Krankheiten

Sich selbst in der Krise helfen: Wie wir unsere inneren Heilkräfte aktivieren

Ein schmerzhafter Verlust, ein traumatisches Ereignis oder eine schwere Krankheit können unser Leben aus der Balance werfen. Aber in jedem von uns stecken Kräfte, die uns helfen können, wieder auf die Beine zu kommen. Hier sind einige Tipps, wie wir das schaffen können.

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Krise akzeptieren – ein erster Schritt, der für die Bewältigung des Problems wichtig ist. ©
jacoblund / iStock / Getty Images Plus

Selbstheilungskräfte aktivieren – das Wichtigste in Kürze: 

Manchmal verändert sich das Leben von einem Moment auf den anderen, und die Welt scheint ihre Farbe zu verlieren. Wenn der Tunnel um uns herum dunkler wird und das Licht am Ende schwindet, können wir uns in einer Negativspirale gefangen fühlen. Es könnten Schicksalsschläge sein oder die unerwartete Diagnose einer Krankheit, die uns ins Straucheln bringt. Doch gerade in solchen Zeiten liegt eine immense Kraft in uns, die auf Selbstverantwortung und Selbstheilungskräfte zurückgreift. Diese natürlichen Fähigkeiten unseres Körpers – sei es die physische Regeneration einer Wunde oder die mentale Resilienz nach einem seelischen Schlag – ermöglichen es uns, Verletzungen und Krankheiten eigenständig zu heilen und uns wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Definition: Was sind Selbstheilungskräfte?

Selbstheilungskräfte bezeichnen die natürlichen Prozesse des Körpers und des Geistes, die dazu beitragen, Gesundheit und Wohlbefinden wiederherzustellen. Diese können auf physischer und psychischer Ebene wirken. Auf physischer Ebene umfasst die Selbstheilung Fähigkeiten wie die Fähigkeit des Körpers, Wunden zu heilen, Infektionen zu bekämpfen und Zellen zu regenerieren. Zum Beispiel kann der Körper eine Schnittwunde durch das Stoppen der Blutung, das Bekämpfen von Infektionen und das Ersetzen von beschädigten Zellen selbst heilen. Auch das Immunsystem, das Krankheitserreger bekämpft und uns vor Krankheiten schützt, ist ein wichtiger Teil der körperlichen Selbstheilung.

Auf psychischer Ebene können Selbstheilungskräfte dazu beitragen, uns zu helfen, mit Stress, Angst und Depressionen umzugehen. Dazu gehören Techniken zur Stressbewältigung, Achtsamkeit, positive Selbstgespräche und Affirmationen, die uns dabei helfen können, negative Gedanken und Gefühle zu überwinden und unser psychisches Wohlbefinden zu verbessern.

Aber: Obwohl diese Selbstheilungskräfte eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielen, reichen sie nicht immer aus, um ernsthafte oder chronische Gesundheitsprobleme zu überwinden. In solchen Fällen ist es oft notwendig, medizinische Behandlung oder Therapie in Anspruch zu nehmen.

Wie kann man Selbstheilungskräfte aktivieren?

Die Bewältigung von Krisen oder Stimmungstiefs kann durch verschiedene Massnahmen und Verhaltensweisen unterstützt werden. Dazu gehören:

Besonders wichtig ist es, einen geregelten Tagesablauf mit ruhigen Mahlzeiten, Pausen und ausreichend Schlaf beizubehalten. Bei länger anhaltenden oder schweren Symptomen sollte man jedoch unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Selbstheilungskräfte aktivieren: Was bringen Affirmationen?

Affirmationen können eine hilfreiche Methode sein, um Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die innere Haltung zu stärken. Affirmationen sollten regelmässig angewendet werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Es gibt keine feste Regel dafür, wie oft man sie wiederholen sollte, da dies von Person zu Person variiert. Einige Experten empfehlen jedoch, Affirmationen mindestens zweimal täglich zu wiederholen, einmal morgens nach dem Aufwachen und einmal abends vor dem Schlafengehen. Hier sind einige Beispiele:

