Aktivitäten

Doomscrolling im Alter: Wie erwachsene Kinder ihre Eltern unterstützen können

In einer Welt, in der digitale Medien dominieren, ist Doomscrolling – das endlose Durchscrollen negativer Nachrichten – nicht nur ein Phänomen der jüngeren Generation. Auch ältere Menschen sind zunehmend betroffen, da sie immer mehr Tablets, Smartphones und das Internet nutzen. Doch das ständige Lesen von negativen Nachrichten kann bei ihnen zu Angstzuständen und einer negativen Weltsicht führen. Es gibt wirksame Strategien, mit denen erwachsene Kinder ihren Eltern helfen können, diese digitale Falle zu vermeiden.

Eine Seniorin blickt im Bett aufs Handy.
Experten sagen, dass die Flut traumatischer Nachrichten zu einer kollektiven Taubheit führt.  © Getty Images

Doomscrolling – das Wichtigste in Kürze: 

  • Doomscrolling bezeichnet das Phänomen, bei dem Personen wiederholt und oft zwanghaft durch negative Nachrichten und Inhalte. Diese Folgen hat Doomscrolling

  • Doomscroller ideologisch sowohl links- als auch rechtsorientiert sein können, wobei Männer und jüngere Menschen eher zu diesem Verhalten neigen. Darum sind auch ältere Personen betroffen
  • Gehören Ihre Eltern zu den Doomscrollern? Sprechen Sie das Thema vorsichtig an und teilen Sie Ihre Bedenken. Weitere Tipps
  • Ertappen Sie sich dabei, wie auch Sie jeden Tag stundenlang negative Nachrichten lesen? So finden Sie wieder aus der Falle

Mirjam Müller, eine 68-jährige Witwe, beginnt ihren Tag wie jeden anderen mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. Seit sie im Ruhestand ist, hat sie die Gewohnheit entwickelt, ihren Morgen mit dem Durchblättern der Nachrichten auf ihrem Tablet zu beginnen. In letzter Zeit jedoch ist ihr morgendliches Ritual zu einer Quelle ständiger Besorgnis geworden. Jeden Morgen öffnet sie ihre bevorzugten Nachrichtenseiten und sozialen Medienkanäle, nur um mit einer Flut von beunruhigenden Schlagzeilen konfrontiert zu werden: politische Konflikte, Umweltkatastrophen, Krankheitsausbrüche. Obwohl sie den Wunsch verspürt, das Tablet wegzulegen und etwas Erbaulicheres zu tun, findet sie sich immer wieder dabei, wie sie von einem Artikel zum nächsten springt.

Mit jedem negativen Bericht, den sie liest, wächst ihre Angst vor der Zukunft, und sie bemerkt nicht, wie die Stunden vergehen. Ihre Kaffeetasse ist längst kalt geworden. Das Doomscrolling hat nicht nur ihren Morgen vereinnahmt, sondern auch ihre Sicht auf die Welt getrübt. Sie fühlt sich zunehmend überfordert und machtlos.

Definition: Was ist Doomscrolling?

Doomscrolling bezeichnet das Phänomen, bei dem Personen wiederholt und oft zwanghaft durch negative Nachrichten und Inhalte, insbesondere auf Social-Media-Plattformen, scrollen. Dieses Verhalten kann zu einer erhöhten Wahrnehmung von Bedrohung und Unheil führen, was wiederum Angst und depressive Stimmungen fördern kann. Die konstante Beschäftigung mit negativen Nachrichten kann zudem in einem Zustand der Apathie resultieren, ähnlich den Symptomen, die bei schweren depressiven Störungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen beobachtet werden können.

Macht Doomscrolling depressiv?

Studien bestätigen, dass das ständige Lesen von negativen Nachrichten über Pandemien, Kriege und Tragödien Angstzustände erhöht und depressive Gefühle verstärkt. Besonders betroffen sind Menschen mit vorbestehenden psychischen Belastungen oder Erkrankungen.

Wer ist von Doomscrooling betroffen?

Eine Studie der US-amerikanischen Universität Florida kommt zum Schluss, dass Doomscroller ideologisch sowohl links- als auch rechtsorientiert sein können, wobei Männer und jüngere Menschen eher zu diesem Verhalten neigen.

