Enterale Ernährung: Nährstoffversorgung per Sonde
Wenn Menschen keine Nahrung mehr zu sich nehmen können, kann enterale Ernährung ihnen helfen. Dabei fliesst Flüssignahrung durch eine Sonde in den Magen-Darm-Trakt. Der Vorteil: Magen und Darm verdauen weiterhin Nahrung. Ob diese Ernährungsart nötig ist, verordnet der Arzt. Die enterale Ernährung kann sowohl zu Hause durch Spitex-Angestellte, durch Pflegende im Pflegeheim oder im Spital durch Pflegekräfte erfolgen. Wer ist betroffen? Das erfahren Sie in diesem Artikel.
Enterale Ernährung – das Wichtigste in Kürze:
- Bei der enteralen Ernährung handelt es sich um eine künstliche Ernährung über eine Sonde. Zur Definition.
- Es gibt Krankheiten, die eine Sondenernährung notwendig machen. Welche Krankheiten sind es?
- Enterale Ernährung hält den Darm aktiv und damit intakt. Wieso das wichtig ist.
Wenig Appetit? Schwierigkeiten, das Essen zum Mund zu führen? Schluckbeschwerden? All das kann dazu führen, dass ältere Menschen zu wenig Nährstoffe zu sich nehmen. Wie schön, wenn engagierte und liebevoll Betreuende das Essen verfeinern, hoch konzentrierte Trinknahrung beschaffen und bei der Nahrungsaufnahme unterstützen. «Erst wenn das nicht mehr hilft, kommt enterale Ernährung als Lösung gegen Nährstoffmangel in Betracht», sagt Christina Möltgen, Geschäftsführerin der Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz (GESKES).
Definition: Was ist enterale Ernährung?
Enterale Ernährung ist eine künstliche Ernährung, genauer eine Flüssigernährung über eine Sonde, also einen Schlauch. Dabei gelangt flüssige Kost in den Magen-Darm-Trakt. Die Schwerkraft oder eine Pumpe unterstützen den Nahrungsfluss.
Enterale Ernährung kann notwendig werden, wenn …
- ein Mensch aufgrund einer Erkrankung unfähig ist, genügend Nahrung aufzunehmen
- er den Verbrauch an Nährstoffen durch die normale Nahrungsaufnahme nicht decken kann.
Was ist enterale und parenterale Ernährung?
«Sowohl die enterale wie auch die parenterale Ernährung können den Nährstoffbedarf decken», heisst es in den Richtlinien der GESKES über künstliche Ernährung zu Hause. Was aber ist der Unterschied?
Essen per Schlauch
Bei der enteralen Ernährung führt ein Schlauch die Flüssignahrung zum Magen-Darm-Trakt. So können Magen und Darm ihre gewohnte Arbeit aufnehmen und die Nahrung verdauen.
Essen per Infusion
Bei der parentalen Ernährung gelangt eine Nährstofflösung durch eine Infusion direkt in die Blutbahn. Das Verdauungssystem wird nicht aktiv.
Enterale Ernährung – Indikation
Wer nicht so viel Nahrung aufnehmen kann, wie der Körper benötigt, erleidet eine Mangelernährung oder eine Unterernährung. «Sie erhöht das Risiko für Infektionen, das Auftreten von Dekubitus, vermindert die physische Mobilität und die Lebensqualität; sie ist ein unabhängiger Risikofaktor für Komplikationen bei vielen Erkrankungen», warnt die GESKES.
Christina Möltgen nennt Beispiele für Krankheiten, die eine enterale Ernährung notwendig machen:
- Dyshagie (Schluckstörungen)
- erhöhter Nährstoffbedarf wie zum Beispiel nach einer Krebserkrankung
- Bewusstlosigkeit
- Operation im Bereich der Speiseröhre
- Störungen bei der Nahrungsverwertung
- Bauchspeicheldrüsen-Entzündung
- Chronische entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
Vorteile der enteralen Ernährung
Ein entscheidender Vorteil der enteralen Ernährung gegenüber der parentalen Ernährung liegt darin, dass Magen und Darm weiterhin die Nahrung verdauen. «Heute ist der Anspruch, Patientinnen und Patienten nur kurzfristig parental, also intravenös, zu ernähren. Möglichst schnell soll auf die enterale Ernährung umgestellt werden», sagt Christina Möltgen. «Der Darm soll aktiv und intakt bleiben – das ist das Ziel.» Es sei immer wichtig, das menschliche System zu nutzen und zu stimulieren.
Komplikationen und Risiken bei enteraler Ernährung
Komplikationen gelten bei fachkundiger Verabreichung als gering. Infektionen treten vergleichsweise selten auf. Allerdings gibt es Erkrankungen, die eine enterale Ernährung unmöglich machen.
Trinknahrung: Sondentypen
Bei der enteralen Ernährung sind verschiedene Sondentypen im Einsatz sind. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen in ihrer Länge und ihrem Durchmesser.
Darüber hinaus gibt es folgende Gruppen von Sonden:
- Transnasale Sonden, die durch die Nase gehen, und transorale Sonden, die durch den Mund führen: Sie werden nur für einen kurzen Zeitraum genutzt.
- perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie-Sonden kurz PEG: Sie führen durch die Bauchdecke. Voraussetzung für ihren operativen Einsatz ist, dass die enterale Ernährung mindestens vier oder sechs Wochen notwendig wird.
Wer kann eine enterale Ernährung durchführen?
Grundsätzlich gilt: Der Arzt verordnet die enterale Ernährung. Sie kann danach sowohl zu Hause durch Spitex-Angestellte, im Pflegeheim oder im Spital durch Pflegekräfte erfolgen.