  • Jeden Tag wird meine Gesundheit besser und besser
  • Ich vertraue auf die natürliche Heilkraft meines Körpers
  • Ich gebe meinem Körper die Ruhe und Pflege, die er braucht, um sich zu regenerieren.
  • Ich ernähre meinen Körper mit gesunden Nahrungsmitteln und positiven Gedanken.
  • Ich behandle meinen Körper mit Respekt und Liebe.
  • Ich bin geduldig mit meinem Körper und meinem Heilungsprozess.
  • Ich umgebe mich mit Menschen und Aktivitäten, die zu meiner Gesundheit und meinem Wohlbefinden beitragen.
  • Ich atme tief ein und lasse alle Anspannung und Stress los.
  • Ich bin im Einklang mit meinem Körper und höre auf seine Bedürfnisse.

Selbstheilungskräfte bei Krebs? 

Es entsteht häufig der Eindruck, Krebspatienten könnten ihre Heilungschancen durch Optimismus verbessern. Eine Umfrage des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigt, dass 61 Prozent der befragten Personen glauben, psychischer Stress könne Krebs verursachen, obwohl es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt. Das häufig in Ratgeberbüchern propagierte Konzept des «Positiven Denkens» sehen Experten wie Imad Maatouk, Psychoonkologe am Universitätsklinikum Heidelberg, kritisch. In einem Beitrag im «Spiegel» sagt der Experte, das Konzept könne Patienten unter Druck setzen, negative Gefühle zu verbergen, was sowohl den Betroffenen als auch ihre sozialen Beziehungen belasten könne. Trotzdem kann eine positive Einstellung, die von Patienten selbst ausgeht, das Wohlbefinden und die Lebensqualität verbessern und Angehörige können durch eine sensible Kommunikation und Unterstützung helfen.

Selbstheilungskräfte aktivieren mit Meditation 

Meditation hat seit Jahrtausenden einen festen Platz in zahlreichen Kulturen und gilt als wertvolles Instrument zur Förderung der inneren Balance. Durch regelmässige Meditationspraxis und Entspannungsübungen können Stress, Ängste und negative Emotionen reduziert werden, wodurch dem Körper Raum für Regeneration und Heilung gegeben wird. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Meditation das Immunsystem stärken, Entzündungen reduzieren und sogar die Zellalterung verlangsamen kann.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen

Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson ist eine Methode, bei der durch das bewusste Anspannen und anschliessende Loslassen von Muskelgruppen Entspannung erzeugt wird. Für Senioren kann eine vereinfachte Version dieser Technik hilfreich sein, um Stress abzubauen.

  • Vorbereitung: Setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl mit gerader Rückenlehne. Ihre Füsse sollten flach auf dem Boden stehen, und Ihre Hände ruhen auf Ihrem Schoss. Schliessen Sie die Augen und atmen Sie einige Male tief ein und aus.
  • Hände und Arme: Ballen Sie Ihre Hände zu Fäusten und spüren Sie die Anspannung für etwa 5 Sekunden. Lassen Sie los und spüren Sie die Entspannung in Ihren Händen und Unterarmen für etwa 15 Sekunden.
  • Schultern: Heben Sie Ihre Schultern so hoch wie möglich in Richtung Ihrer Ohren und halten Sie die Spannung für etwa 5 Sekunden. Lassen Sie los und spüren Sie, wie die Anspannung aus Ihren Schultern weicht. Konzentrieren Sie sich darauf für etwa 15 Sekunden.
  • Gesicht: Pressen Sie Ihre Lippen fest zusammen und halten Sie diese Anspannung für 5 Sekunden. Lassen Sie los und entspannen Sie die Gesichtsmuskulatur, indem Sie auf die wohltuende Lockerung achten.
  • Füsse: Drücken Sie die Füsse fest auf den Boden, so als wollten Sie den Boden wegdrücken. Halten Sie diese Anspannung für 5 Sekunden. Lassen Sie los und spüren Sie die Entspannung in den Füssen und Waden.
  • Abschluss: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren gesamten Körper und nehmen Sie die allgemeine Entspannung wahr. Atmen Sie einige Male tief ein und aus. Wenn Sie sich bereit fühlen, öffnen Sie langsam Ihre Augen.

