschwerhörigkeit leidet, hat denn auch häufig das Gefühl, das Gegenüber spreche undeutlich.

Auch in den eigenen vier Wänden kann sich der altersbedingte Hörverlust bemerkbar machen. Vielleicht fällt anderen plötzlich auf, dass man den Fernseher sehr laut eingestellt hat oder das klingelnde Telefon vermehrt nicht mehr wahrnimmt.

Weitere Indizien können sein, dass man Vogelgezwitscher nicht mehr hört oder Musik, welche man früher mochte, nun als störend empfindet. Eine Begleiterscheinung der Altersschwerhörigkeit kann zudem ein konstantes Ohrgeräusch (Tinnitus) sein.

Welche Töne hört man im Alter schlechter?

Mit zunehmendem Alter sind es zunächst vor allem die hohen Frequenzen, welche nicht mehr richtig verarbeitet werden können. Schreitet die Altersschwerhörigkeit fort, fallen immer weitere Frequenzbereiche weg. Hintergrundgeräusche hingegen treten immer mehr in den Vordergrund, was das Zuhören noch schwieriger macht. 

Audiogramm: Wie wird Altersschwerhörigkeit diagnostiziert?

Besteht ein Verdacht auf Schwerhörigkeit, ist eine Konsultation bei einer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin respektive einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt sinnvoll. Ob und inwiefern die Hörfähigkeit beeinträchtigt ist, wird unter anderem über ein sogenanntes Audiogramm ermittelt. Dabei wird abgeklärt, wie laut ein Ton sein muss, damit für einen hörbar ist. Auch Hörgeräteaktustikerinnen und Hörgeräteakustiker können Audiogramme durchführen.

Behandlung und Therapie von Altersschwerhörigkeit

Ist die Altersschwerhörigkeit diagnostiziert, gibt es unterschiedliche Wege, diese zu behandeln. Welcher der passende für einen ist, hängt unter anderem vom jeweiligen Schweregrad des Hörverlustes ab.

Hörgeräte

Nicht selten wird auf Hörgeräte gesetzt, um dem Hörverlust entgegenzuwirken. Bei einer geringen Beeinträchtigung reicht oftmals ein Modell aus, welches ausserhalb des Ohres getragen wird. Ist die Schwerhörigkeit stärker fortgeschritten, wird oftmals auf ein Exemplar im inneren des Ohres gesetzt.

Cochlea-Implantate

Funktioniert der Hörnerv noch gut, aber kann das Innenohr seine Funktion nicht mehr richtig ausführen, ist ein Cochlea-Implantat eine mögliche Lösung. Dieses Implantat wird in einem kleinen operativen Eingriff eingesetzt und übernimmt die Aufgabe der Hörschnecke (medizinischer Begriff: Cochlea).  

Tinnitusmasker

Auch ein anhaltendes Geräusch im Ohr – ein Tinnitus – kann das Hörvermögen im Alter beeinträchtigen. In diesem Falle macht ein Tinnitusmasker Sinn. Dieser überdeckt das lästige Geräusch und trägt so zu mehr Wohlbefinden und besserer Hörfähigkeit bei. Ein Tinnitusmasker wird, wie ein Hörgerät, im oder hinter dem Ohr getragen.

Hörtraining

Besonders im Anfangsstadium einer Altersschwerhörigkeit ist es sinnvoll, der Krankheit mit einem Hörtraining entgegenzuwirken. Was Hörtrainings anbelangt, gibt es unterschiedliche Methoden. So kann beispielsweise gezielt die Verarbeitungszeit von Hörsignalen oder das Unterscheiden von verschiedenen Ton-Frequenzen trainiert werden. Ein Hörtraining kann auch ratsam sein, um das Gehör beispielsweise an ein Hörgerät zu gewöhnen. Die Übungen kann man inzwischen meist via App auf dem Handy mit Kopfhörern absolvieren.

Lippenlesen lernen

Um die durch Schwerhörigkeit entstehenden Probleme beim Kommunizieren zu reduzieren, hilft es, sich auf die Körpersprache zu konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist das Lippenlesen.

Gebärdensprache lernen

Das Ablesen der Lippen hilft zwar, besser zu verstehen, was andere sagen. Trotzdem kann es schwer sein, sich selbst auszudrücken, wenn einem das Einschätzen der eigenen Lautstärke schwerfällt. Wenn man kein Hörgerät oder Cochlea-Implantat nutzen möchte, könnte man Gebärdensprache lernen, um sich zu verständigen. Das ist jedoch nicht einfach und nur wenige Menschen verstehen Gebärdensprache.

Verursacht Lärm Altersschwerhörigkeit?

Eine hohe Lärmbelastung steigert effektiv die Gefahr, an Altersschwerhörigkeit zu erkranken. Besonders, wenn diese regelmässig und dauerhaft erfolgt – wie dies beispielsweise durch den Beruf oft der Fall sein kann.

Was sind die Risikofaktoren von Altersschwerhörigkeit?

Zu den Risikofaktoren für die altersbedingte Schwerhörigkeit zählen einerseits Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Durchblutungsstörungen. Auch ein früherer Hörsturz, das Rauchen oder eine unbehandelte Diabetes mellitus erhöhen die Gefahr einer Erkrankung. Auch eine hohe Lärmbelastung sowie erblich bedingte Faktoren können Einfluss haben.

Unsere Tipps: So vermeiden Sie Altersschwerhörigkeit

Wenn es um Präventionsmassnahmen vor Altersschwerhörigkeit geht, gibt es einerseits sehr naheliegende Mittel und Wege. Es dürfte wohl wenig überraschend sein, dass es hilfreich ist, das eigene Gehör vor Lärm zu schützen. Wer beispielsweise aufgrund des Berufs lauten Geräuschen ausgesetzt ist, sollte zwingend einen Gehörschutz tragen. Zur Info: Die Gefährdung des Gehörs beginnt bei einer Lautstärke von 85 Dezibel – das entspricht etwa dem Geräuschpegel eines Rasenmähers. Auch indem die Ohren vor Kälte geschützt sind, beugt man Altersschwerhörigkeit vor. Weiter ist es ratsam, den Blutdruck im Auge zu behalten und mit einem gesunden Lebensstil die Herzgesundheit zu fördern – denn Herz- und Kreislauferkrankungen begünstigen Altersschwerhörigkeit. Auch mit dem Verzicht aufs Rauchen sinkt das Risiko einer Hörbeeinträchtigung im Alter.

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