Trauerbewältigung: Was nach dem Tod eines geliebten Menschen hilft
Eine Todesnachricht schockiert einen sofort und man kann sie nur langsam verarbeiten. Der Prozess des Verarbeitens eines Verlustes umfasst fünf Stadien, deren Dauer von Mensch zu Mensch variieren kann. Diese sieben Tipps können dabei helfen, mit dem Verlust besser umzugehen und den Alltag neu zu ordnen.

Trauerbewältigung – das Wichtigste in Kürze:
- Beim Trauern durchläuft der Mensch fünf Phasen. Welche fünf Phasen sind das?
- Zu den Phasen gehört Zorn wie auch Akzeptanz. Wie äussern sich diese Gefühle bei der Trauerbewältigung?
- Die Aufteilung von Pflichten und die Bereitstellung von Zeit und Ruhe, um sich selbst zu kümmern, helfen bei der Trauerverarbeitung. Wieso man sich unbedingt Hilfe holen sollte
- Ein Tagebuch hilft, seine Gefühle aufzuschreiben. Wieso ist das bei der Trauerbewältigung wichtig?
Der Abschied fällt schwer. Der Schmerz wird umso stärker, je näher eine Person uns stand. Aber mit der Zeit kann man die Trauer überwinden. Nach einer unerwarteten Veränderung im Leben finden Menschen wieder in den Alltag mit neuen Beziehungen und Ritualen zurück. Es ist schön, wenn wir uns nach der schweren Trauer über Erinnerungen an den geliebten Menschen freuen und dankbar für die gemeinsame Zeit sein können.
Was sind die 5 Phasen der Trauer?
Elisabeth Kübler-Ross, die Schweizer-US-amerikanische Psychiaterin, Ärztin und Sterbeforscherin, unterteilte den Trauerprozess des Sterbens erstmals in fünf Phasen:
- Leugnen und Isolierung
- Zorn
- Verhandeln
- Depression und Leid
- Akzeptanz
Sowohl Sterbende als auch Angehörige durchlaufen demnach dieses Fünf-Phasen-Modell. Die Dauer der Phasen und ihr Intensitätsgrad variiert von Mensch zu Mensch. In ihrem Buch «Über den Tod und das Sterben» beschreibt die in Zürich geborene Sterbeforscherin fünf Phasen, die die Sterbende durchlaufen.
Leugnen und Isolierung
Ein lieber Mensch wird sterben. Diese Nachricht erschüttert zutiefst und lässt die Menschen zunächst nicht glauben, was sie gehört haben. Das kann doch nicht wahr sein! ist der vorherrschende Gedanke. Möglicherweise haben Ärzte oder Ärztinnen eine falsche Diagnose getroffen? Es könnte sich um eine Fehlinformation handeln. Diese Hoffnungen sind es, die die betroffene Person und seine Angehörige trösten. Nachfragen und eine zweite Meinung einholen helfen, die Wucht der Nachricht zu mindern.
Zorn
Kein Zweifel besteht! Das ist die Wahrheit. Der baldige Abschied ist nicht zu verhindern. Diese Erkenntnisse machen den sterbenden Menschen und ihren Angehörigen zornig. Oft werden vermeintlich Schuldige gesucht, auf die sich der Zorn richtet. Die Wut ist ein Zeichen dafür, dass wir an dem Menschen hängen, der in Kürze sterben wird oder bereits gestorben ist.
Verhandeln
In dieser Phase steht der Wunsch im Vordergrund, noch etwas mehr gemeinsame Zeit zu haben – vielleicht, um ein wichtiges Ereignis mit der Familie zusammen zu erleben. Sterbende nehmen an Therapien teil; trauernde Angehörige unterstützen dabei. Die Hoffnung steht im Raum, den Tod doch noch abwenden zu können. Angehörige sollten der sterbenden Person die Hoffnung nicht nehmen, sie aber auch nicht schüren.
