Pflege

Dekubitus vermeiden: Pflegende Angehörige brauchen fachkundige Hilfe

Wenn Eltern aufgrund von Krankheit, Schwäche oder Unfall behindert sind, können dies unter Umständen schwere gesundheitliche Folgen für sie haben. Bettlägerige Menschen leiden oft an Druckgeschwüren. In der Regel ist eine professionelle Hilfe notwendig, um einen Durchbruch zu vermeiden.

Je länger Menschen ans Bett gefesselt sind, desto grösser wird das Risiko für Dekubitus.
Je länger Menschen ans Bett gefesselt sind, desto grösser wird das Risiko Druckgeschwüre zu entwickeln. © Rawpixel / iStock / Getty Images Plus

Dekubitus – das Wichtigste in Kürze:

Kranke und pflegebedürftige Menschen, die lange liegen oder sitzen müssen, können sich wundliegen. Durch anhaltenden Druck auf eine Körperstelle entsteht ein Dekubitus – ein Hautgewebeschaden.

Definition: Was ist ein Dekubitus?

Ein Dekubitus bezeichnet eine lokalisierte Schädigung der Haut und der darunter liegende Weichteile, hauptsächlich durch Druck.

Wer pflegebedürftig, krank oder bettlägerig ist oder im Rollstuhl sitzt, braucht sorgfältige Untersuchungen, damit ein möglicher Dekubitus frühzeitig erkannt wird. Ein Dekubitus ist demnach ein Wundgeschwür. Es kann sich bilden, wenn eine Körperstelle zu lange starkem Druck ausgesetzt ist. Gefährdet sind besonders Hautstellen, die direkt am Knochen liegen.

Was sind die Ursachen für die Entstehung eines Dekubitus?

Wer gesund und kräftig ist, verändert im Liegen oder Sitzen regelmässig seine Körperposition, meist ohne es zu bewusst wahrzunehmen. Auf diese Weise ist keine Hautstelle zu lange starkem Druck ausgesetzt. Kranke Menschen und bettlägerige Menschen dagegen liegen oft reglos. Ihre Liege- oder Sitzposition bleibt also längere Zeit unverändert.

Der lange Druck auf bestimmte Hautpartien, die aufliegen, stört die Durchblutung. Die Gefahr besteht, dass Hautzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen unterversorgt werden, betroffene Hautpartien absterben und Wunden und Infektionen entstehen. «Neben der lokalen Druckeinwirkung gehören zu den Ursachen eines Dekubitus auch Scherkräfte zwischen den Hautschichten, Verschiebungen zwischen der Haut und der Unterhaut oder der Haut und einzelnen darunter liegenden Gewebeschichten», erklärt Wundexpertin Susanne Kaufmann des GZO Spitals Wetzikon. Solche Hautschäden können unter anderem dann entstehen, wenn bettlägerige Menschen nicht fachgerecht auf die Seite gedreht oder nach oben oder unten gezogen werden.

Welche Stadien gibt es bei Dekubitus?

Es gibt vier Schweregrade von Dekubitus:

DDie vier Grade von Dekubitus.
Die vier Grade von Dekubitus. © Wavebreakmedia / iStock / Getty Images Plus
  • Dekubitus Grad 1: Nicht wegdrückbare Hautrötung
  • Dekubitus Grad 2: Oberflächlicher Hautdefekt wie zum Beispiel eine Blase
  • Dekubitus Grad 3: Tiefer Hautdefekt
  • Dekubitus Grad 4: Tiefer Gewebedefekt mit freiliegenden Knochen, Sehnen und Muskeln. Infektionen und Entzündungen können dann die Muskeln, Sehnen und Gelenkkapseln angreifen.

Was sind die Symptome des Dekubitus?

«Zu den ersten Symptomen gehört eine Rötung. Sie tritt an einer Körperstelle auf, die vom Druck betroffen ist», weiss Susanne Kaufmann. Diese Rötung verschwinde nicht auf Fingerdruck. «Ein weiteres Anzeichen für Dekubitus kann Schmerz sein.»

