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Erzählcafés in der Schweiz: Gemeinschaft stärken und Erfahrungen teilen

Gemeinschaft aufbauen, Geschichten erzählen und Erinnerungen würdigen: Erzählcafés sind in der Schweiz ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens. Ob persönliche Erlebnisse, berufliche Herausforderungen oder familiäre Ereignisse – die Themen sind sehr vielfältig. In diesem Artikel erfahren Sie, was ein Erzählcafé ist, wie man es plant und wo es die nächsten Erzählcafés gibt.

Eine Gruppe Seniorinnen sitzt am Tisch und lacht.
Erzählcafés dienen dem Austausch von Erfahrungen und dem Zuhören – dabei kann es auch richtig lustig werden. © Cecilie_Arcurs / iStock / Getty Images Plus

Erzählcafés – das Wichtigste in Kürze:

Erzählcafés sind in der Schweiz beliebt, insbesondere in Altersheimen, aber auch in öffentlichen Einrichtungen und Gemeinden. Diese Veranstaltungen sind eine wertvolle Gelegenheit, um eine Gemeinschaft aufzubauen, Geschichten zu erzählen und die persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen der Teilnehmenden zu würdigen.

Diese Veranstaltungen in Altersheimen ermöglichen älteren Menschen, ihre Lebensgeschichten zu teilen. Durch die wertvollen Einblicke in das Leben anderer werden Freundschaften geknüpft und man fühlt sich weniger isoliert und vergessen.

Wie funktioniert die Methode Erzählcafé in der Schweiz?

Ein Erzählcafé ist ein informelles Treffen, bei dem Menschen ihre Lebensgeschichten und Erfahrungen miteinander teilen. In der Schweiz finden Erzählcafés oft in öffentlichen Bibliotheken, Gemeindezentren oder anderen öffentlichen Orten wie Altersheimen statt.

Dabei kommen Menschen unterschiedlichen Alters, Hintergründen und Lebenserfahrungen zusammen, um miteinander zu sprechen und zuzuhören. Teilnehmende haben die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen und sich mit anderen auszutauschen.

Das Ziel eines Erzählcafés besteht darin, Gemeinschaft und Verständnis zwischen den Teilnehmenden zu fördern und die Kunst des Zuhörens zu kultivieren. Man kann seine eigenen Erfahrungen einbringen, um anderen zu helfen, die mit ähnlichen Herausforderungen oder Lebenssituationen konfrontiert sind. Ein solches Gespräch kann dazu beitragen, ein tieferes Verständnis und Respekt füreinander und die Unterschiede zu entwickeln.

In der Schweiz werden Erzählcafés häufig von einer moderierenden Person geleitet, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre Geschichten zu erzählen und dass der Austausch respektvoll und offen bleibt. Die Gespräche sind in der Regel vertraulich und die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, anonym zu bleiben.

Erzählcafés in Altersheimen

Erzählcafés sind in Altersheimen in der Schweiz verbreitet, da sie eine wunderbare Möglichkeit bieten, älteren Menschen einen Raum zu geben, in dem sie ihre Geschichten und Erfahrungen teilen. Ältere Menschen fühlen sich in Altersheimen häufig isoliert und einsam, insbesondere wenn sie nicht mehr in der Lage sind, an Aktivitäten teilzunehmen oder das Haus zu verlassen. Auch wenn sie nicht häufig Besuch erhalten, fühlen sie sich von der Welt abgeschnitten.

Erzählcafés holen sie dort ab. Sie bieten älteren Menschen einen sicheren Raum, in dem sie ihre Lebenserfahrungen erzählen können. Durch das Teilen von Geschichten können die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in das Leben anderer gewinnen und sich gegenseitig unterstützen. Sie können auch neue Freundschaften knüpfen.

Ausserdem können Erzählcafés dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der älteren Menschen zu verbessern. Studien haben gezeigt, dass soziale Interaktionen und die Teilnahme an Gruppenaktivitäten die geistige und körperliche Gesundheit älterer Menschen verbessern können. Diese Zusammenkünfte sind eine Möglichkeit, diese positiven Auswirkungen zu fördern.

