Fitness

Frühlingsmüdigkeit: die Natur verändert sich und der Körper passt sich an

Die Frühjahrsmüdigkeit kann jeden treffen. Ältere Menschen sind aber besonders anfällig, da sie sich weniger an der frischen Luft bewegen und dadurch weniger Sonnenlicht aufnehmen. Auch der Blutdruck und die körperliche Fitness spielen eine entscheidende Rolle bei der Frühjahrsmüdigkeit. Sie können Ihre Eltern dabei unterstützen, die zwei bis vier Wochen im Jahr, in denen die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, gut zu überstehen. Dann können auch Ihre Eltern wieder aufblühen und mit Freude am Leben teilnehmen.

Gerade nach dem Winter hat der Körper Mühe, sich auf die höheren Temperaturen einzustellen.
Nach dem Winter hat der Körper Mühe, sich auf die höheren Temperaturen einzustellen. © BraunS / E+

Frühlingsmüdigkeit – das Wichtigste in Kürze:

Ältere Menschen neigen dazu, weniger aktiv zu sein und sich in Phasen der Erschöpfung noch weniger zu bewegen. Dadurch wird die Frühjahrsmüdigkeit tendenziell verschlimmert, und ausserdem sinkt die körperliche Fitness der Menschen. Sowohl ein stabiler Kreislauf als auch ein Aufenthalt im Freien sind erforderlich, um sich besser zu fühlen. Sobald die Frühjahrsmüdigkeit als körperliche Anpassung an die Veränderungen der Natur und nicht als Krankheit begriffen wird, kann die Motivation steigen, wieder mit Freude aus dem Haus zu gehen und aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun.

Symptome: Wie macht sich Frühjahrsmüdigkeit bemerkbar?

Die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit hat neben der typischen Müdigkeit weitere Symptome wie Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Kreislaufbeschwerden. Ausserdem können Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen auftreten. Bei manchen Personen kommt es zudem zu einer Konzentrationsschwäche, die den Alltag erschwert. All diese Symptome führen schnell dazu, dass sich Ihre Eltern krank und unwohl fühlen. Dadurch werden auch Gewohnheiten wie Spaziergänge, die gerade zu dieser Zeit enorm wichtig sind, gerne hinten angestellt.

Ursachen: Warum ist man im Frühling so müde?

Nicht jeder Mensch empfindet die steigenden Temperaturen und die zunehmenden Sonnenstunden als körperliche Belastung. Die meisten älteren und fitteren Menschen bemerken keine oder kaum Veränderungen. Die Frühjahrsmüdigkeit ist keine eigenständige Diagnose, da es sich nicht um eine Krankheit handelt. Denn nicht nur die Natur verändert sich, sondern auch der Körper. Die Tage werden länger und wärmer, die Natur erwacht. Für den Körper bedeutet das, dass sich die Blutgefässe weiten und sich der Hormonhaushalt anpasst.

Welches Hormon ist schuld an der Frühjahrsmüdigkeit?

Die Wissenschaft hat inzwischen herausgefunden, dass – anders als lange Zeit vermutet – nicht etwa ein Nährstoffmangel die Ursache für die Erschöpfung im Frühjahr ist. Vielmehr ist es die Veränderung des Hormonspiegels beim Übergang vom Winter in die hellen Jahreszeiten und die Erweiterung der Blutgefässe durch die steigenden Temperaturen.

Da die Produktion des Glückshormons Serotonin vom Sonnenlicht abhängig ist, haben wir davon im Winter vergleichsweise wenig im Körper. Dies verschiebt das Hormongleichgewicht von Serotonin und Melatonin mehr in Richtung Melatonin, dem sogenannten Schlafhormon. Die Serotoninspeicher sind über den Winter geleert und müssen zu Beginn des Frühjahrs wieder aufgefüllt werden. Der Melatoninspiegel ist über das Jahr hinweg nur geringfügig schwankend. Dies führt dazu, dass die Müdigkeit tagsüber stark zu spüren und der Antrieb reduziert ist.

Serotonin einfach erklärt

Serotonin ist ein Botenstoff. Er sorgt dafür, dass in unserem Nervensystem Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten übermittelt werden. Er steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus, beeinflusst unseren Appetit, die Körpertemperatur und die Stimmung.  

Ein Mangel kann zu:

  • Antriebslosigkeit,
  • schlechter Laune,
  • gesteigerter Reizbarkeit,
  • Ängstlichkeit,
  • Heisshungerattacken,
  • einer verstärkten Schmerzwahrnehmung führen.

Was ist Melatonin und wie wirkt es?

Melatonin ist wichtig für gesunden Schlaf. Es ist der Gegenspieler des Stresshormons Cortisol. Während Cortisol den Körper wach hält, sorgt Melatonin dafür, dass der Körper zur Ruhe kommt. Sobald es draussen dunkel wirkt, produziert der Körper mehr Melatonin.  Die Körpertemperatur und der Blutdruck sinken, der Energieverbrauch wird gedrosselt.  Laut dem Universitätsspital Zürich leiden rund 25 Prozent der Erwachsenen an Schlafstörungen. Das ruft Anbieter von Melatoninprodukten auf den Plan. Aber in der Schweiz ist kein Melatonin-Produkt offiziell zugelassen. Apotheken beschaffen Melatonin aus dem Ausland, Produkte können auch in Amerika bestellt werden. Dort gilt Melatonin nicht als Medikament. 

