Zusammenleben

Wenn die Eltern alt werden

Es beginnt meist mit Vergesslichkeit oder neuen Eigenarten: die eigenen Eltern wirken plötzlich so viel älter als noch vor wenigen Jahren. Viele Kinder alternder Eltern nehmen vermehrt auch Garstigkeit und schroffes Verhalten bei den Eltern wahr. Die Erkenntnis, dass die eigenen Eltern alt werden, ist bedrückend, kann beängstigen und viele wissen schlichtweg nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Schuld daran ist ein Rollentausch zwischen Eltern und Kindern und eine neue Verantwortung. Hier finden Sie Tipps und Ratschläge, die Ihnen und Ihren Eltern beim Austausch zur Thematik helfen.

Tochter und Vater unterhalten sich auf dem Sofa
Tochter und Vater tauschen sich aus. © fizkes / iStock / Getty Images Plus

Wenn die Eltern alt werden – das Wichtigste in Kürze:

  • Deuten Verhaltensweisen der Eltern darauf hin, dass sie altern und gar pflegebedürftig sind, helfen ein Gespräch und Austausch innerhalb der Familie.
  • Kinder alternder Eltern leiden vor allem unter einer Art Rollentausch – sie sind nun verantwortlich für ihre Eltern, nicht mehr andersherum. 
  • Verschiedene Ratgeber und Gespräche mit Experten helfen, mit der Situation umzugehen. Informationen und Anlaufstellen ebenso. 
  • Sie sind nicht gesetzlich verpflichtet, sich um Ihre Eltern zu kümmern. Optimal ist aber, wenn alle mit der Art des Zusammenseins und der Wahl der Pflege einverstanden sind und man ohne Konflikte auskommt. 

 

Wie fühlen sich Kinder alternder Eltern?

Der Gedanke daran, die eigenen Eltern zu verlieren, ist unerträglich. Es ist deshalb ein Gedanke, den man gerne verdrängt. Deuten Verhaltensweisen der Eltern jedoch darauf hin, dass das Unausweichliche womöglich in nicht allzu ferner Zeit eintreten könnte, wird es immer schwerer, über die Situation hinwegzusehen.

Wie in so vielen Lebenslagen ist es am besten, wenn man schon vorab über die Thematik spricht – nicht erst, wenn man mitten in der Situation steckt und Emotionen ein objektives Beurteilen erschweren. Wir geben Ihnen Rat, wie Sie sich mit dem Thema, dass die eigenen Eltern älter werden, auseinandersetzen können. 

Warum es uns so schwerfällt, unsere Eltern altern zu sehen

Dass unsere Eltern zunehmend älter werden, bedeutet, dass wir sie womöglich nicht mehr lang in unserem Leben haben dürfen. Zudem sorgen Schwächen wie Vergesslichkeit, Konzentrationsverlust oder Garstigkeit dafür, dass die Rollen getauscht werden: Waren es einst die eigenen Eltern, die einen umsorgt oder bei Laune gehalten haben, sind es nun die Kinder, die dies mit den Eltern tun müssen. Viele Kinder kommen mit diesem Rollentausch nicht klar – sie sorgen sich darum, verantwortlich zu sein. Und sind lieber die, die unterstützt werden, als andersherum. 

Wenn Eltern alt werden: Ratgeber

Über die Thematik, dass die Eltern alt werden, gibt es viele Ratgeber in Form von Büchern oder Podcasts. Doch auch Freunde und Verwandte, die bereits Erfahrungen mit alternden Eltern gemacht haben, können Rat geben. Ein Austausch mit ihnen ist ein hilfreicher Weg, um sich einen Überblick und dadurch Souveränität zu verschaffen. 

Profitieren Sie von den Erfahrungen anderer, teilen Sie sich und Ihre Gefühle mit und scheuen Sie auch nicht, sich mit Experten über Ängste und Sorgen auszutauschen.

Was kommt auf mich zu, wenn meine Eltern älter werden?

Sie werden früher oder später mit der Vergänglichkeit des Lebens Ihrer Eltern konfrontiert. Je früher Sie sich mit der Thematik auseinandersetzen, umso gewappneter sind Sie vielleicht, wenn das Unausweichliche eintritt. Was auf einen individuell zukommt, hängt jedoch davon ab, inwiefern die Eltern altern. 