Die Grafik zeigt eine Frage.
© meineEltern.ch

Themen eines Erzählcafés: viel Biographiearbeit

Die Themen eines Erzählcafés können sehr vielfältig sein und hängen oft von den Interessen und Erfahrungen der Teilnehmenden ab. Mögliche Themen sind:

Kindheit

Die Teilnehmenden können über ihre Kindheit und Jugendzeit sprechen, ihre Erinnerungen und Erfahrungen teilen und darüber sprechen, wie ihre Erziehung und ihre Familienbeziehungen sie geprägt haben.

Reisen

Die Teilnehmenden reden über erlebte Reisen, unabhängig davon, ob sie ihren Aufenthalt im Inland oder im Ausland verbracht haben.

Berufliche Erfahrungen

Teilnehmende können über ihre Berufserfahrungen sprechen, ihre Karrieren, Herausforderungen und Erfolge mit den anderen teilen.

Gesellschaftliche Themen

Es können Themen besprochen werden, die die Gesellschaft betreffen, wie z.B. Gleichberechtigung, Integration von Minderheiten, Umweltschutz oder politische Fragen.

Gesundheit und Wohlbefinden

Die Teilnehmenden können über ihre Erfahrungen mit körperlicher oder geistiger Gesundheit, Prävention und Selbstfürsorge sprechen.

Kulturelle und historische Erfahrungen

Die Personen können über ihre kulturellen Hintergründe sprechen und ihre Erfahrungen und Traditionen den anderen mitteilen.

Persönliche Interessen

Es können Themen besprochen werden, die die Teilnehmenden persönlich interessieren, wie z.B. Kunst, Literatur, Musik, Kochen oder Handwerk.

Erzählcafés: Privatsphäre und Emotionen

Während es wichtig ist, eine offene Diskussion zu ermöglichen, ist es auch entscheidend, sicherzustellen, dass die Privatsphäre der Teilnehmenden respektiert wird.

Privatsphäre: Einige Personen könnten sich unwohl fühlen, wenn sie persönliche Details über ihr Leben teilen und möchten möglicherweise nicht, dass ihre Geschichten mit anderen geteilt werden.

Gruppendynamik: Je nach Gruppendynamik kann es schwierig sein, alle Teilnehmenden gleichermassen zu Wort kommen zu lassen. Einige Personen könnten dominieren, während andere sich möglicherweise nicht trauen, ihre Meinungen und Geschichten mitzuteilen.

Sensibilität: Einige Geschichten, die in einem Erzählcafé geteilt werden, könnten sehr sensibel oder emotional sein. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Teilnehmenden unterstützt werden und dass es professionelle Unterstützung gibt, falls jemand Hilfe benötigt.

Wo in der Schweiz gibt es Erzählcafés?

In der Schweiz gibt es viele Orte, an denen Erzählcafés angeboten werden:

  • Bibliotheken
  • Gemeindezentren
  • Altersheime
  • Museen und andere kulturelle Einrichtungen

Erzählcafés in Zürich, Bern und Kreuzlingen

Das Netzwerk Erzählcafé Schweiz liefert Informationen über Erzählcafés im Allgemeinen. Besucherinnen und Besucher können hier erfahren, welche Veranstaltungen in der Schweiz stattfinden. Beispiele für Erzählcafés:

Zürich

Die Römisch-Katholische Pfarrei Guthirt in Zürich organisiert regelmässig ein Erzählcafé und richtet sich an Menschen jeden Alters. Es konzentriert sich auf verschiedene Themen. Die Teilnehmenden können hier ihre Geschichten erzählen und anderen zuhören, um Verständnis und Empathie zu fördern.

