Pflege

Fragen und Antworten rund um die Körperpflege bei Senioren 

Die Körperpflege ist in vielen Familien ein zentraler Bestandteil des Pflegealltags. Für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige ist  das  aber oft eine schwierige Situation. Schamgefühle, Rollenkonflikte und mangelnde Erfahrung  während der Körperpflege können sehr unangenehm sein. Doch das lässt sich vermeiden. Unsere praktischen Tipps vermitteln Ihnen wertvolles Pflegewissen.

Körperpflege ist auch im Alter wichtig.
Eine gute Körperpflege ist auch im Alter wichtig. © FredFroese / E+

Körperpflege – das Wichtigste in Kürze:

Eine gute Körperhygiene dient nicht nur dazu, Krankheiten zu vermeiden. Sie trägt auch zum Wohlbefinden bei. Wenn man sich selbst nicht mehr pflegen kann, kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt werden. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie bei der Körperpflege von Seniorinnen und Senioren achten müssen.

Definition: Was gehört zur täglichen Körperpflege von Senioren?

Zur individuellen Körperpflege gehören unter anderem Baden, Waschen, Duschen und die Haarpflege, die Mund-, Zahn- sowie Nagelpflege. Zu den Aufgaben zählen das An- und Ausziehen, das Lagern und das Betten. Vorbeugende Massnahmen gegen Wundliegen sind ein wichtiger Bestandteil der Pflege.

Was ist Körperpflege im Alter?

Körperpflege zählt zu den grundlegenden Bedürfnissen des Menschen. Sie sorgt für ein gutes Körpergefühl. Sie ist auch ein wichtiger Faktor für ein gesundes Hautbild. Es ist wichtig, sich gut zu pflegen, selbst wenn man alt wird. Auf den eigenen Körper achten und sich selbst zu pflegen, tut gut. Man fühlt sich wohl und behaglich. Ob Mann oder Frau - die meisten älteren Menschen bevorzugen die Selbstpflege ohne fremde Hilfe, und zwar auf privatem Niveau.

Herausforderungen in der Körperpflege

Wer pflegebedürftig ist, benötigt Hilfe bei der Körperpflege. Oftmals übernimmt die Familie die Pflegepflichten bei zu Hause lebenden Personen. Beide Seiten sind in einer unangenehmen Lage und es ist wichtig, dass man das versteht. Pflegebedürftige fühlen sich häufig unwohler als die pflegende Person.

Meistens sind es der Partner oder die eigenen Kinder, die bei der Pflege, dem Anziehen und beim Waschen mitanpacken. Nicht selten führen negative Gefühle wie Abhängigkeit, Scham oder Stolz zu Konflikten.

Sandra Schläfli, Koordinatorin Pflege und Betreuung Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Baselland, sagt: «Angehörige stehen den zu pflegebedürftigen Menschen sehr nahe. Ich erlebe es häufig in der Praxis, dass Klienten die Körperpflege verweigern. Es ist den Betroffenen unangenehm, wenn ein Familienmitglied 'übernimmt'. Sie verstehen oft nicht, warum die Angehörigen Druck auf eine 'bessere' Körperpflege machen. Das liegt häufig auch daran, dass die Beteiligten unterschiedliche Auffassungen zum Thema Körperpflege haben. Die Angehörigen delegieren die Körperpflege darum oftmals an uns oder die Spitex Schweiz ab. Ich denke, hier ist ein gesundes Abwägen wichtig. Ist die Körperpflege wirklich und dringend nötig? Vernachlässigt der Klient wirklich die Körperpflege oder ist es ausreichend, ihm lediglich eine kleine Teilwäsche anzubieten?»

Um Konflikte zu vermeiden, ist es hilfreich, sich in das Gegenüber zu versetzen. Als pflegender Angehöriger können Sie sich fragen:

  • Wie möchten Sie in dieser Situation behandelt und umsorgt werden?
  • Was trauen Sie sich zu?
  • Wo fühle ich mich nicht wohl?
  • Wie kann man die Situation gemeinsam gestalten?
  • Wie geht es dem Gegenüber?
  • Fühlt sich das Gegenüber wohl?

Achten Sie auf eine höfliche und respektvolle Sprache gegenüber den pflegenden Angehörigen. Behandeln Sie sie auch in unangenehmen Situationen mit Achtung und Würde. Selbst wenn sie sich in diesem Moment still verhält oder nicht weiss, wo sie sich befindet. Sorgen Sie aber auch gut zu sich und greifen Sie auf alle Entlastungsangebote zurück, auf die Sie als pflegende Person Anspruch haben.  Beispiele sind: häusliche Hilfe, Kurzurlaub oder Unterstützung aus der Familie. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über die Möglichkeiten, eine Überforderung zu vermeiden.

Welche Grundlagen sind bei der Körperpflege zu beachten?