Die Rolle der Psyche bei der Aktivierung der Selbstheilungskräfte

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle in unserem gesamten Wohlbefinden. Emotionale Traumata, chronischer Stress und negative Gedankenmuster können physische Krankheiten auslösen oder verschlimmern. Indem wir uns unserer mentalen Gesundheit bewusst werden und gezielt daran arbeiten, können wir eine Umgebung schaffen, die unsere körpereigenen Heilungskräfte unterstützt und aktiviert. Emotionale Balance kann somit zur physischen Gesundheit beitragen.

Wie fühlt sich emotionale Balance an? 

Emotionale Balance zeichnet sich durch einen Zustand innerer Stabilität und Harmonie aus, ungeachtet der äusseren Umstände. Es ist, als ob man sich auf einer ruhigen Insel des Friedens befindet, selbst wenn um einen herum Stürme toben. Ein Mensch in emotionalem Gleichgewicht hat einen klaren und geordneten Geist und reagiert gelassen und überlegt auf Herausforderungen. Anstatt in der Vergangenheit verhaftet zu sein oder sich ständig Sorgen um die Zukunft zu machen, lebt man im Hier und Jetzt. Man akzeptiert Gefühle aller Art.

Dies geht einher mit einem tiefen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, einer zugrundeliegenden Zuversicht, selbst in schwierigen Zeiten, und einer emotionalen Flexibilität, die es ermöglicht, sich fliessend an wechselnde Situationen anzupassen. Zudem ist ein Gefühl des Mitgefühls für sich selbst und andere vorhanden, wodurch ein Gleichgewicht zwischen persönlichen und externen Bedürfnissen erreicht wird. Insgesamt führt emotionale Balance zu einem tiefgreifenden Gefühl des inneren Friedens und der Zufriedenheit.

Das Gehirn als Zentrum der Selbstregulation

Das menschliche Gehirn hat viele Aufgaben: Es denkt, verarbeitet Informationen und reguliert viele Funktionen unseres Körpers. Eine besondere Fähigkeit des Gehirns ist die Neuroplastizität, das bedeutet, es kann sich im Laufe der Zeit verändern und an neue Situationen anpassen. Es gibt bestimmte Techniken wie Neurofeedback (eine Methode, bei der man die eigene Gehirnaktivität in Echtzeit sieht) und Achtsamkeitstraining, die das Gehirn dabei unterstützen, sich positiv zu verändern. Diese Techniken können helfen, das Gehirn zu stärken und so die körpereigenen Heilungsprozesse zu fördern.

Selbstheilungskräfte aktivieren: Gesundheit durch richtiges Denken

Unsere Gedanken beeinflussen direkt unsere Gesundheit. Ein ständiger Fluss negativer Gedanken und Selbstzweifel kann das Immunsystem schwächen und zu Krankheiten beitragen. Umgekehrt können positive Affirmationen, das Bewusstsein für die eigenen Gedankenmuster und das gezielte Ändern dieser Muster das Wohlbefinden steigern. Durch richtiges Denken können wir eine Atmosphäre schaffen, in der unsere Selbstheilungskräfte optimal arbeiten können.

So stoppen Sie negative Gedankenmuster

Ein effektiver Trick, um ein negatives Gedankenkarussell sofort zu unterbrechen, ist die «Stopp»-Technik:

  1. Bewusstwerdung: Erkennen Sie zuerst, dass Sie in einem negativen Gedankenkreislauf gefangen sind. Die blosse Erkenntnis ist der erste Schritt zur Kontrolle.
  2. Sagen Sie «Stopp!»: Sobald Sie sich Ihrer negativen Gedanken bewusst werden, sagen Sie laut oder in Gedanken entschlossen «Stopp!».
  3. Ablenkung: Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf etwas anderes – dies kann eine physische Tätigkeit sein (z.B. die Hände klatschen), ein positives Bild visualisieren oder sich auf einen Gegenstand in Ihrer Umgebung konzentrieren.
  4. Tiefes Atmen: Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge, wodurch Sie sich weiter von den negativen Gedanken distanzieren und sich beruhigen.
  5. Ersatzgedanken: Ersetzen Sie den negativen Gedanken durch einen positiven oder neutralen Gedanken. Zum Beispiel, wenn Sie denken: «Ich bin nicht gut genug», ersetzen Sie diesen Gedanken durch «Ich mache mein Bestes und das ist genug.»

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