Bern

Das Erzählcafé in der Bibliothek Münstergasse der Universität Bern ist eine monatliche Veranstaltung, die sich an Menschen jeden Alters und Hintergrunds richtet. Die Teilnehmenden können hier ihre Lebensgeschichten teilen und anderen zuhören, um Verständnis und Gemeinschaft zu fördern.

Kreuzlingen

Der Verein Alzheimer-Thurgau organisiert regelmässig das Café Vergissmeinnicht in Kreuzlingen TG, das sich an Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen richtet. Nach Lust und Laune werde gespielt, miteinander Kaffee getrunken und geplaudert, heisst es auf der Webseite.

Erzählcafé planen: So geht man vor

Sie wollen ein Erzählcafé planen? Einige Tipps:

  • Thema und Zielgruppe: Zunächst sollte man das Thema und die Zielgruppe für das Erzählcafé definieren. Gibt es ein aktuelles Ereignis oder einen besonderen Anlass, an den das Erzählcafé angepasst werden kann?
  • Ort und Zeit: Das Erzählcafé sollte an einem Ort stattfinden, an dem sich die Teilnehmende wohlfühlen und sicher sind, und zu einer Zeit stattfinden, die für alle praktisch ist. Der Veranstaltungsort sollte für alle zugänglich sein. Man sollte sicherstellen, dass er barrierefrei ist.
  • Werbung: Um Teilnehmende zu finden, kann man Werbung für die Veranstaltung machen. Man kann Inserate in lokalen Zeitungen, Plakate und sozialen Netzwerken nutzen, um die Veranstaltung zu bewerben. Zudem sollte man eine Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen wie Bibliotheken oder Seniorenheimen in Betracht ziehen, um die Veranstaltung zu fördern.
  • Moderation: Die Moderation sollte von einem erfahrenen Moderator oder Moderatorin geleitet werden, der das Gespräch leiten und eine offene und unterstützende Atmosphäre schaffen kann. Es ist wichtig, dass die Person die Themen und die Zielgruppe versteht und die Teilnehmenden ermutigt, ihre Geschichten und Erfahrungen zu teilen. Es gibt viele Organisationen in der Schweiz, die sich auf Freiwilligenarbeit spezialisiert haben. Vielleicht können sie Moderatoren und Moderatorinnen zur Verfügung stellen. Beispiele für die Organisationen sind die Pro Senectute, die Caritas oder die Samariter Schweiz.
  • Technische Ausrüstung: Für das Erzählcafé kann es wichtig sein, dass eine technische Ausrüstung vorhanden ist, um z.B. Präsentationen oder Audioaufnahmen zu unterstützen.
  • Feedback sammeln: Nach dem Erzählcafé kann man ein Feedback von den Teilnehmenden sammeln, um herauszufinden, was gut funktioniert hat und wo Verbesserungen vorgenommen werden können.

Braucht es ein Mikrophon?

Für ein Erzählcafé wird keine umfangreiche technische Ausrüstung benötigt. Das Ziel ist es, eine warme und einladende Atmosphäre zu schaffen, in der sich Menschen wohlfühlen. Einige grundlegende technische Hilfsmittel können hilfreich sein, um sicherzustellen, dass die Teilnehmenden  gut zu hören und zu verstehen sind.

In einem grossen Raum oder in einem lauten Umfeld kann ein Mikrofon dazu beitragen, dass alle Teilnehmende gehört werden können. Es gibt einfache drahtlose Mikrofone, die man an der Kleidung befestigen kann, oder auch Handmikrofone. Wenn man ein Mikrofon benutzt, sollten auch Lautsprecher vorhanden sein.

Ein digitales Aufnahmegerät oder ein Smartphone können die Geschichten aufnehmen und archivieren. Die Teilnehmenden sollten vorab jedoch um Erlaubnis gebeten werden, ihre Geschichten aufzeichnen zu dürfen. Wenn man Bilder oder Videos zeigen möchte, kann man einen Beamer oder einen Fernseher verwenden. Um das Erzählcafé online stattfinden zu lassen, benötigt man einen Internetzugang und eine Plattform für Video- oder Audiokonferenzen.

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