Pflege

Pflegende Angehörige stemmen den Löwenanteil der Betreuung

Jährlich werden in der Schweiz mehr als 41 Millionen Stunden von Menschen aufgewendet, um ihre Angehörigen zu betreuen. Es ist wichtig, sich Zeit für die Freizeit zu nehmen, um nicht von Arbeit überwältigt zu werden. Hinzu kommt, dass die Pflegetätigkeit mit zunehmendem Alter an Umfang zunimmt. Für diese Arbeit können Pflegende verschiedene Hilfeangebote in Anspruch nehmen.

Die Betreuung zu Hause durch Angehörige ist zeitaufwendig.
Wer seine Eltern pflegt, macht die Pflege zu einer intensiven Lebensaufgabe. © FG Trade / E+

Pflegende Angehörige – das Wichtigste in Kürze:

Viele Angehörige kümmern sich in der Schweiz intensiv um ihre alternden Verwandten. Sie kaufen ein, kümmern sich um Haus und Garten, helfen beim An- und Ausziehen, organisieren Mahlzeitendienste, achten auf die Einnahme der Medikamente, beantragen Hilfsmittel, begleiten bei Arztbesuchen und beteiligen sich aktiv an der körperlichen Pflege. Da die Arbeit mit der Zeit meist wächst, müssen sie sich vor Überforderung schützen. Wichtig ist es deshalb, Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Welche Aufgaben übernimmt eine Pflegeperson?

Betreuende Bezugspersonen spielen bei der Versorgung älterer Menschen zu Hause eine entscheidende Rolle. «Angehörige leisten in der Schweiz jährlich mehr als 41 Millionen Stunden Betreuungsarbeit», berichtet Nadine Bischof Loser, Leiterin des Fachbereiches Sozialberatung bei Pro Senectute Schweiz. Damit übernehmen sie nicht nur den Löwenanteil der Betreuungsaufgaben. Sie entlasten auch das Gesundheitssystem finanziell. Nadine Bischof Loser: «In Geld gemessen entspricht dies einer Leistung von 81 Milliarden Franken – pro Jahr.»

Welche Probleme haben pflegende Angehörige?

Am Anfang braucht die Mutter oder der Vater, der Onkel oder die Tante vielleicht nur wenig Unterstützung. Doch die Hilfsbedürftigkeit kann mit zunehmendem Alter steigen. Und genau darin besteht die besondere Herausforderung bei der Betreuung von Angehörigen. «Die Betreuung älterer Menschen erfordert ein langfristiges Engagement, das sich fortlaufend verändert», betont Nadine Bischof Loser.

Wie kann man pflegende Angehörige entlasten?

Wichtig ist deshalb für pflegende Angehörige, nicht nur gut auf die alternden Angehörigen zu achten, sondern die Aufmerksamkeit auch auf sich selbst zu richten. Eigene Interessen weiterzuverfolgen und Hobbys nachzugehen, seien Möglichkeiten, Kraft zu tanken, so Nadine Bischof Loser. Wer pflegende Angehörige entlasten möchte, kann ihnen zum Beispiel zuhören und mit ihnen über ihre Situation sprechen. Das hilft ihnen zu reflektieren, wo ihre eigenen Grenzen liegen.

Was bekommt man, wenn man einen Angehörigen pflegt?

Das neue Bundesgesetz befasst sich mit der Verbesserung der Vereinbarkeit von Job und Angehörigenbetreuung. Das Gesetz kommt betreuenden Angehörigen in einigen Punkten entgegen. So wird der Lohn weiterhin bezahlt, auch wenn man für kurze Zeit nicht arbeiten kann. Doch ausreichend seien die gemachten Schritte für die Betreuung von älteren Menschen nicht, bemängelt Nadine Bischof Loser. «Sie beziehen sich nur auf Kurzurlaube von bis drei Tagen zur Bewältigung von Notsituationen», begründet sie ihre Kritik. Deshalb fordert sie entschädigte Betreuungsurlaube für ältere Menschen und die Förderung von Entlastungsangeboten wie Tagesstätten, Hilfsdienstleistungen für Zuhause oder Coachings. Da die betreuenden Angehörigen selbst oft im Pensionsalter seien, sei eine konkrete Entlastung notwendig, um einer physischen und psychischen Überforderung der pflegenden Angehörigen entgegenzuwirken.

Finanzielle Hilfen bieten unter anderem:

Wie kann man die Betreuung von älteren Angehörigen und das Berufsleben miteinander vereinen?

Betreuende Angehörige brauchen auch Unterstützung. Wer versucht, die herausfordernde Betreuung allein zu stemmen, muss aufgrund der hohen Doppelbelastung oft seine Erwerbstätigkeit zeitlich reduzieren. «Das führt zusubstanziellen finanziellen Einbussen und schliesslich zu einer kleineren Rente aus der beruflichen Vorsorge und tieferen AHV-Leistungen», sagt Nadine Bischof Loser. Sie warnt: «Konkret erhöht die Doppelbelastung also das Risiko für Altersarmut.»

Was gibt es für Entlastungsangebote für pflegende Angehörige?

Wer Betreuungsaufgaben und Berufsleben besser miteinander vereinen möchte, sollte die Unterstützungsangebote nutzen, die es in der Region gibt. Das können Beratung, Coachings, Mahlzeiten-, Fahr-, Administrations- oder Reinigungsdienste sein. Ansprechpartner sind die knatonalen Pro Senectute Organisationen und andere gemeinnützige Verbände.

Tipps, um selber mit der Situation klar zu kommen

Wie können sich pflegende Angehörige vor Überlastung schützen? Was können sie tun, um von den Herausforderungen der langfristigen Betreuung eines Angehörigen nicht überrascht zu werden? «Wichtig ist, sich frühzeitig mit den Betreuungsaufgaben auseinanderzusetzen und die eigenen Ressourcen zu kennen und aufzubauen, damit die betreuenden Bezugspersonen bei ihrer wichtigen Aufgabe nicht selbst erkranken», weiss Nadine Bischof Loser aus Erfahrung. Sie rät deshalb, Beratungsangebote schon frühzeitig anzunehmen.

Weitere Artikel in Pflege

Aktuelle Artikel

Beliebte Artikel