Altersdepression: Wenn die Eltern niedergeschlagen und antriebsschwach sind
Mit zunehmendem Alter werden Menschen oft niedergeschlagen, traurig und antriebsschwach. Altersdepressionen können durchaus gut behandelt werden; allerdings werden sie häufig nicht erkannt. Wichtig ist deshalb, ältere Menschen dazu zu ermutigen, die Symptome beim Arzt abzuklären. Wie sich eine Altersdepression äussert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Altersdepression – das Wichtigste in Kürze:
- Altersdepression bezeichnet eine Depression ab einem Alter von 65 Jahren. Wie unterscheidet sie sich von anderen Depressionen?
- Demenz und Altersdepression sind zwei unterschiedliche Krankheitsbilder, haben aber ähnliche Symptome. Das sind die Unterschiede
- Zu den Symptomen gehören Niedergeschlagenheit, Energielosigkeit, sozialer Rückzug, Grübeleien und Klagen über körperliche Beschwerden. Alle Symptome
- Altersdepression lässt sich gut behandeln. Dabei spielen Psychopharmaka eine wichtige Rolle. Mögliche Therapien
Eine Altersdepression, also eine depressive Verstimmung oder Depression im Alter, ist oft nicht leicht zu erkennen. Körperliche Beschwerden überlagern oft ihre Symptome wie Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Antriebsarmut. Doch eine Behandlung kann das Leben der Betroffenen entscheidend verbessern.
Definition: Was versteht man unter einer Altersdepression?
Der Begriff Altersdepression bezieht sich auf eine Depression ab einem Alter von 65 Jahren. Sie unterscheidet sich von anderen Depressionen darin, dass zunächst körperliche Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindelanfälle oder Magen-Darm-Beschwerden dominieren. Die Symptome der Depression wie Niedergeschlagenheit und Antriebsschwäche fallen daneben oft kaum auf.
Unterscheidung zwischen Demenz und Altersdepression
Demenz und Altersdepression sind zwei unterschiedliche Krankheitsbilder. «Oft aber überlappen sich die Symptome: Jemand mit einer manisch-depressiven Erkrankung wird diese bei einer Altersdemenz behalten», so äussert sich Prof. Gabriela Stoppe, seit 2003 Titularprofessorin für Psychiatrie und Psychotherapie, auf der Internetseite der Universität Basel. «Bei rund 30 bis 40 Prozent der Demenzkranken treten in der Anfangsphase depressive Beschwerden wie Rückzug, Interessenverlust und Antriebslosigkeit auf.» Umgekehrt können Menschen mit Depressionen geistig beeinträchtigt sein, indem sie sich nur schlecht konzentrieren und Dinge vergessen.
Altersdepression Symptome
Sie denken darüber nach, ob Ihre Mutter oder Ihr Vater an einer Depression im Alter erkrankt ist? Diese Symptome können darauf hinweisen und sollten ärztlich untersucht werden:
- Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust: Eine Person mit Depression im Alter hat zu Tätigkeiten und Freizeitbeschäftigungen, die früher Spass machten, wenig oder keine Lust mehr.
- Rückzug: Sie hält sich mehr und mehr zu Hause auf. Zu Treffen mit anderen kann sie sich immer weniger motivieren.
- Energielosigkeit, Antriebsarmut: Auch Aufgaben, die dringend erledigt werden müssen, bleiben liegen.
- Vernachlässigung: Einer Person mit Altersdemenz fällt es schwer, den eigenen Körper zu pflegen und sich sinnvoll zu ernähren.
- Grübeleien, Traurigkeit: Gedanken, die geäussert werden, sind negativer Art.
- Klagen über unspezifische körperliche Beschwerden: Menschen mit Altersdepression leiden oft unter körperlichen Beschwerden, für die sich keine spezifische Ursache finden lässt – wie Schmerzen, Schwindel, Magenbeschwerden, Übelkeit und Appetitlosigkeit, Schlaf- und Gedächtnisstörungen.
Welche Faktoren begünstigen die Entstehung einer Depression im Alter?
1 Eine allgemeine Veranlagung zur Depression ist laut der Psychiatrie St. Gallen Nord eine der Ursachen für Altersdepression. Das heisst, wer bereits eine Depression hatte oder depressive Familienmitglieder hat, ist eher gefährdet zu erkranken.