Aber: Auch Seniorinnen und Senioren können von Doomscrolling betroffen sein. Ältere Personen, die das Internet und soziale Medien nutzen, können ebenfalls in das Muster des Doomscrollings fallen, insbesondere wenn sie dazu neigen, viel Zeit mit dem Lesen von Nachrichten zu verbringen oder wenn sie gezielt nach Informationen über aktuelle Ereignisse suchen.

Doomscrooling: So können Sie Ihre Eltern unterstützen

Wenn Sie feststellen, dass Ihre Eltern von Doomscrolling betroffen sind, können Sie Folgendes unternehmen:

  1. Kommunikation: Sprechen Sie das Thema vorsichtig an und teilen Sie Ihre Bedenken über die negativen Auswirkungen des ständigen Konsums schlechter Nachrichten.
  2. Bewusstsein schaffen: Erklären Sie den Begriff Doomscrolling und seine psychischen Auswirkungen, um das Bewusstsein zu fördern.
  3. Grenzen setzen: Helfen Sie ihnen, spezifische Zeiten festzulegen, in denen sie Nachrichten lesen, um die ständige Konfrontation mit negativen Inhalten zu begrenzen.
  4. Alternativen anbieten: Zeigen Sie ihnen positive Nachrichtenquellen wie zum Bespiel goodnews.eu oder alternative Aktivitäten, die sie anstatt des Nachrichtenkonsums ausüben können.
  5. Technische Unterstützung: Begrenzen Sie die Bildschirmzeit auf dem Smartphone. Installieren Sie auf dem Tablet eventuell Apps oder Browser-Erweiterungen, die dabei helfen, die Nutzungsdauer von Nachrichten-Websites zu limitieren.
  6. Gemeinsame Aktivitäten: Verbringen Sie Zeit mit Ihren Eltern bei Aktivitäten, die nichts mit Medienkonsum zu tun haben, um die Bindung zu stärken und ihnen andere Wege zur Freizeitgestaltung zu zeigen.

Und was können Sie tun gegen Doomscrolling?

Ertappen Sie sich dabei, wie auch Sie jeden Tag stundenlang negative Nachrichten lesen? Um dem entgegenzuwirken, können Sie verschiedene Strategien anwenden:

  • Bewusste Nutzung: Legen Sie bestimmte Zeiten fest, in denen Sie Nachrichten konsumieren, und beschränken Sie Ihre Bildschirmzeit.
  • Mediendiversifizierung: Führen Sie bewusst positive und konstruktive Inhalte in Ihr digitales Leben ein, indem Sie zum Beispiel inspirierende Blogs besuchen.
  • Achtsamkeit üben: Seien Sie sich Ihrer Gefühle beim Konsum von Nachrichten bewusst und reflektieren Sie darüber, wie diese Inhalte Ihre Stimmung beeinflussen.
  • Soziale Unterstützung: Sprechen Sie mit Freunden oder der Familie über Ihre Sorgen bezüglich des Weltgeschehens, statt sich nur online zu informieren.
  • Aktive Pause: Legen Sie bewusste Pausen von digitalen Geräten ein und widmen Sie sich anderen Aktivitäten wie Lesen, Spaziergängen oder Hobbys.
  • Informationshygiene: Wählen Sie sorgfältig aus, welche Nachrichtenquellen Sie nutzen, und bevorzugen Sie solche, die zuverlässige und ausgewogene Informationen bieten.

Was ist das Gegenteil von Doomscrolling?

Das Gegenteil von Doomscrolling wird als Gleefreshing bezeichnet werden. Dabei liegt der Fokus auf dem bewussten Konsum von positiven, inspirierenden oder hoffnungsvollen Inhalten im Internet. Anstatt sich in einem endlosen Strom negativer Nachrichten zu verlieren, suchen und teilen Personen aktiv Inhalte, die Freude, Hoffnung und allgemeines Wohlbefinden fördern.

Der Begriff Gleefreshing stammt aus einem Artikel von Heather Schwedel, einer Autorin des US-amerikanischen Onlinemagazins «Slate». Sie prägte den Begriff auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter), um das Erlebnis zu beschreiben, soziale Medien und Nachrichtenseiten mit einem Gefühl der Freude und Erwartung zu aktualisieren, insbesondere nach der Ankündigung eines neuen Präsidenten und Vizepräsidenten in den USA.

Weitere Artikel in Aktivitäten

Aktuelle Artikel

Beliebte Artikel