Menschen, die unter Schmerzen oder einer Bewegungsbeschränkung leiden, benötigen eine geeignete Pflege. Pflegende müssen pflegebedürftige Personen fachgerecht behandeln. Die Teilnahme an einem Pflegekurs und die Anleitung durch eine Pflegekraft sind die notwendigen Grundlagen. In Pflegekursen lernen Sie unter anderem auch, wie Sie rückenschonend arbeiten.

Franziska Adam, wissenschaftliche Mitarbeiterin Bildung und Pflege von Spitex Schweiz,  sagt: «Solche Kurse vermitteln pflegenden Angehörigen hilfreiches Wissen nicht nur in der Pflege, sondern auch bezüglich Begleitung von kranken Menschen.» In solchen Kursen werde unter anderem  hygienisches Arbeiten, Techniken für die Mobilisation von Menschen sowie Wissen  über den Rollentausch vom Angehörigen zur pflegenden Angehörigen vermittelt. «Grundsätzlich sind solche Kurse für pflegende Angehörige unterstützend und können auch Sicherheit vermitteln, denn Pflege von Angehörigen kann anspruchsvoll sein», sagt Franziska Adam.

Spitex Schweiz, der nationale Dachverband von Spitex-Kantonalverbänden und weiteren Organisationen für professionelle Pflege und Unterstützung zu Hause, anerkennt folgende Kurse in der Pflegehilfe:

Lehrgang Pflegehelfende SRK www.redcross-edu.ch

Spitex Bracha GmbH www.spitex-bracha.ch

AsFam Schulung & Bildung www.asfam.ch

Zuhause-leben-Akademie www.zhl-akademie.ch

Arana Care www.aranacare.ch

Goldstück www.goldstueck.ch

Reden ist das A und O

Für pflegebedürftige Personen ist die Pflegesituation bereits eine grosse Herausforderung. Ihr Körper und ihre Gesundheit sind von anderen Familienangehörigen abhängig. Sie reagieren mit Abwehr, wenn sie sich unerwartet unter Kontrolle oder Bevormundung fühlen. Planen Sie den Tagesablauf gemeinsam. Die pflegebedürftige Person fühlt sich dadurch in ihrer Würde geachtet.

Lassen Sie sich beraten

Wenn sich die pflegebedürftige Person wiederholt wehrt, sollten Sie überlegen, welche Veränderungen Sie vornehmen können. Bei Demenzpatienten kann es vorkommen, dass Berührungen als unangenehm empfunden werden. Nehmen Sie die Gegenwehr nicht auf die leichte Schulter, sondern kontaktieren Sie professionelle Pflegefachkräfte, um geeignete Massnahmen zu besprechen. Franziska Adam sagt: «Es darf niemand zu einer Pflegeleistung gezwungen werden. Menschen mit Demenz zum Beispiel verstehen oft nicht, warum sie sich pflegen lassen sollen. Es ist wichtig auf die Bedürfnisse der zu pflegenden Personen einzugehen. Vielleicht möchte eine Person erst am Nachmittag duschen oder er hat seine Vorlieben beim Essen, usw. Es ist wichtig auf die Wünsche der Menschen einzugehen, sie möchten sich ernst genommen fühlen und mitbestimmen.»

Üben, üben, üben

Auch professionelle Pflegekräfte müssen die Körperpflege zuerst lernen. Wenn am Anfang nicht alles rund läuft, nehmen Sie es gelassen und mit Humor. Bei einem weiteren Mal wird die Sache besser laufen und für beide Seiten wird es leichter sein.

Tauschen Sie sich aus

Viele Pflegende erreichen irgendwann einen Punkt, an dem sie sich überfordert fühlen. Möchten Sie sich gerne mit anderen Pflegenden austauschen? Haben Sie Fragen oder benötigen konkrete Hilfestellungen für die Körperpflege? Ein Austausch mit anderen Pflegenden kann Wunder bewirken.

Sie können sich in Pflegekursen, Selbsthilfegruppen oder auf Facebook austauschen. Unter dem Stichwort «pflegende Angehörige» gibt es zahlreiche Gruppen.

Eine gute Körperpflege führt zu mehr Wohlbefinden – auch im Alter.
Eine gute Körperpflege führt zu mehr Wohlbefinden – auch im Alter. © Pexels / Castorly Stock

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Für eine gute Stimmung sorgen

Achten Sie auf eine freundliche Atmosphäre. Stellen Sie sich vor, was Sie selbst wichtig fänden. Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition statt auf starre Regeln. Sie können etwa die Raum- und Wassertemperatur angenehm halten, indem Sie die Vorhänge vor den Fenstern schliessen und die Fenster verschliessen.

Informieren

Erläutern Sie Ihrem Gegenüber jeden Schritt. Sagen Sie, welchen Körperteil Sie gleich einseifen werden. Decken Sie dabei nur das zu reinigende Körperteil auf. Ihr Gegenüber fühlt sich wohl und friert nicht.