Depression und Leid
Wenn die Hoffnung schwindet, gehen die Gedanken in die Vergangenheit. Oft betrauern Sterbende, dass Chancen im Leben nicht ausreichend genutzt wurden. Trauernde Angehörige zum Beispiel fragen sich, warum sie Konflikte nicht frühzeitig gelöst oder warum sie nicht mehr qualitativ hochwertige Zeit mit dem sterbenden Menschen verbracht haben. Diese Phase lässt sich nutzen, um sich gegenseitig zu verzeihen und noch einmal liebevoll zusammenzurücken. Angehörige können in dieser Phase einem sterbenden Menschen gut helfen, indem sie ein offenes Ohr für ihn haben und ihm aktiv zuhören.
Akzeptanz
Hat ein sterbender Mensch die Phase der Akzeptanz erreicht, wirkt er oft wie in sich gekehrt. Betreuende und Besuchende können nun einfach still an seiner Seite sein. In dieser Phase ist es gut loszulassen und den Wunsch des geliebten Menschen zu sterben, möglichst zu akzeptieren.
Was hilft am besten gegen Trauer?
Trauerbewältigung – diese Tipps helfen:
Mit anderen Menschen sprechen: Einem Freund oder einer Freundin von den eigenen Gefühlen zu erzählen, ist eine wunderbare Möglichkeit, sich auszusprechen und sich zu erleichtern. Die Emotionen werden durch das Öffnen eines Ventils abgelassen.
Aufgaben teilen: Die Aufteilung von Pflichten und die Bereitstellung von Zeit und Ruhe, um sich selbst zu kümmern, helfen bei der Trauerverarbeitung. Wer einen sterbenden Menschen begleitet oder sich nach einem Todesfall um seine Angelegenheiten kümmert, steht häufig auch unter Zeitdruck. Deshalb ist es hilfreich, sich Hilfe zu organisieren. Möglicherweise lassen sich die Betreuung, Begleitung und Aufgaben unter den Angehörigen verteilen?
Wut nicht persönlich nehmen: Natürlich ist es nicht einfach, einen sterbenden Menschen zu ertragen, der nörgelt oder immer wieder Wutausbrüche hat. Es ist leichter, Beleidigungen zu ertragen, wenn man sich daran erinnert, wie enttäuscht oder verzweifelt der andere sein muss. Es hilft, sich kurz aus dem Raum zu entfernen, sich einen Kaffee zu holen und in die Sonne zu blinzeln. Dies kann die eigenen Gefühle wieder beruhigen.
Trauertagebuch führen: In einem Tagebuch kann man alle Gefühle und Gedanken äussern, ohne dass man sich dafür rechtfertigen muss. Es hilft dabei, Emotionen und innere Vorgänge besser zu verstehen und einzuordnen.
Trauer nicht in Alkohol ertränken: Drogen und Tabletten helfen nicht, Trauer zu verarbeiten – sie wird auf diese Weise nur bei Seite geschoben. «Trauer ist notwendig, um den Verlust seelisch zu verarbeiten. Das Ziel des Trauerprozesses ist der endgültige innere Abschied von dem Verstorbenen, die Annahme des Verlustes und die Bereitschaft, sich wieder dem Leben zuzuwenden», erklärt der Psychotherapeut Erhard Trittbach aus Zürich.
Eigene Gefühle akzeptieren: Trauer braucht Zeit und Raum – und auch Geduld, denn wie der Trauerprozess verläuft, ist individuell verschieden.
Sich professionelle Unterstützung holen: Professionelle Begleitung hilft, mit der Trauer besser zurechtzukommen. Sinnvoll ist eine Therapie zum Beispiel dann, wenn die Trauer besonders lange anhält und/oder auch von Gefühlen der Wut, Schuld und von Ängsten begleitet wird oder sich ausweglos erscheinende Einsamkeit einstellt.