Palliativpflege: Keine Heilung, aber Linderung der Schmerzen
Wenn keine Heilung mehr möglich ist, brauchen schwerstkranke Menschen viel Unterstützung, damit sie möglichst schmerzfrei, autark und psychisch stabil ihre verbleibende Zeit erleben können. Palliativpflege soll genau dafür sorgen.

Palliativpflege – das Wichtigste in Kürze:
- Das Ziel der Palliativpflege besteht darin, dass sich ein unheilbar schwerstkranker Mensch in seinem letzten Lebensabschnitt körperlich so wohl wie möglich fühlt. Wie sehen die Ziele konkret aus?
- Palliativ Care geht weiter: Sie umfasst neben Palliativpflege auch psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung. Welche Aspekte sind zentral?
- Viele Menschen möchten auch in der palliativen Phase in ihrer vertrauten Umgebung sein. Das ist in vielen Fällen möglich. Kann man zu Hause gepflegt werden?
- Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für Palliativpflege. Was sind die Voraussetzungen?
Unheilbar krank brauchen Menschen vor allem Geborgenheit, die sich wie ein schützender Mantel um sie legt. Palliativpflege soll also genau diesen Mantel und damit Verständnis, Schmerzlinderung und so viel Autonomie wie möglich bieten. Darauf weist die Wortbedeutung hin: Das lateinische Wort pallium heisst Mantel und Umhüllung.
Definition: Was ist Palliativpflege?
Palliativpflege ist eine Pflege, die Beschwerden lindert, wenn Heilung nicht mehr möglich ist. Damit ist sie ein Teil des übergeordneten Begriffes Palliative Care. „Sie umfasst die palliative Medizin, die Pflege und die Begleitung von schwerkranken Menschen, die von einer unheilbaren oder lebensbedrohlichen Krankheit betroffen sind, und von ihren Angehörigen“, erklärt Renate Praxmarer, Co-Leiterin Palliativer Brückendienst bei der Krebsliga Ostschweiz. Palliativ Care integriert also alles, was nötig ist, um Menschen ihren letzten Lebensabschnitt so lebenswert wie möglich zu machen.
Wann beginnt die palliative Phase? Die palliative Phase setzt in der Regel ein, wenn die Möglichkeiten, eine lebensgefährliche Krankheit zu heilen, ausgeschöpft sind.
Was gehört alles zur Palliativpflege?
Die Palliativpflege zielt darauf ab, dass sich der Patient oder die Patientin körperlich so wohl wie möglich fühlt.
Zur Palliativpflege gehören zum Beispiel …
- … die Linderung von Schmerzen, von Atemnot, Übelkeit und Verdauungsproblemen
- … Körperpflege
- … das fachgerechte Lagern im Bett
Im Rahmen der weitergehenden Palliativ Care geht es darum, die gesamte Situation, in der sich der Patient oder die Patientin befindet, zu entspannen. So unterstützen Gespräche mit Fachpersonen bei der Bewältigung negativer Gefühle wie Ängste, Wut und Trauer. Themen können auch Fragen um den Sinn des (eigenen) Lebens und den Abschied vom Leben und von Menschen sein. In die psychosoziale Betreuung sind auch Angehörige einbezogen. Ärzte und Ärztinnen, die Spitex, Pflegefachpersonen im Heim, Therapierende, Seelsorger und Seelsorgerinnen beteiligen sich daran.
Was macht Palliativ Care? Renate Praxmarer fasst die zentralen Aspekte zusammen:
- Unterstützung in der Bewältigung und Linderung von Schmerzen und anderen belastenden körperlichen Symptomen
- Erhalten einer bestmöglichen Lebensqualität und Stärken der Selbstbestimmung
- Erfassen und Integrieren der psycho-, sozialen (kulturellen) und spirituellen Aspekte und Bedürfnisse
- Einbezug und angemessene Unterstützung der Bezugspersonen
Was bedeutet Palliativ zu Hause?
In Ruhe sein, am besten in den vertrauten vier Wänden – das ist es, was sich schwerstkranke Menschen immer wieder wünschen. Palliativpflege hat deshalb besondere Bedeutung. Denn wenn keine besonderen Infektionen auftreten und die Schmerzen erträglich bleiben, lässt sich Palliativpflege im Pflegeheim oder zu Hause durchführen.
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Wer zahlt Palliativpflege zu Hause?
«Die Betreuung palliativer Patienten zu Hause erfolgt in erster Linie durch den Hausarzt und die lokal zuständige Spitexorganisation», erklärt Renate Praxmarer. Doch wer zahlt die Palliativpflege? «Leistungen medizinischer und pflegerischer Art wie die Vorbereitung und Verabreichung von Medikamenten, Grundpflege, Abklärung, Beratung und Koordination werden von der obligatorischen Krankenversicherung abgedeckt», erklärt das Bundesamt für Gesundheit.
Wird die Palliativpflege von der Krankenkasse übernommen?
Voraussetzung für die Übernahme medizinischer und pflegerischer Palliativpflege ist, dass sie von Pflegefachpersonen zu Hause, im Pflegeheim oder im Spital auf Anordnung einer Ärztin oder eines Arztes erbracht werden. Im Einzelfall kann es dennoch geschehen, dass die Krankenkasse nicht alle Kosten übernimmt. Deshalb ist es wichtig, im Vorfeld die Kosten mit der Krankenkasse abzuklären.
Auch Sozialberatung, psychologische Begleitung, Seelsorge und spirituelle Begleitung verursacht Kosten. Wer sie zahlt, variiert von Kanton zu Kanton. «Manchmal müssen Patientinnen und Patienten einen Teil der Kosten selber tragen», darauf weist das Bundesamt für Gesundheit hin. Regionale Beratung findet sich hier.