Was sind die Risikofaktoren bei einem Dekubitus?

Bettlägerigkeit: «Ein Dekubitus entsteht in der Regel durch längere Bettlägerigkeit. Gründe können zum Beispiel eine Lähmung, Gipsbandagen oder OP-Lagerungen sein», so Susanne Kaufmann.

Gefässerkrankungen und Diabetes: «Begleiterkrankungen wie Gefässerkrankungen oder Diabetes (Veränderungen des Stoffwechsels, Unterernährung der Blutgefässe)erhöhen das Risiko eines Dekubitus», weiss die Wundexpertin.

Inkontinenz und Schweiss: Ein weiterer Risikofaktor ist ein feuchtes Hautklima, das zum Beispiel durch Inkontinenz und Schweiss entstehen kann.

Ernährungsstatus: Auch der Ernährungsstatus, auch Nutrition genannt, spielt eine wichtige Rolle beim Wundliegen.

Alter: Darüber hinaus macht ein fortgeschrittenes Alter anfälliger für das Wundliegen.

Schmerzmittel: Patienten, die Schmerzmittel erhalten, bemerken manchmal nicht, dass sie wundliegen, weil sie den Schmerz kaum wahrnehmen.

Behandlung: Wie therapiert man Dekubitus?

Trotz aller Vorsicht kann es zum Wundliegen kommen. Susanne Kaufmann warnt: «Unterlassene Therapiemöglichkeiten können ganz schnell den Hautdefekt massiv anwachsen lassen und eine eventuelle Heilung in weite Ferne rücken lassen.» Wichtig ist, dass sich ausgebildete Fachkräfte um die Wunde kümmern. Sie reinigen die Wunde, legen spezielle Verbände an und sorgen dafür, dass sie sich nicht entzündet – sondern in eine Heilungstendenz kommen. So beugen sie zum Beispiel einer Blutvergiftung vor, die tödlich verlaufen kann. Darüber hinaus muss die Druckstelle sofort entlastet werden. Zum Einsatz können therapeutische Wechseldruckmatratzen, Physiotherapien und Hilfsmittel für die Mobilität kommen. Die Behandlung kann mehrere Wochen dauern.

Wie wird Dekubitus entfernt?

Ein Dekubitus kann nicht entfernt werden, sondern erfordert für die Heilung viel Pflege. Ist die Wunde schon sehr tief, muss sie chirurgisch entfernt werden. Abgestorbenes Gewebe wird dabei entfernt. Anschliessend erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. Gegen den Schmerz hilft eine Schmerztherapie.

Prophylaxe: Wie kann man Dekubitus vorbeugen?

Wie lässt sich Dekubitus vorbeugen? Sinnvoll sei alles, was den Ursachen entgegenwirke, so die Wundexpertin Susanne Kaufmann.

Position verändern: Wichtig ist, die Liege- oder Sitzposition des Patienten oder der Patientin in regelmässigen Abständen, spätestens alle zwei bis vier Stunden, zu verändern. Dabei darf es nicht zu Verschiebungen zwischen Schichten der Haut und der Unterhaut oder der Haut und einzelnen darunter liegenden Gewebeschichten kommen.

Wechseldruckmatratze: Antidekubitusmatratzen bestehen aus mehreren Luftkammern, die abwechseln mit Luft auf- und abgepumpt werden. Dadurch verändert sich die Körperlage.

Mobilität fördern: Je öfter oder schneller der Patient oder die Patientin wieder auf die Beine kommt, umso geringer ist die Gefahr, sich wundzuliegen. Deshalb ist Physiotherapie sinnvoll, um die Mobilität zu fördern.

Hautpflege: Darüber hinaus gehören zur Prophylaxe rückfettende Lotionen. Sie werden nur aufgetragen, nicht einmassiert und machen die Haut widerstandsfähiger.

Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene und protein- und mineralstoffreiche Ernährung schützt die Haut und verbessert die Wundheilung.

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