Krankheiten

Umgang mit depressiven Menschen: Geduld und Zuhören sind gefragt 

Alle Menschen haben mal eine schlechte Zeit. Aber wenn die Stimmung bei Ihren Eltern zwei Wochen anhält, sie sich immer mehr zurückziehen, der Antrieb fehlt und sie vielleicht sogar nicht mehr aus dem Bett kommen, kann dies auf eine Depression hinweisen. Wie Sie sich am besten verhalten sollten, wenn jemand krank ist.

Depressive Menschen ziehen sich häufig zurück und sind abweisend.
Depressive Menschen ziehen sich häufig zurück und sind abweisend. © Dean Mitchell/ E+

Umgang mit depressiven Menschen – das Wichtigste in Kürze:

Eine Depression beeinflusst den Charakter eines Menschen. Ein Partner oder ein Elternteil, der früher lebenslustig war, wirkt plötzlich energie- und hoffnungslos. In solchen Situationen fühlen sich Angehörige oft überfordert. Sie fühlen sich schuldig, aber auch wütend. Wenn sich die Depression hinzieht, können sich die Angehörigen überlastet und erschöpft fühlen, weil sie viele Aufgaben den Betroffenen abnehmen müssen. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie mit der Situation und den Betroffenen umgehen sollten.

Definition: Was ist eine Depression bei Senioren?

Bei einer Depression handelt es sich um eine psychische Störung. Die Betroffenen fühlen sich niedergeschlagen, ohne Antrieb und freudlos. Zudem leiden sich häufig an einem geringen Selbstwertgefühl, unter Schuldgefühlen und können sich nur schlecht konzentrieren oder einschlafen.

Unterschiede zwischen Jung und Alt

Jüngere, depressive Menschen ziehen sich meist zurück, weinen und sind unglücklich. Ältere Menschen hingegen scheinen häufig nicht unglücklich. Sie wirken aber vergesslich, teilnahmslos und verwirrt. Sie verlieren das Interesse an üblichen Hobbys und wirken einsam.

Depression in der Partnerschaft

Wenn der Lebenspartner oder Ehepartner depressiv ist, hilft es, sich ihm gegenüber mitfühlend und offen zu zeigen. Sprechen Sie über die Depression, ohne verurteilend zu sein oder den Partner zu drängen. Es ist nicht hilfreich, den Partner zu analysieren. Durch gemeinsame Gespräche können Sie verstehen, wie sich die Depression anfühlt und was Ihr Gegenüber durchmacht.

Pflege von Angehörigen: Wie soll man sich verhalten?

Sie als Angehörige können helfen, indem Sie den betroffenen Personen zuhören und versuchen zu verstehen, wie sich eine Depression anfühlt. Weitere Tipps:

Holen Sie ärztliche Hilfe

Depressive Menschen geben sich häufig selbst die Schuld für ihr Befinden und wollen keinen Arzt sehen. Vielen fehlt auch die Kraft, zum Arzt zu gehen. Sie als Angehörige sollten jedoch schnell ärztlichen Rat einholen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Liebsten beim Gang zum Arzt unterstützen.

Bleiben Sie geduldig

Depressive Menschen klagen häufig und sind verzweifelt. Auch wenn es für Sie schwierig ist; zeigen Sie Geduld. Erklären Sie, dass die Depression vorübergehend ist und sich gut behandeln lässt. Unterlassen Sie es, der erkrankten Person zu erklären, dass die Schuldgefühle grundlos sind. Fangen Sie auch nicht an zu streiten, ob die negative Sichtweise nun objektiv ist oder nicht. Beides ist zwecklos.

Nehmen Sie nichts persönlich

Angehörige brauchen eine dicke Haut. Denn depressive Menschen können abweisend sein und niemanden an sich heranlassen. Bleiben Sie der erkrankten Person dennoch zugewandt und wenden Sie sich nicht von ihr ab. Seien Sie sich bewusst, dass die Behandlung einer Depression Zeit braucht.

Erkennen Sie Überforderung früh

Es ist wichtig, dass Sie Ihre Grenzen der Belastbarkeit erkennen und Ihre Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren. Gönnen Sie sich regelmässig etwas Gutes, tauschen Sie sich mit Familienmitgliedern und Freunden über Ihre Gefühle aus. Geben Sie auf sich Acht. Eine psychotherapeutische Unterstützung kann Sie entlasten und hilft auch der Person, der Sie helfen möchten. Sie können sich auch an Selbsthilfegruppen wenden.

Hilfe bei akuten Krisen

Manchmal sehen depressive Menschen keinen Ausweg aus ihrer Situation, sodass sie nicht mehr leben wollen. Suizidgedanken sind häufig bei einer Depression. Das macht sie zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Äussern Angehörige suizidale Gedanken ist das für Angehörige sehr belastend. Machen Sie sich bewusst, dass Sie keine Verantwortung tragen. Doch lassen Sie das Gespräch darüber zu und verdrängen Sie es nicht. Nehmen Sie den Menschen an und hören Sie einfach zu. Reden Sie der Person ihre Gedanken nicht aus.

Wenn Sie merken, dass Ihr Gegenüber konkret etwas plant, sollten Sie:

  • die Person nicht allein lassen
  • den Notruf oder die Polizei rufen
  • gefährliche Gegenstände beseitigen
  • das Gespräch weiterführen
  • zuhören und die Person ernst nehmen

Nehmen Sie sich zurück mit Ratschlägen

Erkrankten Personen zu raten, abzuschalten oder für ein paar Tage zu verreisen, ist kontraproduktiv. Eine fremde Umgebung verstört Patientinnen und Patienten zusätzlich. Sagen Sie auch nicht, sie solle sich zusammenreissen. Das kann die erkrankte Person nicht. Solche Ratschläge lassen Betroffene schlechter fühlen und sie haben mehr Schuldgefühle. Auch aufmunternde Worte bringen nicht viel. Aber, wenn die betroffene Person Eigeninitiative zeigt, unterstützen Sie sie.

Keine wichtigen Entscheidungen treffen

Patientinnen und Patienten sehen die Welt häufig verzerrt und treffen Entscheidungen, die sie später bereuen könnten. Sie haben eine eigene Logik. Manchen kann dann die Unterstützung von Angehörigen helfen. Entscheidungen, die den Beruf oder die Zukunft betreffen, sollten aber erst dann getroffen werden, wenn es der Person besser geht.

Wo finden Sie Hilfe?

Informieren Sie sich umfassend über das Krankheitsbild. Je informierter Sie sind, umso besser können Sie die betroffene Person unterstützen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, an die Sie sich wenden können:

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