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Wie geht man mit depressiven Menschen richtig um? 

Alle Menschen haben mal eine schlechte Zeit. Aber wenn die Stimmung bei Ihren Eltern zwei Wochen anhält, sie sich immer mehr zurückziehen, der Antrieb fehlt und sie vielleicht sogar nicht mehr aus dem Bett kommen, kann dies auf eine Depression hinweisen. Wie Sie sich verhalten sollten, wenn ein Elternteil erkrankt ist. 

Ein Senior sitzt auf dem Bett und blickt betrübt auf das Bett.
Depressive Menschen ziehen sich häufig zurück und sind abweisend. © Dean Mitchell/ E+

Umgang mit depressiven Menschen – das Wichtigste in Kürze:

  • Depression bei Senioren ist eine ernste psychische Erkrankung, die sich durch eine Reihe von Symptomen auszeichnet. Mehr erfahren
  • Depression kann sich in jedem Alter manifestieren, aber es gibt einige wichtige Unterschiede in der Art und Weise, wie sie sich bei jungen Menschen und älteren Erwachsenen äussert. Das sind die Unterschiede
  • Der Umgang mit einem depressiven Menschen erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis. Unsere Tipps
  • Bei der Kommunikation mit depressiven Menschen ist es wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein. Mögliche Beispielsätze
  • Depression ist eine komplexe psychische Erkrankung, und «Glücklich machen» kann nicht das unmittelbare Ziel sein. Was Sie tun können
  • Informieren Sie sich umfassend über das Krankheitsbild.  Mögliche Anlaufstellen

Eine Depression beeinflusst den Charakter eines Menschen. Ein Partner oder ein Elternteil, der früher lebenslustig war, wirkt plötzlich energie- und hoffnungslos. In solchen Situationen fühlen sich Angehörige oft überfordert. Sie fühlen sich schuldig, aber auch wütend. Wenn sich die Depression hinzieht, können sich die Angehörigen überlastet und erschöpft fühlen, weil sie viele Aufgaben den Betroffenen abnehmen müssen. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie mit der Situation und den Betroffenen umgehen sollten.

Definition: Wie äussert sich eine Depression bei Senioren?

Depression bei Senioren ist eine ernste psychische Erkrankung, die sich durch eine Reihe von Symptomen auszeichnet. Sie kann verschiedene Ursachen haben und sich von Depressionen bei jüngeren Menschen unterscheiden. 

Ältere Menschen mit Depression können Traurigkeit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Appetitverlust und Konzentrationsschwierigkeiten zeigen. Manchmal äussern sie sich weniger in Traurigkeit und mehr in körperlichen Beschwerden wie Schmerzen oder Verdauungsprobleme.

Umgang mit depressiven Menschen: Unterschiede zwischen Jung und Alt

Depression kann sich in jedem Alter manifestieren, aber es gibt einige wichtige Unterschiede in der Art und Weise, wie sie sich bei jungen Menschen und älteren Erwachsenen äussert. Diese Unterschiede können in Symptomen, Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätzen liegen. Hier sind einige der wesentlichen Unterschiede:

Symptome:

  • Junge Menschen: Depressionen bei jungen Menschen äussern sich häufig durch Traurigkeit, Reizbarkeit, sozialen Rückzug, Veränderungen im Schlaf- und Essverhalten, Konzentrationsprobleme und manchmal selbstverletzendes Verhalten.
  • Ältere Erwachsene: Bei älteren Erwachsenen kann Depression weniger offensichtlich sein. Sie neigen eher dazu, über körperliche Symptome wie Schmerzen, Müdigkeit oder Verdauungsprobleme zu klagen. Traurigkeit mag nicht immer im Vordergrund stehen; stattdessen können sie Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Gedächtnisprobleme und eine verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden, erfahren.

Ursachen und Risikofaktoren:

  • Junge Menschen: Hier spielen oft Faktoren wie genetische Veranlagung, Stress durch Schule oder Universität, Peer-Druck, Identitätskrisen, erste ernsthafte Beziehungen und vielleicht Missbrauch oder Traumata eine Rolle.
  • Ältere Erwachsene: Bei Senioren sind oft chronische Erkrankungen, der Verlust von nahestehenden Personen, Einsamkeit, der Übergang in den Ruhestand, körperliche Einschränkungen und Medikamentennebenwirkungen wichtige Faktoren.

Diagnose:

  • Junge Menschen: Bei ihnen wird eher auf Verhaltensänderungen, Leistungsabfall in der Schule oder Uni und sozialen Rückzug geachtet.
  • Ältere Erwachsene: Die Diagnose kann schwieriger sein, da sie ihre Symptome oft als normale Alterserscheinungen abtun und weniger bereit sind, über emotionale Probleme zu sprechen. Zudem können kognitive Beeinträchtigungen wie Demenz ähnliche Symptome zeigen.

Behandlungsansätze:

  • Junge Menschen: Bei ihnen liegt der Fokus oft auf Therapieformen, die auf ihr Alter und ihre Lebensphase abgestimmt sind, einschliesslich Familientherapie oder Gruppentherapie mit Gleichaltrigen.
  • Ältere Erwachsene: Die Behandlung muss oft sorgfältig auf eventuelle körperliche Erkrankungen und die Verwendung mehrerer Medikamente (Polypharmazie) abgestimmt werden. Zudem ist die Einbeziehung von sozialer Unterstützung und die Anpassung an eventuelle körperliche Einschränkungen wichtig.
Die Grafik zeigt eine Person mit einer Depression.
Depression kann sich in jedem Alter manifestieren. © ina9/  iStock /Getty Images Plus

Wie verhält man sich gegenüber einem depressiven Menschen?

