Sich selbst in der Krise helfen: Wie wir unsere inneren Heilkräfte aktivieren
Ein schmerzhafter Verlust, ein traumatisches Ereignis oder eine schwere Krankheit können unser Leben aus der Balance werfen. Aber in jedem von uns stecken Kräfte, die uns helfen können, wieder auf die Beine zu kommen. Hier sind einige Tipps, wie wir das schaffen können.

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Selbstheilungskräfte bei Krankheit – das Wichtigste in Kürze:
- Je mehr Patientinnen und Patienten über die Krankheit wissen, umso fähiger sind sie, den Behandlungsprozess aktiv und positiv zu gestalten. Warum frühzeitiges Erkennen dazu gehört
- Sich klar darüber werden, was einen belastet, kann helfen, die Krise zu überwinden. Warum Sie Ihr Hobby nicht aufgeben sollten
Von heute auf morgen ist plötzlich alles anders. Die Welt verfinstert sich, plötzlich sieht man das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr. Man befindet sich in einer Negativspirale. Schicksalsschläge oder die Diagnose einer Krankheit kann einen aus der Bahn werfen. Doch gerade bei Krankheiten können Betroffenen durch einen selbstverantwortlichen Umgang mit ihrer Krankheit den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Je mehr sie über die Krankheit wissen, umso fähiger sind sie, den Behandlungsprozess aktiv und positiv zu gestalten. Dazu gehört auch das frühzeitige Erkennen von Anzeichen einer Verschlechterung oder eines Rückfalls, um rechtzeitig entgegenzuwirken.
Definition: Was sind Selbstheilungskräfte?
Selbstheilungskräfte bezeichnen die natürlichen Prozesse des Körpers und des Geistes, die dazu beitragen, Gesundheit und Wohlbefinden wiederherzustellen. Diese können auf physischer und psychischer Ebene wirken. Auf physischer Ebene umfasst die Selbstheilung Fähigkeiten wie die Fähigkeit des Körpers, Wunden zu heilen, Infektionen zu bekämpfen und Zellen zu regenerieren. Zum Beispiel kann der Körper eine Schnittwunde durch das Stoppen der Blutung, das Bekämpfen von Infektionen und das Ersetzen von beschädigten Zellen selbst heilen. Auch das Immunsystem, das Krankheitserreger bekämpft und uns vor Krankheiten schützt, ist ein wichtiger Teil der körperlichen Selbstheilung.
Auf psychischer Ebene können Selbstheilungskräfte dazu beitragen, uns zu helfen, mit Stress, Angst und Depressionen umzugehen. Dazu gehören Techniken zur Stressbewältigung, Achtsamkeit, positive Selbstgespräche und Affirmationen, die uns dabei helfen können, negative Gedanken und Gefühle zu überwinden und unser psychisches Wohlbefinden zu verbessern.
Aber: Obwohl diese Selbstheilungskräfte eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielen, reichen sie nicht immer aus, um ernsthafte oder chronische Gesundheitsprobleme zu überwinden. In solchen Fällen ist es oft notwendig, medizinische Behandlung oder Therapie in Anspruch zu nehmen.
Selbstheilungskräfte aktivieren
Die Bewältigung von Krisen oder Stimmungstiefs kann durch verschiedene Massnahmen und Verhaltensweisen unterstützt werden. Dazu gehören:
- das Anvertrauen an geeignete Gesprächspartner
- das Erlangen von Klarheit darüber, was belastet
- die Vermeidung von Grübeleien
- das Pflegen sozialer Kontakte
- das Unternehmen von freudvollen Aktivitäten
- das Fortführen von Hobbys
- das Anwenden von Entspannungstechniken
- körperliche Aktivität im Freien.
Besonders wichtig ist es, einen geregelten Tagesablauf mit ruhigen Mahlzeiten, Pausen und ausreichend Schlaf beizubehalten. Bei länger anhaltenden oder schweren Symptomen sollte man jedoch unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Selbstheilungskräfte aktivieren: Was bringen Affirmationen?
Affirmationen können eine hilfreiche Methode sein, um Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die innere Haltung zu stärken. Affirmationen sollten regelmässig angewendet werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Es gibt keine feste Regel dafür, wie oft man sie wiederholen sollte, da dies von Person zu Person variiert. Einige Experten empfehlen jedoch, Affirmationen mindestens zweimal täglich zu wiederholen, einmal morgens nach dem Aufwachen und einmal abends vor dem Schlafengehen. Hier sind einige Beispiele:
- Jeden Tag wird meine Gesundheit besser und besser
- Ich vertraue auf die natürliche Heilkraft meines Körpers
- Ich gebe meinem Körper die Ruhe und Pflege, die er braucht, um sich zu regenerieren.
- Ich ernähre meinen Körper mit gesunden Nahrungsmitteln und positiven Gedanken.
- Ich behandle meinen Körper mit Respekt und Liebe.
- Ich bin geduldig mit meinem Körper und meinem Heilungsprozess.
- Ich umgebe mich mit Menschen und Aktivitäten, die zu meiner Gesundheit und meinem Wohlbefinden beitragen.
- Ich atme tief ein und lasse alle Anspannung und Stress los.
- Ich bin im Einklang mit meinem Körper und höre auf seine Bedürfnisse.
Selbstheilungskräfte bei Krebs?
Es entsteht häufig der Eindruck, Krebspatienten könnten ihre Heilungschancen durch Optimismus verbessern. Eine Umfrage des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigt, dass 61 Prozent der befragten Personen glauben, psychischer Stress könne Krebs verursachen, obwohl es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt. Das häufig in Ratgeberbüchern propagierte Konzept des «Positiven Denkens» sehen Experten wie Imad Maatouk, Psychoonkologe am Universitätsklinikum Heidelberg, kritisch. In einem Beitrag im «Spiegel» sagt der Experte, das Konzept könne Patienten unter Druck setzen, negative Gefühle zu verbergen, was sowohl den Betroffenen als auch ihre sozialen Beziehungen belasten könne. Trotzdem kann eine positive Einstellung, die von Patienten selbst ausgeht, das Wohlbefinden und die Lebensqualität verbessern und Angehörige können durch eine sensible Kommunikation und Unterstützung helfen.