2 Körperliche Beschwerden können sich psychisch niederschlagen. Denn Rückenschmerzen, Schwindel, Übelkeit und andere Leiden machen das Leben schwer und begünstigen damit Depression im Alter.
3 Vor allem dann, wenn die Selbstständigkeit im Alltag verloren geht, hadern Menschen mit dem Leben. Ein Schlaganfall kann zum Beispiel dazu führen, dass Lähmungen entstehen, die es unmöglich machen, das zu tun, was bisher Freude machte.
4 Mit zunehmendem Alter wird ausserdem oft die Einsamkeit grösser, wenn Freunde oder der Partner sterben. Auch der Verlust geliebter Menschen begünstigt die Entstehung einer Depression im Alter. Geh-, Seh- und Hörstörungen können zudem das soziale Leben stark einschränken.
5 Laut Pro Senectute ist jede achte Person im Alter von Armut betroffen. Altersarmut greift die Psyche an.
Wie äussert sich eine Altersdepression?
Eine Altersdepression kann sich also durch Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Energielosigkeit, Antriebsarmut, sozialen Rückzug, Grübeleien und unspezifische körperliche Beschwerden äussern. Dennoch werden Altersdepressionen oft nicht erkannt. Der Grund liegt darin, dass sie häufig dem fortschreitenden Alter zugeschrieben werden. Wird eine Depression jedoch nicht behandelt, kann sie chronisch werden.
«Altersdepressionen sind oft nicht leicht zu erkennen und können vielfältige Ursachen haben», so äussert sich PD Dr. Dr. Ulrich Michael Hemmeter, Chefarzt Alters- und Neuropsychiatrie der Psychiatrie St. Gallen Nord. «Eine schnelle und konsequente Behandlung führt in vielen Fällen zu einer guten bis sehr guten Besserung der Symptome.»
Altersdepression Untersuchung
Wo kann man eine mögliche Altersdepression in der Schweiz abklären lassen? Der erste Weg führt zum Hausarzt. Hegt er einen Verdacht auf Altersdepression, verweist er die Patientin oder den Patienten an einen Gerontopsychiater und –psychotherapeuten. Dort findet zunächst ein Gespräch statt, bei dem die Fachkraft die Lebens- und Stimmungslage, die Beschwerden, auch körperliche Einschränkungen und Krankheiten abfragt. Anschliessend folgen Untersuchungen, die körperliche Leiden und Demenz als Ursache für die Niedergeschlagenheit ausschliessen. Dazu gehören zum Beispiel Blutuntersuchungen, und bildgebende Verfahren wie EEG und MRT.
Altersdepression Behandlung
Psychotherapie ist ein wichtiger Pfeiler der Behandlung einer Altersdepression. Darüber hinaus spielen Antidepressiva eine grundlegende Rolle. Wichtig ist aber auch, die Lebenssituation zu verbessern, zum Beispiel durch ein Training der Alltagsaktivitäten und eine soziale Aktivierung. Es gilt, einen Weg zurück in ein aktives und möglichst selbstbestimmtes Leben zu finden. Körperliche Erkrankungen müssen ebenfalls gezielt behandelt werden, um eine bessere Lebensqualität zu erzielen.
Ist Altersdepression heilbar?
Altersdepression lässt sich lindern. Die Symptome klingen dann auf ein Mass ab, das ein gutes Leben ermöglicht. In vielen Fällen aber muss zunächst nach dem individuell wirksamen und verträglichen Antidepressivum gesucht werden.
Welche Medikamente helfen bei Altersdepression?
Welche Psychopharmaka verschrieben werden, hängt vom individuellen Fall an. Wichtig ist zum Beispiel, mögliche Wechselwirkungen zwischen dem Antidepressivum und den Medikamenten, die der Patient bereits wegen anderer Erkrankungen einnimmt, zu beachten.
Tipps für Angehörige
Angehörige können Betroffene unterstützen, indem sie ihren Blick auf die Symptome einer Altersdemenz schärfen. Fällt ihnen Traurigkeit und Niedergeschlagenheit über einen längeren Zeitraum auf, ist es wichtig, die Betroffenen zu ermuntern, mit dem Hausarzt darüber zu sprechen. Hilfreich sind Verständnis und Geduld. Möglich ist es auch, sich selbst Hilfe zu holen, zum Beispiel psychotherapeutische Unterstützung. Angehörige können sich auch an eine Selbsthilfegruppe wenden.