Der Umgang mit einem depressiven Menschen erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis. Hier sind einige Tipps, die helfen können:

  1. Aktives Zuhören: Hören Sie zu, ohne zu urteilen oder sofortige Lösungen anzubieten. Zeigen Sie Verständnis und Empathie für ihre Gefühle.
  2. Unterstützung anbieten: Machen Sie deutlich, dass Sie für sie da sind. Bieten Sie praktische Hilfe an, z. B. bei der Organisation des Alltags oder bei Arztbesuchen.
  3. Ermutigen, professionelle Hilfe zu suchen: Motivieren Sie die Person vorsichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, falls sie das noch nicht getan hat. Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die oft professionelle Behandlung erfordert.
  4. Informieren und verstehen: Informieren Sie sich über Depression, um die Erkrankung besser zu verstehen. Dies hilft, Fehlvorstellungen und Stigmatisierung zu vermeiden.
  5. Geduldig sein: Veränderungen und Verbesserungen können Zeit brauchen. Zeigen Sie Geduld und Verständnis für den Heilungsprozess.
  6. Selbstfürsorge nicht vernachlässigen: Achten Sie auf Ihre eigene psychische Gesundheit. Unterstützen zu wollen, kann auch belastend sein. Sorgen Sie für ausreichend Ausgleich und eigene Entspannung.
  7. Vermeiden von Druck und Schuldzuweisungen: Vermeiden Sie es, Druck auszuüben oder die Person für ihre Depression verantwortlich zu machen. Depression ist eine Erkrankung, die niemand absichtlich herbeiführt.
  8. Positive Aktivitäten vorschlagen: Ermutigen Sie zu Aktivitäten, die Freude bereiten oder entspannend sind, ohne zu insistieren.
  9. Auf Warnzeichen achten: Seien Sie aufmerksam für Anzeichen einer Verschlimmerung oder Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid. In solchen Fällen ist schnelles Handeln erforderlich.
  10. Kommunikation aufrechterhalten: Auch wenn es schwierig sein kann, versuchen Sie, die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Selbst kleine Gesten können eine grosse Unterstützung sein.
Eine Tochter umarmt ihre Mutter.
Verständnis und Mitgefühl zu zeigen, ist im Umgang mit depressiven Menschen wichtig.  © AlexD75/E+

Welche Sätze helfen depressiven Menschen?

Bei der Kommunikation mit depressiven Menschen ist es wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein. Bestimmte Sätze und Aussagen können besonders hilfreich sein, um Verständnis und Mitgefühl zu zeigen. Hier sind einige Beispiele:

«Ich bin hier für dich.»

Dies zeigt, dass Sie bereit sind, Unterstützung zu bieten und dass die Person nicht alleine ist.

«Deine Gefühle sind gültig.»

Dies validiert die Erfahrungen und Gefühle der Person und zeigt, dass Sie diese ernst nehmen.

«Möchtest du darüber sprechen, oder soll ich einfach nur zuhören?»

Dies gibt der Person die Kontrolle darüber, wie sie interagieren möchte, und zeigt, dass Sie bereit sind, ihre Bedürfnisse zu respektieren.

«Es ist in Ordnung, sich nicht in Ordnung zu fühlen.»

Dies hilft, den Druck zu reduzieren, den die Person vielleicht empfindet, um «normal» zu wirken oder sich schnell besser zu fühlen.

«Es ist keine Schwäche, Hilfe zu suchen.»

Dies kann die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen reduzieren und die Person ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

«Du bist mir wichtig.»

Dies zeigt, dass Sie sich um die Person kümmern und ihr Wohlbefinden für Sie wichtig ist.

«Ich bin für dich da, egal was passiert.»

Dies vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und Beständigkeit.

«Wie kann ich dir helfen?»

Dies bietet praktische Unterstützung an, ohne aufzudrängen oder Annahmen darüber zu machen, was die Person benötigt.

«Du bist nicht alleine in diesem Kampf.»

Dies kann die Isolation, die viele depressive Menschen fühlen, verringern.

«Nimm dir die Zeit, die du brauchst.»

Dies zeigt Verständnis dafür, dass Genesung Zeit braucht und jeder sein eigenes Tempo hat.

Ein Senior verkleidet als Clown.
Viele wollen depressive Menschen «glücklich machen», doch das kann nicht das primäre Ziel sein. © Neyya/ iStock / Getty Images Plus

Wie macht man einen depressiven Menschen glücklich?

Bei dem Versuch, das Wohlbefinden einer depressiven Person zu verbessern, ist es wichtig, Empathie und Geduld zu zeigen. Depression ist eine komplexe psychische Erkrankung, und «Glücklich machen» kann nicht das unmittelbare Ziel sein. Stattdessen ist es hilfreicher, unterstützend und verständnisvoll zu sein. Aktives Zuhören, ohne zu urteilen oder voreilige Lösungen anzubieten, kann enorm wertvoll sein. Ebenso ist es wichtig, die Person zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, da dies oft ein entscheidender Schritt in der Bewältigung einer Depression ist. Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben, die Bereitstellung einer stabilen und verständnisvollen Umgebung, sowie das Anbieten von gemeinsamen, leichten Aktivitäten wie Spaziergängen oder anderen Freizeitbeschäftigungen können ebenfalls hilfreich sein. Es ist jedoch entscheidend, Druck und hohe Erwartungen zu vermeiden. Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, der Person zu zeigen, dass sie geschätzt und nicht allein ist, während sie durch diesen schwierigen Prozess navigiert.

Umgang mit depressiven Menschen: Wo Sie Hilfe finden

Informieren Sie sich umfassend über das Krankheitsbild. Je informierter Sie sind, umso besser können Sie die betroffene Person unterstützen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, an die Sie sich bei Fragen wenden können:

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