Welche Vitamine helfen gegen Frühjahrsmüdigkeit?

Sie können den Serotoninspiegel durch eine ausgewogene Ernährung beeinflussen. Die direkte Aufnahme von Serotonin ist nicht möglich. Lediglich die Aufnahme der Aminosäuren Tryptophan und 5-HTP, die wichtige Vorstufen für die Serotoninproduktion sind, können den Serotoninspiegel im Körper erhöhen. Tryptophan und 5-HTP können über die Nahrung und als Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Besonders in Nüssen, Fisch, Kakao, Tofu, Eiern und Käse ist viel Tryptophan enthalten. Lebensmittel mit hohem Tryptophananteil müssen mit Kohlenhydraten wie Hafer kombiniert werden, da Insulin notwendig ist, um über diesen Weg den Serotoninspiegel zu erhöhen.

Für den Anstieg des Serotoninspiegels sind auch Vitamin B6, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren erforderlich. Zink kann ebenfalls eine unterstützende Wirkung auf die Nerven haben und die Konzentration fördern. Grundsätzlich sind in einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse alle wichtigen Nährstoffe enthalten. 

Kann man Serotonin «essen»?

Serotonin kommt in Lebensmittel wie Ananas, Pflaumen, Kiwi, Tomaten oder Bananen vor. Doch hier versteckt sich ein Missverständnis: Serotonin, das über die Nahrung aufgenommen wird, kann nicht die Blut-Hirn-Schranken passieren – es gelangt darum auch nicht in das entscheidende Hirnareal.

Bananen enthalten Serotonin und gilt darum als «Happy Food».
Bananen gelten als «Happy Food». © Couleur / Pexels

Wer ist von Frühjahrsmüdigkeit besonders betroffen?

Personen mit einem niedrigen Blutdruck und einer schlechten körperlichen Fitness sind besonders anfällig für Frühjahrsmüdigkeit. Jeder, der Probleme mit dem Kreislauf hat oder zu wenig in die Sonne geht, kann davon betroffen sein.

Neben der Umstellung des Hormonhaushalts durch den Wechsel von Regen und Sonne sowie die Temperaturschwankungen zu Jahresbeginn kann der Kreislauf durcheinander geraten. Hohe Temperaturen bewirken eine Erweiterung der Blutgefässe, wodurch der Blutdruck sinkt. Müdigkeit und Ermüdung sind die Folge. Der Körper reguliert ständig den Blutdruck, um auf die äusseren Bedingungen zu reagieren. Das wiederum führt dazu, dass der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt. Eine weitere Anstrengung, die für manche Menschen körperlich spürbar sein kann.

Was kann man tun gegen Frühjahrsmüdigkeit?

Es gibt viele Möglichkeiten, um die Frühjahrsmüdigkeit in den Griff zu bekommen. Am wichtigsten ist die regelmässige Bewegung draussen. Frische Luft und Tageslicht fördern den Kreislauf und die Produktion von Serotonin und Vitamin D im Körper. Durch diese Massnahme wird sowohl das Herz-Kreislauf-System gestärkt als auch der Hormonhaushalt ausgeglichen.

Bei einem Spaziergang in der Sonne sollte auf eine Sonnenbrille möglichst verzichtet werden, da der Körper das Licht über die Netzhaut der Augen aufnehmen muss, um Serotonin zu produzieren. Selbst wenn es bewölkt ist, kommen Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, sodass ein Spaziergang sich lohnt.

Mehr Serotonin im Körper bessert zudem die Laune. Ausserdem kann man mit einer Tageslichtlampe die Serotoninproduktion ankurbeln. Dies wirkt sich positiv auf die Müdigkeit und mögliche Stimmungsschwankungen aus.

Weitere Möglichkeiten, um aktiv etwas gegen die Frühjahrsmüdigkeit zu tun:

  • Genug Flüssigkeit trinken: mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Durch diese Massnahme wird die Müdigkeit verringert und der Blutdruck stabilisiert.
  • Saunagänge und Wechselduschen bringen den Kreislauf in Schwung. Ihre Eltern sollten mit einem Arzt besprechen, ob ihr Kreislauf stabil genug für derartige Anwendungen ist.
  • Ihre Eltern sollten auf den Mittagsschlaf verzichten, da dies den Körper dazu veranlassen würde, Melatonin zu produzieren. Die Müdigkeit würde sich also dadurch weiter verstärken.

Wie lange dauert die Frühjahrsmüdigkeit?

Der Körper benötigt in der Regel zwei bis vier Wochen, um sich an die längeren Tage und höheren Temperaturen zu gewöhnen. Wann die Frühjahrsmüdigkeit auftreten kann, ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich und kann variieren. In der Regel betrifft es den Zeitraum von Januar bis Mai.

Die Frühjahrsmüdigkeit sollte nach ungefähr einem Monat abklingen. Sobald sich der Körper an die Veränderungen der Natur angepasst hat, sollten sämtliche Symptome verschwinden. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man einen Arzt aufsuchen. Ebenso, wenn ähnliche Symptome zu anderen Jahreszeiten auftreten. Auch Erkrankungen wie Depressionen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen können sich durch Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Kreislaufprobleme bemerkbar machen.

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