Reden

Sprechen Sie während der Körperpflege über allgemeine Themen und vermeiden Sie es, die Pflegesituation zu thematisieren.

In welcher Reihenfolge gewaschen wird

Beginnen Sie die Körperpflege immer mit dem Gesicht, Hals und Ohren und arbeiten Sie sich dann am Körper entlang nach unten.

Mitmachen erwünscht

Ermutigen Sie die Angehörigen dazu, sich an der Wäsche zu beteiligen. Sie erhöhen dadurch ihr Selbstwertgefühl. Bei der Zahnpflege können Sie die Zahnpasta auf die Zahnbürste geben und die Angehörigen dazu auffordern, die Zähne selbst zu putzen. Verfolgen Sie nicht jede Handlung und tun Sie so, als wären Sie beschäftigt.  So fühlt sich der Angehörige weniger kontrolliert.

Reinigen Sie gründlich

Nach der Körperwäsche entfernen Sie alle Seifenrückstände mit einem feuchten Tuch. Trocknen Sie auch Hautfalten und Zwischenräume bei den Fingern und Zehen. Vergessen Sie nicht nachzufragen, ob die pflegebedürftige Person irgendwo noch abgetrocknet werden möchte.

Bleiben Sie aufmerksam

Beobachten Sie die Haut. Gereizte, feuchte oder vorgeschädigte Haut ist anfällig für Druckgeschwüre. Rötungen und Druckstellen können Hinweise für einen beginnenden Dekubitus sein. Wenn Sie etwas beobachten, informieren Sie den Hausarzt.

Legen Sie einen Zeitplan fest

Bitte nehmen Sie sich Zeit für die Körperpflege. Überlegen Sie sich aber auch, ob Sie jeden Tag die Füsse waschen müssen. Häufiges Waschen zerstört den Säureschutzmantel der Haut. Grundsätzlich ist die Haut von Senioren trockener und damit anfälliger. Bei Inkontinenz können aufsaugende Inkontinenzprodukte einen sicheren Hautschutz bieten etwa Windeln, Einlagen, Vorlagen oder Pants.

Vorlieben berücksichtigen

Berücksichtigen Sie stets die Vorlieben und Abneigungen Ihres Gegenübers sowie Ihre eigenen. Ist es ihrem Vater wichtig, dass seine Haare jeden Tag gewaschen werden? Sie sollten seinen Wunsch respektieren. Hatten Sie persönlich in der Vergangenheit Schwierigkeiten, nasse Haare zu berühren? Tragen Sie dann am besten Handschuhe.

Wie reinigt man trockene Haut?

Um trockene Haut zu reinigen und dabei ihre Gesundheit zu bewahren, ist es wichtig, einige spezifische Schritte zu befolgen, die die Haut nicht nur reinigen, sondern auch mit Feuchtigkeit versorgen und ihre Empfindlichkeit berücksichtigen. Eine Anleitung:

  1. Wähle einen sanften Reiniger: Für trockene und empfindliche Haut ist es wichtig, einen Reiniger zu wählen, der frei von aggressiven Chemikalien, Duftstoffen und Alkohol ist. Suchen Sie nach Produkten, die speziell für trockene oder empfindliche Haut formuliert sind. Diese Reiniger helfen, die Haut sauber zu halten, ohne ihre natürliche Ölbarriere zu entfernen.
  2. Lauwarmes Wasser verwenden: Beim Reinigen der Haut sollten Sie lauwarmes Wasser verwenden. Zu heisses Wasser kann die Haut weiter austrocknen, indem es die natürlichen Öle der Haut entfernt, was für die Erhaltung einer gesunden Haut wichtig ist.
  3. Sanft auftragen und abspülen: Massieren Sie den Reiniger sanft in kreisenden Bewegungen auf Ihr Gesicht. Dies hilft, Schmutz und Unreinheiten zu entfernen, ohne die empfindliche Haut zu reizen. Spülen Sie den Reiniger anschliessend mit lauwarmem Wasser ab und tupfen Sie die Haut sanft mit einem weichen Handtuch trocken, ohne zu reiben.
  4. Feuchtigkeit spenden: Unmittelbar nach der Reinigung ist es entscheidend, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Verwenden Sie eine Feuchtigkeitscreme, die speziell für trockene oder empfindliche Haut entwickelt wurde. Suchen Sie nach Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Ceramiden, die dabei helfen, die Feuchtigkeit in der Haut einzuschliessen und sie gesund zu erhalten.
  5. Schutz vor Umwelteinflüssen: Schützen Sie Ihre Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen, indem Sie täglich einen Sonnenschutz auftragen. UV-Strahlen können die Haut austrocknen und zu vorzeitiger Hautalterung führen. Ein Sonnenschutzmittel für empfindliche Haut ohne Duftstoffe und mit mineralischen Filtern kann die Haut schützen, ohne Irritationen zu verursachen.

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