Werden Sie von körperlichen Einschränkungen geplagt sein oder kommt es zu Erkrankungen wie Demenz? Werden Sie selbst mit dem Altwerden klarkommen, oder wird es ihnen zu schaffen machen? Gestaltet sich eine Pflege oder ein Umzug ins Altersheim als einfach oder schwierig? Auf diese Dinge kann man sich unmöglich vorab einstellen – aber man kann vorab darüber sprechen. 

Bin ich gesetzlich verpflichtet, mich um meine Eltern zu kümmern?

In der Schweiz gibt es keine gesetzliche Pflicht, den Eltern zu helfen. Wenn Ihnen die Pflege nicht möglich ist, suchen Sie am besten gemeinsam mit den Eltern nach Alternativen.

«Die Art, wie man sich um alternde Eltern kümmert, ist oft eine Quelle von Konflikt und Diskussionen innerhalb von Familien», erklärt der Soziologe Thomas Geisen von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Um dies bestmöglich zu verhindern, ist Kommunikation innerhalb der Familie das A und O. Auch Beratungs- und Anlaufstellen können hier weiterhelfen. 

Wenn Eltern alt werden: Das Thema Pflege ansprechen

Wie man in der Zukunft gewisse Dinge regeln will, kann man jederzeit ansprechen. Nicht erst, wenn die eigenen Eltern vielleicht nicht mehr ganz so fit sind. Die Thematiken Vollmachten und Patientenverfügung eignen sich gut als Aufhänger.

Starten Sie mit den Fragen, wer künftig die Steuererklärung übernimmt oder wer welche ärztlichen Schritte entscheiden darf – berücksichtigen Sie gewisses Konfliktpotenzial. 

Wichtig ist, die finanzielle und gesundheitliche Situation der Eltern zu kennen. Anhand dieser Punkte kann unter Berücksichtigung der eigenen finanziellen Mittel das Thema Pflege angesprochen werden – wird diese von der Familie durchgeführt, von einer Pflegekraft oder einer Institution?

Wenn die Eltern alt werden: Beratung

Es gibt verschiedene Versicherungen, die Beratungen zum Thema alternde Eltern anbieten, aber auch extra Beratungsstellen. Eventuell steht Ihnen sogar ein örtlicher Pflegedienst in Ihrer oder der Umgebung Ihrer Eltern zur Verfügung, den man für ein erstes Gespräch kontaktieren kann. 

Informieren Sie sich über die Angebote in Ihrer Nähe und beziehen Sie Ihre Eltern so gut es geht in jeden Schritt mit ein.

Hilfreiche Tipps zum Umgang mit der Situation

Sie befinden sich aktuell in der Situation oder Sie möchten vorab bereits nötiges besprechen und angehen? Hier finden Sie ein paar hilfreiche Tipps. 

1 Das Gespräch mit den Eltern suchen

Sammeln Sie Dokumente in einem Ordner, die später wichtig sein könnten. Klären Sie alle Vollmachten ab, besprechen Sie gegebenenfalls Vorgaben bezüglich eines Erbes und gehen Sie auf individuelle Wünsche der Eltern ein – all dies sind Dinge, die man jederzeit mit seinen Eltern durchgehen kann. Schaffen Sie eine geeignete Atmosphäre und überrumpeln Sie Ihre Eltern nicht gleich mit allem, sondern nehmen Sie sich als Familie häppchenweise Themen vor. 

2 Sich mit Freunden, Familie und Experten über Erfahrungen austauschen

Auch Gespräche mit Freunden zu dem Thema müssen nicht erst stattfinden, wenn Ihre Eltern sehr rapide gealtert sind und schnell gehandelt werden muss. Bereits vorab kann ein Austausch hilfreich sein und unterschiedliche Erfahrungen können bereichern. Ihnen wird auffallen, dass eine Last von den Schultern fällt sobald man sich mit seinen Liebsten über Ängste und Sorgen ausgetauscht hat. 

3 Sich vorbereiten und informieren

Wie immer im Leben, wenn etwas Sorgen bereitet, können Fakten und Informationen helfen, souverän mit der Situation umzugehen. Lesen Sie Ratgeber, besuchen Sie Altersheime, informieren Sie sich beim Personal, um zu erfahren, was sich bewährt oder welche Art von Pflege für Ihre Eltern infrage kommen könnte.

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